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Bericht

Name des Laufes:36. Brockenlauf
mehr zum Lauf: VID3094
Datum des Laufes:2.9.2006 (Sat)
Ort:Ilsenburg
Plz:D0
Homepage:http://www.brockenlauf.de/
Strecken:10k, 27k
Beschaffenheit:Kopfsteinpflaster, Waldweg, Panzerplatten, Asphalt, Schotter usw.
Profil:Gebirgslauf - 12,5 km rauf und 14,5 km wieder runter...
Wetter:Einfach klasse Bedingungen
Teilnehmer:ca. 400
Name des Berichtenden: Karmaik LID2693
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Bericht vom 3.9.2006 (Sun)
Und täglich grüßt die Brockenhexe...

Es war wie im Film: Der gleiche Ort, die gleiche Uhrzeit, das gleiche Ziel, die gleichen Rahmenbedingen... Aber mal von Anfang an!

Nach dem kurzen Anflug einer Erkältung zu Beginn dieser Woche, habe ich mich erst am Donnerstag entschlossen, tatsächlich nach Ilsenburg zum 36. Brockenlauf zu fahren. Leider diesmal ohne meine kleine Familie. Sonst aber war es genau wie letztes Jahr.

Am Freitag – kurz nach Feierabend – packte ich schnell die wichtigsten Utensilien in das Wohnmobil und ich machte mich auf den Weg in den Harz. Wie letztes Jahr nutzte ich nicht die überfüllten Autobahnen, sondern eher die Landstraßen. Ein Fehler wie sich hinterher herausgestellt hat: Vollsperrungen, Brückensanierungen und Stop-and-go auch auf diesem Weg gen Süden... Ich brauchte knapp 4,5 Stunden bis Ilsenburg, davon alleine 45 Minuten aus Hamburg heraus!

Ansonsten war es wie in 2005: Ich steuerte den zu diesem Zeitpunkt noch leeren Schulparkplatz an und ging in Richtung Markplatz. Zu allererst ist mir das sehr milde Klima aufgefallen, die klare Luft und die Stille. Als Hamburger bin ich da schon anderes gewohnt.

Das Organisationsbüro war wie immer im Rathaus. Es war zwar noch nicht viel los, aber die Stimmung unter den ehrenamtlichen Helferinnen war hervorragend. Sehr herzlich wurde ich empfangen, genau so wie ich es aus dem letzten Jahr schon kannte. Die ganze Organisation war erneut von Perfektion geprägt und die liebevolle Wärme der Ilsenburger und dieser kaum beschreibbare Charme dieses Örtchens machen den Brockenlauf zu einem ganz besonderen Erlebnis. Und der Brocken ? Schon auf der Anreise konnte ich den Gipfel der Wahrheit in voller Pracht bei blauem klaren Himmel sehen. Er hat nichts von seinem Respekt einflößenden Charakter in diesem einen Jahr verloren, prachtvoll stand er einfach da.

Geändert hat sich auch in Ilsenburg nichts. Der Marktplatz ließ auch an diesem Freitagabend noch nicht vermuten, was nur 12 Stunden später für ein Volksfest hier stattfindet. Faszinierend, was hier auf die Beine gestellt wurde. Und eines nehme ich vorweg: Die Erbsensuppe nach dem Lauf ist und bleibt der Renner !

Ich machte mir an diesem Abend aber noch einen Topf Nudeln in meinem Wohnmobil und ging früh schlafen. Irgendwann wurde ich von Motorengeräuschen geweckt... Ein verschlafener Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es nun mit den letzten Vorbereitungen losging. Ich glaube es war 6.00 Uhr. Etwas später bin ich dann aufgestanden, habe mir mit einem lecker Frühstück die letzte Kraft einverleibt und durfte erleben, wie der Schulparkplatz innerhalb von einer Viertelstunde voll wurde --> genau wie letztes Jahr. Ein netter Plausch mit meinen neuen Nachbarn und dann begann ich mich gegen 9.00 Uhr einzulaufen. Das habe ich nämlich vom letzten Mal in Erinnerung: Der Brockenlauf geht ohne großes Vorgeplänkel gleich in die Vollen. Wenn da die Muskulatur nicht ausreichend auf die kommende Belastung vorbereitet wird, dann gehst Du schon nach drei Kilometern beim ersten heftigen Anstieg (ein)...
So, schnell noch mal die letzten Bedürfnisse befriedigt und es ging zum Start. Es war eine tolle, aber doch etwas nervöse Grundstimmung unter den Läufern so kurz vor dem Startschuss. Wie letztes Jahr fragte ich mich, ob das Training in der Fischbeker Heide (wir haben in Hamburg nicht so viele Berge...) ausgereicht hat, für einen Hochgebirgslauf auf 1142m bei dem gut 900 Höhenmeter auf dem Plan stehen. Ich beruhigte mich, dass ich damals auch nicht zusammengebrochen bin und 3 Wochen später persönliche Bestzeit beim Berlin-Marathon lief.

9.44 Uhr – der Countdown wurde von der Bühne ausgerufen, dann der Startschuss! Die im Gleichtakt wippende Läufergemeinde machte sich auf den 27km langen beschwerlichen Weg hinauf zum Brocken und wieder zurück. Die ersten 12,5 km sollte es nun stetig bergauf gehen. Zunächst führte uns die Strecke durch dieses malerische Ilsenburg, immer leicht ansteigend, aber alles in angenehmen Rahmen. Anders als im letzten Jahr, schlug ich diesmal ein höheres Grundtempo ein, ich bewegte mich aber immer noch mit einer Wohlfühlgeschwindigkeit vorwärts. Meine Polar zeigte etwas von 5:30 min/km an, als es dann in den Wald ging. Ich wusste ja noch, um was für einen ersten Anstieg es sich hier kurz nach Ortsausgang handelte... Und tatsächlich, die ersten begannen schon hier zu gehen, lautes Schnaufen links und rechts. Mir war klar, dass ich dieses Tempo erst auf der anderen Seite des Brockens wieder erreichen würde, und passte mich den Bedingungen an.

Diese erste Rampe schien kein Ende nehmen zu wollen. Dennoch genoss ich diese herrliche Atmosphäre des Waldes, die fast sommerlichen Temperaturen und das sonnige Blitzen und Blinken durch die Bäume. Die äußeren Bedingungen für diesen Lauf waren wieder einmal fantastisch!

Geschafft, die erste Rampe wurde von einem Plateau abgelöst. Die Beine wurde hier nicht nur vom mir gelockert und der Puls konnte auch wieder gegen normal gebracht werden. Das Plateau erlaubte uns einen ehrfürchtigen Blick auf das vordergründige Ziel dieses Events... den Gipfel. Einmal tiefsinnig durchgeatmet und weiter ging es.

Nach etwa 6,5km gab es die erste Verpflegungsstation. Liebevoll wie die Begrüßung am Vorabend war hier der Gabentisch mit Apfelstücken, Bananenhälften, Wasser und Tee gedeckt. Die Helfer luden geradewegs zur Rast ein, nur Platznehmen wollte keiner des laufenden Feldes. Wie es sich für einen Landschaftslauf in einem Naturschutzgebiet gehört, konnten die Becher sofort entsorgt werden und es landete mit Sicherheit kein Müll in der Natur. An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an die Veranstalter und die große Arbeit der Helfer - vorbildlich!

Es wurde steiler und unwegsamer. Das Schnaufen in meiner Gruppe wurde lauter, die Stimmung aber nicht schlechter. Eher konzentrierter, denn die Wege waren hier alles andere als eben. Wir konnten wieder den einen oder anderen Läufer überholen, der sich gehenderdings dem Gipfel näherte. Mein Ziel war es zumindest bis zu den Panzerplatten im Laufschritt zu bleiben. Dann ging es nach ziemlich genau einer Stunde tatsächlich links ab: Die Betonplatten zum Scheitelpunkt. Doch der war noch knappe 3km entfernt. Nur wenige versuchten das Nahziel laufend zu erreichen. Warum auch – mit strammen Schritten war man eh schneller.

Trotz dieser schmerzhaften Anstrengungen hat sich dieser Abschnitt wieder einmal voll gelohnt. Wann hat man schon einen solchen traumhaften Blick über den Harz, ganz klar konnte man weit in die Ferne schauen, den Stausee erspähen, Torfhaus und noch viel mehr. Doch Vorsicht war geboten. Die Platten sind nicht ganz eben und mit fiesen Löchern versehen. Da kann man schnell mal umknicken. Also „ging“ es konzentriert weiter bergauf. Zwischenzeitlich konnte man hin und wieder für einige Meter in den Laufschritt fallen, dann endlich ab dem Schild des 1000. Höhenmeters wurde es etwas flacher. Von hier waren es zwar noch 142 Höhenmeter, aber die Kuppe mit seinen Sendeanlagen und Gebäuden direkt vor Augen. Das war Motivation pur. Plötzlich ein Schnauben und Pfeifen: Die Brockenbahn!! Ein Glück, dass ich nicht noch schneller unterwegs gewesen bin. Sonst hätte ich nämlich vor den Bahn stoppen müssen, sie hat schließlich Vorrang... Aber so lief es für mich und meine Gruppe dann über die Schienen und das letzte Stück Querfeld direkt in die Arme der Brockenhexe. Die stand nach 1:27 Std. immer noch auf dem Gipfel, lächelte mir kurz zu, um dann böse grinsend und mit dem Besen drohend mir hinterher zu laufen.... Ich nahm die Beine in die Hand und machte mich flugs vom Acker...

Es ging abwärts. Aber nur vom Streckenprofil. Mir ging es nämlich erstaunlich gut. Als ich mich dann von der Ganzkörpergänsehaut ob des Brockengipfels befreite, konzentrierte ich mich wieder auf die Straße. Vorbei an mir zujubelnden Menschen ging es dann zunächst auf Asphalt in Richtung Tal. Kurz nach den Schienen der Brockbahn gab es eine weitere Verpflegungsstelle. Hier griff ich zu und wärmte mich mit einem herrlich heißen Tee wieder auf. Auf dem Brocken war es nämlich gefühlte 5° C kalt...

Die Straße hinunter war nicht ganz ohne. Zwar konnte man hier prima Tempo aufnehmen, eigentlich konnte man gar nicht anders, aber es gab auch böse Schlaglöcher und Bodenwellen. Eine solche Welle wurde meinem Vorläufer zum Verhängnis. Ein Wunder, dass ihm bei dem spektakulären Sturz mit mindestens 15km/h nicht ernsthaftes passierte... Er stand wieder auf und lief weiter. Mich rüttelte der Sturz aus meinem Tunnel und ich zwang mich erneut zur Konzentration. Gerade dann, als es wieder in den Wald ging. Der Weg war zwar gut zu Laufen, aber wegen der geographisch aufgezwungenen hohen Grundschnelligkeit nicht zu unterschätzen. Das Bremsen fiel mit der Zeit doch arg schwer. Auch dieses Jahr wünschte ich mir nach gut 5-6km bergab wieder einen Anstieg... Nix da, es ging unaufhörlich weiter in die Tiefe.

Die Augen auf das Terrain gerichtet konnte ich dennoch bald ein Schild am Wegesrand ausmachen: Ilsenburg 6,5 km glaube ich... Kurze Zeit darauf und ein paar hundert Höhenmeter tiefer endlich tatsächlich Kilometerangaben vom Veranstalter. Mit einem Blick auf die Uhr erkannte ich, dass ich meine Zeit vom vergangen Jahr werde unterbieten können. Super! Weiter ging’s bergab über Stock, Stein und was weiß ich...

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel begann ich eine kurzweilige Unterhaltung mit meinem Nachbarn. Wir liefen schon so einige Höhenmeter abwärts zusammen und hielten stets das gleiche Tempo. Meine Uhr zeigte etwa 4:20 min/km an. Das dieser Wert nicht stimmen muss war mir klar, dennoch schielten wir beiden nun auf neue Bestzeiten. Mein neuer Laufpartner nahm dieses Jahr bereits zum 7. Mal teil, „Der Brockenlauf ist ein MUSS im Terminkalender“, so seine Worte. Ich war zwar erst zum zweiten Mal hier am Start, aber ich denke, wenn diese muskulären Schmerzen endlich Vergangenheit sind, dann werde auch ich den ersten Samstag im September 2007 wieder kommen.

Es ging aus dem Wald heraus, die Ortsgrenze von Ilsenburg wurde erreicht. Noch etwa 2 km. Hier hatte ich nun das Gefühl gegen eine Wand zu laufen... Die ganze Zeit gut beschützt vom Schatten spendenden Wald, waren wir nun auf den letzten Metern der strahlenden Sonne ausgesetzt. Ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte, die Zuschauer am Straßenrand jubelten uns herzhaft zu. Ich erinnere mich an einen Stand mit Musik und Moderation, der die Stimmung noch einmal so richtig anheizte und jeden kommenden Läufer mit passenden Worten motivierte: Danke schön hierfür !

Noch 500 Meter, Zähne zusammenbeißen, und Schlussoffensive. Ich war hier bereits deutlich unter meiner Zeit vom letzten Jahr... Das Kopfsteinpflaster war überstanden, die letzte Kurve, das Ziel. Geschafft! Nach 2:36:21 Stunden habe ich den Brocken samt Rückkehr erobert. Ein schönes Gefühl. Noch... vom Muskelkater berichte ich nächstes Jahr ;o)


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