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Bericht
Name des Laufes: | Swiss Alpine Marathon 2006 mehr zum Lauf: VID3695 |
Datum des Laufes: | 29.7.2006 (Sat) |
Ort: | Davos |
Plz: | CH |
Homepage: | http://www.alpine-davos.ch/cms/index.php?uebersicht |
Strecken: | 78,5k, MA, 28k, 21k |
Beschaffenheit: | alles, bis auf Schnee und Eis |
Profil: | bergig, +/- 2320 Hm bei 78,5 km |
Wetter: | bedeckt, zum Teil Regen, unten angenehm kühl, oben teilweise sche**kalter Wind |
Teilnehmer: | im Ziel beim K78: 122 Frauen und 812 Männer |
Name des Berichtenden: |
wi(e)nfried LID32 Winfried aus Bericht vom 31.7.2006 (Mon) |
Nach drei Jahren, in denen ich nie etwas längeres als einen Marathon gelaufen bin, habe ich am Samstag probiert, ob ich so lange Strecken überhaupt noch laufen kann. Das Training ist nach dem Wienmarathon ja nicht mehr so toll in Schwung gekommen, die Form dürfte sich aber noch einigermaßen gehalten haben. Am Samstag um 8 Uhr in der Früh geht es mit einer Runde durch Davos los, und ich versuche ein Tempo zu finden, dass für 78,5 km und +/- 2320 Hm passt. Kilometerschilder gibt es nur alle fünf Kilometer, aber die würden dabei auch nicht helfen, da es von Anfang an immer wieder bergauf und bergab geht, also bleibt nur nach Gefühl zu laufen. Die ersten 30 km sollte es im Schnitt eigentlich bergab gehen, aber mir fallen mehr die Bergaufstücke auf, ist es zum Teil schon etwas anspruchsvoller zu laufen, aber bis auf ein sehr steiles Bergabstück nicht schlimmer als die Runde um den Lainzer Tiergarten. Nachdem am Start ungefähr vierzig Läufer (von rund 1000 Teilnehmern) vor mir waren, beginne ich jetzt langsam immer wieder ein paar Läufer zu überholen, darunter eine sechsköpfige Gruppe um Vorjahressiegerin Jasmin Nunige aus Davos. Landschaftlich besonders schön und auch angenehm zu laufen geht es dann durch die Zügenschlucht und über das berühmte Wiesner Viadukt, wo nur ein sehr schmaler Fußgängersteg neben den Gleisen der Rhätischen Bahn hoch über dem Taleinschnitt verläuft. Auf diesem Abschnitt komme ich so richtig schön in Schwung, dass ich mich danach beim ständigen Bergauf-bergab im Wald wieder etwas bremsen muss, schließlich sind danach, als ich endlich bei Filisur auf knapp über 1000 m am tiefsten Punkt der Strecke angelangt bin, erst 32 km absolviert. Über die Straße, die weiter auf den Albulapass führt, kommt man einige Kilometer später ins schon wieder höher gelegene Bergün. Am Weg dorthin überhole ich auch zwei Läufer, die schon deutlicher langsamer unterwegs sind. Schön langsam spüre ich in meinen Beinen zwar auch schon etwas Ermüdung, aber insgesamt läuft es sich noch recht locker. In Bergün, das ich nach knapp drei Stunden erreiche, ist dann eine sehr tolle Stimmung entlang der Strecke, hier stehen auch viele Teilnehmer des K42 (eine der kürzeren der angebotenen Strecken), die in genau einer halben Stunde starten werden und dann großteils die gleiche Strecke wie die K78-Läufer nach Davos laufen werden. Ab Bergün geht es dann bis zur Keschhütte auf über 2600 m bei km 53 fast nur noch bergauf. Am Anfang läuft das ziemlich gut, ich kann wieder ein paar Mal überholen, während ich nur von einem Läufer, der dafür aber deutlich schneller ist, überholt werde. Besonders auf der zweiten Hälfte von diesem Anstieg gibt es immer mehr steilere Stücke, die ich gehend bewältige, mit der Zeit wird es aber schwieriger mich für die etwas flacheren Passagen dazwischen wieder zu einem Laufschritt zu motivieren, eigentlich warte ich nur noch darauf, bis endlich diese verdammte Hütte auftaucht. Während es bisher von den Temperaturen sehr angenehm zu laufen waren - auch zeitweise leichte Regen hat kaum gestört - wird es hier oben auch schon etwas kühl. Dann kommt sie aber endlich ins Blickfeld und nach gesamt ungefähr 4:40 h ist die Keschhütte endlich erreicht. Gleich nach der dortigen großen Vepflegungsstation geht es sofort wieder mehr als 200 Hm hinunter, bis die K78-Läufer nach links auf den sogenannten Panoramatrail abbiegen dürfen, während die anderen Läufer noch viel weiter hinuntermüssen, um erst später beim Scalettapass auf wieder über 2600 m auf die K78-Strecke zu stoßen. Das Bergablaufen dürften meine Beine zur Erholung genutzt haben, auf dem Panoramatrail, der die ganze Zeit quer am Hang verläuft, rollen sie wieder locker dahin, egal ob es zwischendurch bergauf, kurz eher flach oder bergab geht, es macht Spaß, und ich fühle mich richtig wohl. Wie ich dem Scalettapass dann näher komme, geht es wieder mehr bergauf, und vor allem beginnt von dort ein kalter Wind immer stärker zu blasen. Aus dem leichten Tröpfeln ist inzwischen ein stärkerer Regen geworden, ich bin komplett nass und mir wird langsam ernsthaft kalt. Am Pass oben soll jedes Jahr der Rennarzt stehen, alle Teilnehmer befragen, wie es ihnen geht, um sie erst danach weiterlaufen zu lassen. Zu mir sagt er aber nur: "Super, Winfried!" - der Name steht auf der Startnummer - und ich darf endlich von diesem kalten Berg hinunter, bis Davos sind es jetzt noch 18 km. Das erste Stück davon geht steil bergab und ist sehr steinig, blöderweise kann ich davon nicht viel sehen, weil die Brille angelaufen ist, kurz probiere ich es auch ohne, aber bei -4 Dioptrien ist das auch nicht so toll. So verliere ich einige Zeit, steige ein paar Mal blöd auf einen Stein und kämpfe gegen das Stolpern. Inzwischen ist mir nicht nur am Oberkörper kalt, sondern auch die Oberschenkel, an denen ich vorher noch die Hände aufgewärmt habe, kühlen aus. Überholt werde ich auch, zuerst von einem einzelnen Läufer, der mit einer irsinnigen Geschwindigkeit bergab läuft, danach noch zwei direkt hintereinander, das müssen die Führenden vom K42 gewesen sein. Aber auch K78-Läufer überholen mich, darunter auch eine Frau. [Das war die Elke Hiebl, die 2. Frau im Ziel.] Ich weiß nicht mehr was zuerst war, aber irgendwann ist der Wind weg, der Weg einfacher zu laufen, der Regen hat nachgelassen, die Sicht wird besser, die Landschaft wieder grün, und ein Stück vor mir sind schon die Verpflegungszelte von Dürrboden zu sehen - ein schöner Anblick. :-) Auf den letzten 14 km geht es meistens leicht abfallend auf schmalen Wegen über Wiesen, wo das Laufen gefühlsmäßig noch recht zügig geht, auch wenn ich mich jetzt ständig konzentrieren muss, um aus Faulheit nicht langsamer zu werden. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Anstiege, aber auch dort läuft es noch recht gut. Überholt werde ich noch ein paar Mal, das dürften aber hauptsächlich wieder K42-Läufer sein, ich selbst kann nur ein paar Staffelläufer vom Teambewerb überholen. Schrecklich nervt jetzt, dass nach dem "noch 10 km"-Schild, das schon viel später als erwartet gekommen ist, das "noch 5 km"-Schild noch viel länger auf sich warten lässt, sodass ich schon geglaubt habe es übersehen zu haben - anscheinend stimmt das Entfernungsgefühl überhaupt nicht mehr. Kurz bevor man richtig nach Davos hineinläuft, kommt noch ein kleiner Umweg mit einem steilen Anstieg in den Wald hinein. Sonst bin ich heute solche Steigungen gegangen, aber diese laufe ich jetzt durch - wahrscheinlich aus Trotz. Einen kleinen Waldweg bergab, ein längeres Stück auf der Straße und dann ist endlich der Bogen zu erkennen, durch den man ins Stadion einläuft, wo wir in der Früh gestartet sind. Auf der Bahn kann ich sogar noch ein paar K42-Läufer einsammeln, und mit 7:11:52 bin ich im Ziel. Das ergibt Rang 21 von 812 Männern, die ins Ziel kommen, zwei von 122 Frauen waren auch schneller. Mein "geheimes Traumziel" unter sieben Stunden zu bleiben, oder unter die ersten zehn Läufer zu kommen (die werden nämlich für nächstes Jahr eingeladen), habe ich damit zwar verpasst, aber mit den gewonnen Erfahrungen kann ich das beim nächsten Mal wieder probieren. Allein schon, um zu wissen, wie es beim Scalettapass bei Schönwetter aussieht, muss ich dort wieder hin. |