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Bericht

Name des Laufes:Quelle Challenge Roth
mehr zum Lauf: VID4145
Datum des Laufes:2.7.2006 (Sun)
Ort:Roth
Plz:D9
Homepage:www.challenge-roth.de
Strecken:3,8/180/42
Beschaffenheit:Wasser, Asphalt, Sand und Schotter
Profil:flüssig, bergig, flach
Wetter:warm und sonnig
Teilnehmer:3000
Name des Berichtenden: Ali LID1356
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Bericht vom 4.7.2006 (Tue)
Ein Wahnsinnstag ist vorbei.
Im September 05 nach stundenlangen Zuschauen beim Ironman Hawaii (via Internet) entstand der Gedanke, dass man dies doch auch mal machen könnte. Im Dezember 05, als die Startplätze zum Ironman Frankfurt weg waren und die zum QCR auch langsam zu Ende gingen, hieß es jetzt oder nie. Vera, eine Freundin aus München und ich meldeten uns an.

Schwimmen im Kraulstil konnte ich schon ein paar Meter, Fahrradfahren hab ich früher auch schon ab und zu gemacht, und Laufen ging seit ein paar Wochen auch wieder schmerzfrei. Beste Voraussetzungen also ;-).
Das Training ist unter http://www.iron-wo-man.de dokumentiert.

Freitag: Unterlagen abholen, Nudelparty vom Feinsten und Shoping durch die Messe.
Sonnabend: Früh wurde der Main-Donau-Kanal für ein paar Stunden gesperrt zum Testschwimmen, muss man natürlich mitnehmen. Nachmittags Rad einchecken, nachdem noch diverse Um- und Anbauten vorgenommen wurden. Abends Wettkampfbesprechung, muss ein Rookie natürlich mitnehmen. Gelernt, das Windschattenfahren böse ist, aber Radhelm absetzen noch schlimmer. Vera wollte noch Pizza essen und da wurde, die etwas überforderte Gastronomie noch auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Wecker auf 3:45 Uhr gestellt und ab in die Heia.

Raceday: Frühstück um 4:00 Uhr, Ankunft auf dem Parkplatz kurz vor 5:00 Uhr, Panik am Eingang. Wir hatten unsere Armbändchen abgemacht, weil wir dachten, dass die beim Neo anziehen stören. Wir hatten den Chip und wir hatten eine Startnummer, aber kein gelbes Bändchen um den Arm. Aber das ist das Schöne in Roth, man findet für alles eine Lösung. Nach etwas Hin und Her hatten wir neue Bändchen. Später haben wir etwas ähnliches noch mal erlebt. Die von der Orga herausgegebene Devise \\\"Wir tun alles dafür, dass dies ein unvergesslicher Tag wird\\\" wird ernstgenommen und war immer spürbar.
Vera startete mit den Profis (wie alle Frauen) um 6:20. Ich hatte noch eine Stunde Zeit und durfte den Start miterleben. Es war irre (wie alles an dem Tag). Der Sprecher animierte die Zuschauer, laute Musik dröhnte und der Startschuss fiel. Ich hatte jetzt Zeit mein zweites Frühstück, in Form von Powerbar-Häppchen, auf dem Rad anzurichten und mich langsam in den Neo zu zwängen. Bisschen in die Sonne setzen und dann ab zum Start.

Rennen:
Schwimmen:
Unsere, die letzte Gruppe war dran. Rein ins Wasser, Neo geflutet, noch mal raus, wieder rein. Peng, der Startschuss. Die Hälfte der Starter war an der Startline, die andere Hälfte dümpelte irgendwo zwischen Einstieg und Linie rum, ich natürlich auch. Nagut, es bewahrte mich davor allzuviel geschlagen und getreten zu werden und die 100m extra machen den Kohl auch nicht fett. Nach ein paar Hundert Metern hatte sich das Feld einigermaßen sortiert und man konnte langsam daran denken, etwas vernünftig zu schwimmen. Ab und zu tauchte mal ein Bein vor einem auf, ab und zu mal die Richtung neu anvisieren. Ich schätze mal, dass ich auch diverse Extra-m geschwommen bin, weil ich beim Ausweichen meist übertrieben habe. Meist fühlt sich bei mir der erste km etwas anstrengend an. Aber irgendwann rollt es dann. Die erste Wende kam ein paar Hundert Meter bevor ich sie, nach der Zeichnung, erwartete. Super! Zurück, irgendwann fing es an richtig Spaß zu machen. Ups, der Untergrund wird auf einmal so hell. Kopf raus, aha das war also das Ufer und da sprang jemand rum und wollte mir genau das sagen. Wieder korrigiert und weiter. Dann sah ich neben mir einen Fuß. Oh je, der schwamm, genau wie man es nicht, soll mit angewinkelten Füssen. Ich wahrscheinlich auch, also schön die Füßchen ausstrecken. Nach ein paar Minuten bekam ich einen Schlag auf die Wade, jemand hatte mich ausversehen aus meinen Träumen gerissen und der vom Ausstrecken angespannte Muskel krampfte. Kopf raus und der andere Schwimmer bekam einen Schreck weil ich so verzehrt schaute, er hatte mich ja nur leicht berührt. Bein locker gelassen und weiter. Dann kam der Startbereich wieder in Reichweite und den Krawall bekam man sogar unter Wasser mit. Aha, Staffelstart der eine Stunde nach mir los ging, ups, das kann doch nicht sein. So schnell kann ich wirklich nicht sein. Die Erklärung folgte umgehend. Die am anderen Ende fehlenden Meter waren auf diese Seite verlegt worden. Auch diese Wende geschafft. Helfer, die bis zum Bauch im Wasser standen packten die taumelnden Gestalten und führten sie zur Treppe. Geschafft. Beim Überlaufen der Matte schaute ich auf die Uhr, ungläubig, 10mim schneller als geplant.
Jetzt wusste ich, dies wird mein Tag.

Rad:
Fleißige Helfer schütteten meinen Radbeutel aus. Umgezogen und ab zum Radl. Nur ein Gedanke, Radhelm nicht vergessen, sonst wirst du gesteinigt. Also den erst mal aufgesetzt. Den Rest angepellt, Rad geschnappt und ... ich will hier raus. Eine Frau winkte mich zu Matte und ich fragte, ob ich mich jetzt raufsetzen darf. Sie lachte und meinte ich soll Gas geben. Irgendwo hatten die Belehrungen und Drohungen mit Disqualifikation bei mir ein Trauma hinterlassen. Der nächste Gedanke war der Ratschlag von Magnus, Puls runter und die Energiespeicher auffüllen. Nach 1-2km war ich halbwegs klar und ich begann die leckeren Häppchen auf meinem Oberrohr zu verputzen. Jetzt begann eigentlich der tollste Teil des ganzen Rennens. An jedem Berg standen Zuschauer, die einen mit allen Mitteln anfeuerten. In den Ortschaften tobte der Bär. Namentliche Durchsagen, tolle Musik und immer wieder Zuschauer die so taten, als ob ich der Spitzenfahrer wäre. Ab und zu mal winken, Danke sagen und Kinder abklatschen. Die Verpflegungspunkte waren reichlich und toll organisiert, Jugendliche die ihre \\\"Produkte\\\" wie Marktschreier anpriesen. Hand ausstrecken und man hatte was man brauchte, wie im Schlaraffenland. Die Berge, die mich erwarteten, kannte ich und ich wusste es geht auch wieder bergab, kein Problem. Das mehrmalige Abfahren der Strecke im Training zahlte sich jetzt aus und war eine gewaltige Hilfe. Bei km 10 überrundete mich die Spitze in einem Pulk von Begleitfahrzeugen. Während des ganzen Rennens zogen auch Staffelstarter und Topathleten mit niedrigeren Startnummern vorbei und die anderen Startnummern kannte man bald weil es meistens ein wechselseitiges Überholen war. Wie ich selbst zweimal erlebte wurde das Windschattenfahrverbot auch kontrolliert und geahndet mit einer schwarzer Karte (Zeitstrafe 8min). Also immer schön Schwung geholt beim Überholen.
Dann kam der Solarer Berg. Aus Berichten wusste ich, dass dies ein Höhepunkt war, und das war er auch. Da quält man sich einen Berg, durch ein dichtes Spalier, hoch, grinst wie verrückt, klatscht Kinder ab, die Musik dröhnt, einfach Wahnsinn. Erste Runde geschafft. Die zweite Runde war etwas anstrengender. Man spürte die Oberschenkel und es wurde auch immer wärmer, aber ich hatte eigentlich nie, während des ganzen Rennens, den Eindruck, das ich mich quäle. Und je mehr ich merkte, dass ich gut im Zeitlimit liege, um so glücklicher war ich und genoss die Fahrt. Es gab nur eine Schrecksekunde als mir am Berg die Kette vom kleinen Kettenblatt sprang, und ich dachte sie wäre gerissen, aber nach 2-3 Min hatte ich sie wieder drauf. Und noch mal der Solarer Berg, die Zuschauerreihen hatten sich etwas gelichtet, die Radfahrer aber auch. Eine Frau abgeklatscht, was der Lautsprecher dann auch kommentierte. Der letzte Kick den Berg zu schaffen. Bei km 170 achtete ich langsam darauf, etwas lockerer zu fahren und mich auf das Laufen zu freuen.

Laufen:
Umgezogen, etwas erschrocken als ich Vera hinter der Absperrung sehe. Kurzer Wortwechsel, wir sehen uns im Ziel. Ein wenig Respekt hatte ich vor diesem Moment, würden die Beine noch laufen wollen? Es ging besser als erwartet. Nach 2km lief es rund. Ich hatte geplant bei jedem Verpflegungspunkt zu gehen und dann wieder loszutraben. Jetzt begann eine Reihe von Fehlern, die ich mir erst hinterher klar machte. Ich stopfte ziemlich planlos an jedem Verpflegungspunkt etwas in mich rein, wovon ich dachte das es mir jetzt gut tun würde. Gel, Cola, Iso, Kuchen und jede Menge Wasser. Dass das der Körper das nicht verarbeiten konnte merkte ich erst bei ca. km 20 als es zu spät war. Mir war einfach ziemlich flau im Magen und die Beine fühlten sich auch nicht mehr so toll an. Der Verstand sagte, wenn ich jetzt weiterlaufe, könnte ich noch alles versauen. Gehpausen über mehrere km und der Magen beruhigte sich etwas. Bei ca. km 30 war ich wieder einigermaßen hergestellt und ich trank jetzt nur noch Wasser in kleinen Schlucken, aber die Luft war raus. Ich hatte mir einen ziemlich flotten Walkingstil zugelegt, der von kleinen Trabpause unterbrochen wurde. Und ständig hab ich gerechnet, was ich machen muss, um unter 14 Stunden zu bleiben. Aber erstes Ziel war immer noch, das Ankommen im Zeitlimit (15 h) nicht zu gefährden. Ich hatte unterwegs genug mahnende Beispiele, was alles passieren kann. Das Verrückte war, das jede Rechnung was anderes ergab. Nur die 5km-Splits sagten, es kann noch funktionieren mit den Sub14. So ging das bis km 40. Kurzes Antraben, ja das Laufen geht noch. Noch ein Stück marschiert und dann die letzten 1,5 km in den Laufschritt und ab zum Ziel. Von weitem hörte man schön den Lautsprecher, ich lief automatisch immer schneller. Rein ins Spalier, der Sprecher ruft Namen und Wohnort, laute Musik und Menschen, ich hab das Gefühl ich könnte noch stundenlang so laufen. Ziel!. Jemand hängt mir die Medaille um und ich steh einfach grinsend in der Gegend rum. Irgendwann drück ich die Stoppuhr und stelle fest, dass ich es geschafft habe. Anzukommen und noch deutlich unter 14 Stunden zu sein.

Ich muss es noch einmal erwähnen, weil es oben vielleicht klingt als wenn ich etwas leiden würde, aber ich schwebte eigentlich die ganze Zeit auf einer Hochstimmungswolke und stellte mehr sachlich fest dass irgendwas nicht stimmte (Magen oder Beine) und versuchte das zu regulieren und das Ziel Ankommen nicht zu gefährden. In etwa so wie man einem Schlagloch auf der Strasse ausweicht, um nicht den Schlauch kaputt zu machen. Ich konnte jederzeit mit Zuschauern rumalbern oder mit Läufern ein paar Worte wechseln. Es war ein langer Weg durch eine Party.

Noch ein paar Bemerkungen. Ein Dankeschön an die Orga, die Helfer und die Zuschauer. Es war ein Megaevent. An meine sportliche Heimat, die Newsgroup drsl, für Hinweise und auch Kritik, besonders an Sapsi und Magnus, die mir mit Tipps und Anteilnahme sehr geholfen haben, bis kurz vor dem Start. An meine Neustädter Freunde, die mir vierblättrige Kleeblätter mit auf den Weg gegeben haben. Und ganz besonders an Vera, die mir in einem Jahr beigebracht hat vernünftig zu schwimmen, die mir geholfen hat wieder laufen zu können und mir in Roth durch ihre Anwesenheit beigestanden hat.

Zeiten:
Schwimm: 01:34:16
1. Wechsel: 00:08:27
Rad: 06:57:14 (Split ca. 3:19 / 3.38)
2. Wechsel: 00:07:47
Lauf: 05:04:26 (Split ca. 2:20 / 2:44)
Gesamt: 13:52:12

Ja, das werde ich wieder machen!
Etwas mehr Radtraining sollte 30 min bringen, etwas mehr Erfahrung bei der Verpflegung während des Laufens sollte 30min bringen.
Neues Ziel Sub13.
Roth, ich komme wieder!

Danke fürs Lesen,

Alex


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