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Bericht

Name des Laufes:1. Aesculap Donautal-Marathon
mehr zum Lauf: VID3267
Datum des Laufes:18.6.2006 (Sun)
Ort:Tuttlingen
Plz:D7
Homepage:http://www.runundfun.de/
Strecken:10k, HM, MA
Beschaffenheit:überwiegend Wald- und Feldwege
Profil:1. Hälfte ziemlich hügelig, dann flacher
Wetter:Zunächst drückend schwül warm, dann brutal heiß!
Teilnehmer:rund 450
Name des Berichtenden:Finisher 20XX
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 27.6.2006 (Tue)
Der in diesem Jahr erstmalig ausgetragene Aesculap-Donautal-Marathon ist ein Landschaftslauf durch das Obere Donautal und den Naturpark zwischen Hausen im Tal und Tuttlingen. Da ich vor 20 Jahren mal eine Weile in dieser landschaftlich wirklich superschönen (für meinen Geschmack auf Dauer aber etwas zu abgelegenen) Gegend studiert hatte, konnte mich mein Freund Markus (der ursprünglich aus dieser Gegend kommt) relativ unproblematisch (quasi zwischen 2 Bieren auf einer Party) für diesen Lauf begeistern - und so machten wir uns ein gutes halbes Jahr später gemeinsam auf den Weg…

Markus hatte in dieser Zeit absolut konsequent trainiert, sich aber genau 14 Tage vor dem Start dennoch eine üble Überlastung im Oberschenkelmuskelansatz zugezogen, war seitdem tagtäglich in Behandlung gewesen und konnte den Traum vom seinem ersten Marathon einfach nicht aufgeben. Ich selbst war 4 Wochen zuvor den Rennsteig Supermarathon gelaufen und hatte danach läuferisch nicht mehr allzu viel getan – einen langen Lauf und ein bisschen Tempotraining halt, ansonsten lediglich ein paar ruhige Erholungsläufe…

Das Wetter war das gesamten Wochenende über ziemlich schwül und unbeständig – zwischen Hitzerekorden und schweren Unwettern war alles drin, aber am Marathonmorgen blickten wir dann in einen makellos blauen Himmel. Kaum 100 Meter vom Start entfernt hatten wir in einer kleinen Pension übernachtet – problemloser geht’s nicht. Ich bestaunte die lässige Perfektion der Organisatoren beim Startaufbau und die sich vor dem Hintergrund der Donautalfelswände wunderschön in die sonnige Höhe verflüchtenden leichten Morgennebel – selten bin ich unmittelbar vor einem Marathonstart so extrem entspannt im Hier und Jetzt gewesen. Schwüle Wärme umschmeichelte uns und ich verleibte mir vorsichtshalber noch einen letzten Liter Mineralwasser ein - und beließ es ansonsten bei meiner gewohnt minimalistischen Vorbereitungsroutine. Stattdessen genoss ich die Atmosphäre und dachte dabei (im Nachhinein geradezu erstaunlich) wenig an meine früheren Aufenthalte in dieser Gegend. Das Läuferfeld setzte sich überwiegend aus lokalen Laufgrößen zusammen, wirkte insgesamt relativ fit und vor allem ebenfalls unaufgeregt erwartungsfroh. Markus betraf dies alles jedoch nicht, denn die medizinischen Daueranwendungen der letzten beiden Wochen hatten seine Schmerzen nicht wesentlich lindern können und die ersten Probelaufschritte hatten weh getan. So stand er ziemlich in sich gekehrt herum und ging dann irgendwann ohne weitere Kommentierung ans hinterste Ende des Starterfeldes - sich offenbar nur zu gut bewusst, dass das, was ihn hinter der Startlinie erwarten würde, komplett in den Sternen stand… Eigentlich sprach rein rational nahezu alles gegen ihn, aber offenbar verspürte er dennoch diese manchmal seltsamerweise allen Bedenken zum Trotz auflodernde Hoffnung. Er wollte es zumindest ernsthaft versuchen – kleine Wunder soll es ja immer wieder mal geben…

Die Festreden hielten sich im Rahmen und um 08:30 erfolgte der Startschuss. Bereits wenige Sekunden später überquerte ich die rote Zeiterfassungsmatte und konnte im lediglich knapp 450 Läufer zählenden Teilnehmerfeld fast unmittelbar anschließend mein eigenes Tempo laufen. Auf den weitgehenden schattigen ersten Kilometern freute ich mich noch über das sonnige Wetter, denn die Gegend wurde von der Morgensonne wirklich wunderschön ausgeleuchtet. Die Wald- und Feldwege der ersten Marathonhälfte waren insgesamt sehr viel hügeliger als ich dies vom Streckenprofil her erwartet hatte, aber dennoch lief ich auf den ersten 20 Kilometern ein ziemlich konstantes 4:45er Wohlfühltempo. Eigentlich hatte ich nur locker unter 3:30 laufen wollen, aber bei einer sehr viel flacheren zweiten Hälfte schien an diesem Tag ja auf doch mehr drin zu sein… Schon praktisch, wenn man jeden Kilometer seine Zwischenzeit nehmen und so auf einmal von einer 3:10er Endzeit träumen kann – verwirrend aber, wenn parallel zwei ältere Marathonrecken an einem vorbeiziehen und von 3:45 als Zielzeit reden, „weil sie momentan nicht im speziellen Marathontraining seien“… Ich war sehr weit vorne gestartet und merkte wieder einmal, dass mir das damit verbundene Überholtwerden einfach nicht liegt und dass ich mir dabei regelmäßig langsamer vorkomme als ich tatsächlich laufe. Zum Glück ließ ich mich diesmal aber nicht beirren und hielt mich an meine Zwischenzeiten.

Beim Halbmarathonpunkt wartete Markus Familie – er hatte sich noch nicht bei ihnen gemeldet, war sehr wahrscheinlich also noch unterwegs! Ich lag noch gut in der Zeit, merkte aber langsam, dass ich mein Tempo trotz der nun zu erwartenden flacheren Streckenabschnitte doch nicht über die zweite Hälfte würde retten können. Die Sonne brannte mittlerweile brutal heiß und es gab jetzt kaum noch Schatten. Meine Kilometerzwischenzeiten näherten sich der 5:00er Marke und überschritten sie dann – und wurden mir zunehmend egal. Ich trank schon lange was das Zeug hielt, blieb an den Verpflegungsstationen stehen, um regelmäßig auch noch einen dritten Pappbecher voll Wasser in mich hineinzubekommen, nahm jeden angebotenen Gartenschlauchstrahl freudig an – und spürte doch, wie meine Betriebstemperatur immer weiter imaginären Rekordwerten entgegen anstieg. Ab diesem Zeitpunkt ging es für mich nur noch darum, stabil in einer halbwegs soliden Zeit ins Ziel zu kommen. Die nachfolgenden Steigungen kosteten nun deutlich spürbar Kraft und Zeit. Anwohner hatten dankenswerterweise zusätzliche Verpflegungsstände organisiert – ich nahm an Erfrischungen mit, was ich kriegen konnte. Dann liefen wir auf einsamen schnurgeraden Feldwegen inmitten vor sommerlicher Hitze flirrenden Feldern auf die Ausläufer Tuttlingens zu. Wie alle meine Mitläufer auch, war ich überhitzt, hatte im Gegensatz zu vielen anderen aber sehr frühzeitig mit dem reichlichen Trinken begonnen und war beim mittlerweile doch deutlich reduzierten Tempo innerlich sogar äußerst gut drauf, achtete auf die Umgebung und die kleinen Kuriositäten am Rande, nahm sehr bewusst den gegenwärtigen Ausnahmezustand wahr und genoss tatsächlich die intensive Erfahrung - aber sobald wie möglich ins Ziel wollte ich natürlich trotzdem kommen. Zuvor wurden wir jedoch noch kreuz und quer durch Tuttlingen gelotst. Als Ortsunkundiger verlor ich total den Richtungssinn und orientierte mich nur noch an den Kilometertafeln – was für mich im Nachhinein keinen Nachteil darstellte, denn etwa 5 Kilometer vor dem Ziel passiert man eine Brücke an deren anderem Ende das Ziel in greifbarer Nähe liegt (ich mag so was nicht). Ich zog an und kam dennoch nur sehr langsam (wie beim Elefantenrennen auf der Autobahn) an dem einen oder anderen Mitläufer vorbei. Bei Kilometer 40 passierte ich einen kurz zuvor kollabierten Läufer (der von diversen Sanitätern umsorgt wurde) – und beschloss, meinen Schlussspurt doch noch etwas zu verschieben … Der knapp letzte Kilometer war kurvig, ich gab Gas - aber allzu viel kam dabei nicht mehr heraus (wie bei meinem Auto während der Anreise in den Harburger Bergen). Eine rote Matte etwa hundert Meter vor dem aufgeblasenen Zielbogen verwirrte mich kurzzeitig – nach einem kurzen Stopp startete ich „vorsichtshalber“ (glücklicherweise) doch noch einmal bis hinein ins richtige Ziel durch… Anschließend zeigte mir meine Uhr eine 3:38er Zeit an, womit ich 67.ter wurde (die Aussteigerquote soll bei etwa 20 Prozent gelegen haben)… Bestzeitentauglich ist die Veranstaltung nicht gerade, mit Hitze sollte man auch klarkommen können, aber ansonsten ist der Donautal-Marathon nur zu empfehlen – ein überaus sympathisch und mit erkennbar viel Herzblut organisierter Landschaftslauf durch eine wirklich wunderschöne Gegend! Auch die Betreuung im Zielbereich war klasse – jeder Finisher wurde spürbar bemüht persönlich in Empfang genommen und sofort mit Wasser versorgt. Um die Ecke gab es dann eine wirklich sehr ordentliche Getränkeauswahl, alles passte zusammen und griff ineinander. Eine durch und durch runde Sache!

Markus kämpfte sich tatsächlich bis ins Ziel – irgendwann waren seine „Schmerzen weg gewesen“ und ist eine realistische Finisher-Euphorie in ihm aufgekommen, die ihn bis ins Ziel trug. Zwar konnte er schon beim abendlichen Grillen kaum noch (mühselig) humpeln, aber der Stolz es unter diesen Umständen dennoch geschafft zu haben wog und wiegt schwerer. Außerdem hat eine sommerliche Reha-Phase (insbesondere während der Fußball-WM) ja auch ihre angenehmen Seiten und bis zum Hamburg-Marathon im nächsten Frühjahr ist es noch lange hin…


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