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Bericht

Name des Laufes:20. Braunschweiger Nachtlauf
mehr zum Lauf: VID4103
Datum des Laufes:16.6.2006 (Fri)
Ort:Braunschweig
Plz:D3
Homepage:http://www.nachtlauf-bs.de/
Strecken:3,2/6,2/12,2
Beschaffenheit:Innenstadtkurs, einige Bordsteine und teils Kopfsteinpflaster
Profil:flach und kurvig
Wetter:18 C dunkel
Teilnehmer:über 12,2 etwa 1500
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 17.6.2006 (Sat)
Oh, was für eine wechselhafte Vorbereitung. Am Montag hatte ich morgens noch gesagt, dass ich wohl ein Antibiotikum kriegen würde und mich nach 10 Tagen Husten auf eine weitere längere Pause eingestellt. Mittags kamen dann die auf Bakterien negativen (und für mich daher sehr positiven) Laborergebnisse und ich bekam die ärztliche Freigabe für den Wiedereinstieg ins Training. Also gleich am Abend bei 30 Grad gelaufen und fürchterlich gelitten. Der Puls raste, die Beine schmerzten. Dienstag nicht besser. Mittwoch Pause und Donnerstag Prinzip Hoffnung beim gut gemeinten Einlaufprogramm mit 2 Kilometern Tempotest, der sich gar nicht so schlecht anfühlte. Freitag Mittag dann ein letzter kurzer Test und trotz eines leichten Stechens in der Wade die Entscheidung, tatsächlich in Braunschweif an den Start zu gehen. Was gibt es schon zu verlieren, ein Formtest ist ein Formtest ist ein…


Um 22:35 stand ich an der Startlinie und wusste nicht so genau, was zu erwarten war. Ich hatte Christian zugesehen, wie er über die 6,2 Kilometer Dritter geworden war und hatte mich dann locker eingelaufen. Die Wade fühlte sich jetzt gut an. Aber ich war sehr unsicher, wie die Form nach der Pause sein würde und vor allem, ob ich schon genug Luft für einen langen Lauf haben würde. Als großer Favorit war Mario Burger von der LG Braunschweig am Start, der vor einer Woche trotz sehr großer Hitze in sub15 über 5000m Landesmeister wurde. Das war also die unerreichbare Messlatte. Direkt in meinem Umfeld erwartete ich vor allem Dominik Schrader, gegen den ich bei den Bezirks-Crossmeisterschaften im Frühjahr verloren hatte und der dieses Jahr auf der Straße schon unter 33 Minuten gelaufen ist (was ich auf der Straße nicht bin). Einige unbekannte Gesichter waren ebenfalls da, mit schnellen Triathleten aus der Bundesliga-Mannschaft von Wolfsburg kann man in der Gegend sowieso immer rechnen.

Mit einem vorbildlichen Frühstart rannten gleich mal einige Wichtigtuer vorne weg und machten den Start somit zu einer prima Stolperpartie (sorry, aber ich habe für dieses Prinzip von "ich will mal ganz vorne sein" tatsächlich sehr wenig Verständnis, so schön es für die Jungs auch sein mag!). Hinter diesen Idioten übernahm, wie erwartet, Mario sofort das Kommando. Ich ging erst einmal mit, vor allem in der Hoffnung, dass er es etwas langsamer angehen lassen würde und ich deshalb zunächst nicht in die Führungsarbeit müsste. Schon nach der ersten Linkskurve nach etwa 300 Metern deutete sich allerdings an, dass das nichts werden würde und Mario voll durchzog. Wir überholten den letzten der frühgestarteten Klappsköppe und ich lief jetzt etwa 15 Meter hinter Mario auf Position zwei.

Die Streckenführung ist in Braunschweig typisch für einen Stadtlauf. Mit vielen Kurven und durch die späte Startzeit im Dunkeln nicht immer gut ausgeleuchtet. Während es im ersten Streckendrittel um Start-Ziel herum noch hell und viel bevölkert war, war im zweiten und großteils auch im dritten Streckendrittel überhaupt nix los, was die viermal zu laufende 3-Kilometerrunde nicht spannender machte. Ich nehme es vorweg: ich konnte eine Verletzung in der Dunkelheit zum Glück vermeiden, aber an so mancher Bordsteinkante war es *sehr* knapp. Mario baute seinen Vorsprung aus. Ich selbst hatte geschätzte 30 Meter Vorsprung auf Dominik, das konnte ich vor allem immer dann hören, wenn für ihn der Beifall hinter mir aufbrandete. An einer Straßenkreuzung hing das Flatterband etwas schlecht und ich wollte geradeaus laufen, bevor mich ein Polizist doch noch links schickte. Ich rief freundlich "komm mal näher ran, man sieht Dich ganz schlecht" und er rief genauso freundlich zurück "dafür bin ich aber nicht da!" Tolle Sache, warum steht er dann da rum, die Straße war doch eh gesperrt...? Egal. Aber es macht deutlich, dass man sich "hinten" in der Dunkelheit schon echt Beschäftigungen suchen musste, weil es da so einsam war. Nur Laufen - das kann ja jeder! ;-)

Nach der ersten Runde (Ziel etwa 200 Meter hinterm Start, also 3200 Meter) hörte ich für Mario die Durchsage 9:55 und verschluckte mich fast vor Schreck. Ich selbst lief unter dem Gröhlen der Massen (hier waren sie wenigstens da und laut!) bei 10:11 zum ersten Mal unter dem Zielbanner durch. 3:11/km - unter meinem Schnitt bei der 10.000-Bestzeit. Wenn das mal gut geht… Kurz danach hörte ich eine Anfeuerung für mich. Da Christian im hinteren Bereich stand, war das wohl Michael Hoeding, mit dem ich vorher nur über drsl Kontakt hatte. Zum Gucken fehlte aber die Zeit. Auf in die zweite Runde, die eigentlich genauso wie die erste Runde verlief. Aus den Menschenmassen in die Einsamkeit, Marios Vorsprung wuchs, hinter mir Dominik konstant mit 30 Meter Abstand (wurde mir von Christian reingerufen) – und dann wieder mein Polizistenfreund. Ich wollte wieder geradeaus (wer kann sich in einer fremden Stadt schon 30 dunkle Kurven merken!). Er rief „Mensch, hast du’s noch nicht gelernt?“ und ich hatte genug Luft für ein „red halt nix, lauf mit, das ist bei dem Tempo nicht so einfach, auch noch was zu lernen!“ und bog, wie mir geheißen, links ab. ;-) Irgendwo in die Dunkelheit hinein begann ein Feuerwerk im Norden der Stadt und ich fragte mich ganz ernsthaft, warum ich eigentlich nicht da hinten bei dem bunten Licht… dann kamen zum Glück die ersten vereinzelten Überrundungen und ich lief wieder in die Zuschauerpassage hinein. Für diese 3000 Meter jetzt 10:00 (3:20/km). Das war schon eher mein Tempo, Mario war jetzt natürlich weg.

Auf der dritten Runde wurde es trotz der zunehmenden Überrundungen nicht spannender, aber deutlich unübersichtlicher. Der eine oder andere Weg wurde in der Außenkurve somit länger, der Rhythmus schlechter, die Beine müder und ich war mehr als einmal nahe dran, über einen der Bordsteine oder auf dem Kopfsteinpflaster umzuknicken. Allerdings gelang es mir noch immer, Dominik auf Distanz zu halten, er wurde also auch langsamer. Die Überrundungen machten sich sofort in der Zeit deutlich, die mit 10:23 aber noch im Rahmen meiner Erwartungen lag. Nach 9200 Metern hatte ich also 30:34 – eine sehr gute Zeit, mit der ich so nicht unbedingt schon wieder gerechnet hatte – es lief! Als es diesmal in die Dunkelheit hinausging, half mir der Gedanke, dass ich zum letzten Mal hier lang müsste. Außerdem hatte ich jetzt alle Ellenbogen voll zu tun, um mir einen Weg freizuräumen. In zwei oder drei Fällen habe ich mich sogar dafür entschuldigt, wenn ich die Leute zu hart traf. Bei so was zeigen sich einfach die Grenzen solcher Stadtläufe – Mario hatte vorne wegen des Führungsfahrrades keine Probleme mit laufenden Slalomstangen. In diesem Jahr kein Problem, sein Vorsprung war groß genug, aber so etwas kann auch mal Rennen entscheiden – und dann ist es sehr ärgerlich!

Als ich auf die Zielgerade und kurz danach in den extra abgesperrten Zielkanal einbog, war ich mir meiner Sache sicher – ich würde hier in persönlicher Streckenbestzeit ein tolles Comeback hinlegen. Nach 40:41 (3:20/km, 10:07 für die letzten 3000) war ich als Zweiter im Ziel, Dominik kam nach 41:09, Mario hatte in ganz starken 38:48 gewonnen. Hinter der Absperrung des Zielkanals konnte ich nun endlich Michaels Frau und ihn selbst finden – vielen Dank Euch beiden für die Anfeuerung, die in jeder Runde gut zu hören war und mir sehr gut geholfen hat! Nach einem kurzen Plausch erst mit Dominik und dann mit Mario konnte ich mich auf den Heimweg machen, denn aufs Podest kommen beim Braunschweiger Nachtlauf nur die Sieger. Der zweite ist der erste Verlierer. Also schnappte ich meinen Rucksack und joggte im hinteren Feld gut getarnt mit bis zum Parkhaus, da musste ich bis Mitternacht sowieso raus, es war jetzt schon 23:40.

Wie ein Verlierer fühle ich mich aber wirklich nicht – eher wie Phönix aus der… Bronchitis. Schön, wieder da zu sein, wo ich mich wohl fühle!

Danke fürs Lesen und alle aufbauenden Worte während meiner Auszeit, vor allem einer gewissen Elisabeth! ;-)


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