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Bericht

Name des Laufes:6. iwelt Marathon Würzburg
mehr zum Lauf: VID3146
Datum des Laufes:14.5.2006 (Sun)
Ort:Würzburg
Plz:D9
Homepage:http://www.wuerzburg-marathon.de
Strecken:MA, HM
Beschaffenheit:fast durchgehend Straßen
Profil:eben, geringe Steigungen
Wetter:erst naßkalt, dann sonnig
Teilnehmer:bei HM und M zusammen über 5300
Name des Berichtenden:Ursula Schwemmle
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 27.5.2006 (Sat)
Vorschau (mit VWGJ):

Den harten Winter hatte ich überraschend gut hinter mich gebracht, und die bis zum vergangenen Herbst erreichte Kondition schien nicht ganz wieder verschwunden. An einem wunderschönen ersten Frühlingstag Anfang April lockte es mich zum ersten Mal, 21 km in einem Stück zu probieren, und es fühlte sich locker und gut an. Es dauerte 2 Std. und 39:50 min, ja, und es schmeckte nach mehr.... Allerdings wurde es danach noch einmal kalt und scheußlich draußen, was mich von mehr als 12-15 km auf einmal abhielt.
Ende April bin ich wie in den letzten Jahren wieder beim Würzburger Residenzlauf über 10 km mitgetrabt und fand mich mit knapp 56 min für Frühling viel besser als in den Vorjahren. Also wird die Anmeldung für den Halbmarathon im Mai schon nicht so vermessen gewesen sein. Vorher mußte ich unbedingt aber diese Distanz sozusagen als Generalprobe noch einmal schaffen. Eigentlich haben Arbeit und Renovierung samt anstehendem Umzug das garnicht erlaubt. Aber am Sonntag vor dem großen Ereignis lockten Sonne und Frühling unwiderstehlich und erfolgreich. Wieder machte das Laufen einfach nur Spaß, und diesmal war ich sogar ganze acht Minuten flotter!

Soweit die kleine Erfolgsgeschichte. Drei Tage vor dem HM wachte ich frühs auf und war krank. Mir war übel und schlecht, und mein Hirn fühlte sich an wie nach einem unfreundlichen Schlag auf den Hinterkopf. Immerhin ging es mir bis zum Nachmittag wieder besser und gegen abend wieder gut. Doch in der Nacht attackierten mich Bauchkrämpfe und was so dazugehört (die Einzelheiten seien allen erspart), also noch ein Tag krank zu Hause. Und übermorgen wollte ich doch starten!

Noch etwas weich in den Beinen holte ich mir am Samstag meine Startunterlagen und schlenderte über die Marathonmesse – überall lungerten da so Leute herum, die ungeheuer sportlich wirkten, in der Luft wirbelten Gesprächsfetzen über Trainingspläne, frühere Läufe, Laufklamotten, Ernährung und Bestzeiten herum – huch, was will denn hier 'ne schlichte Hobbyläuferin? Es schien zumindest für mich geballte Spannung herumzuwabern. Trotzdem schaute ich mich nach Erhalt von Startnummer und blauem Veranstaltungs-T-Shirt ein wenig um und verließ den Ort mit dem guten Vorsatz, morgen möglichst pünktlich zurückzukommen, um den Startstreß nicht ins unendliche steigen zu lassen. Immerhin nahm ich noch wahr, daß es zwar laut und hektisch war, aber allgemein eine freundliche Stimmung herrschte.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Fensterputzen, um wieder möglichst normal zu werden, später kochte mein Allerliebster eine ordentliche Portion Spaghetti zum Abendessen.


Der Tag, der Lauf und der Rest:

Erster Gedanke beim Weckergepiepse um kurz nach sieben: Was für eine superdoofe Idee, für's Laufen heute mitten in der Nacht aufzustehen. Können meine Beine zu dieser Tageszeit überhaupt ein Füßlein vor das andere setzen, ohne daß ich über alle Zehen falle? Zweiter Gedanke beim Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer: Muß das bei dreizehn Grad und Wind und mutmaßlich Regen echt und wirklich sein? Aber ich bin angemeldet, kneifen gilt nicht! Und mein lieber Freund nimmt mich glücklicherweise nicht recht ernst, als ich an allem herummeckere, vor allem natürlich am Wetter, der Tageszeit und der Parkplatzsuche, das Anstellen an den Dixiehäuschen nicht zu vergessen. Was nützt das fleißige Einschütten von Apfelsaft und Wasser, wenn die Nierchen einen Rekord als Durchlauferhitzer aufstellen wollen?

Und schon wird's Zeit für den Start – im ersten Block starten die flotten, die schneller als 1:40 h sein wollen, im zweiten die, die mit weniger als zwei Stunden rechnen und im dritten die langsameren einschließlich mir (Zeiten für den Marathon entsprechend). Es klappt gut, die Blocks laufen im Abstand von je drei Minuten los, und es gibt kaum Wartezeit oder Gedränge, obwohl sich insgesamt über 5000 Läufer auf die Socken machen. Ein Glück, daß es losgeht, jetzt wandelt sich die Aufregung in Bewegung, endlich darf ich laufen. Die Straße ist naß, die Luft ist feucht, aber es regnet nicht (und das bleibt auch so), und der Wind hat nachgelassen. Ich trabe den Bogen durch den Stadtteil Zellerau, den ich fast nicht kenne, obwohl ich hier arbeite. Es sind noch kaum Zuschauer unterwegs (naja, ich wäre normalerweise um diese Zeit auch noch nicht unterwegs). Auf diesem Streckenabschnitt begegne ich den schnellen Marathonis und Halbmarathonis mit den roten Startnummern, angeführt von den sehnigen schnellen Afrikanern, von denen einer den Marathon gewinnen wird. In meiner Richtung muß ich noch ein bißchen aufpassen, wenn ich überholen will, und einmal merke ich es leider nicht, als jemand an mir vorbei will – ich hoffe, er hat meine Entschuldigung akzeptiert und sich nicht zu sehr gestört gefühlt. Bereits nach der Schleife durch die Zellerau scheint sich das Feld aber schon etwas auseinanderzuziehen. Es geht noch einmal am Start vorbei, jetzt in die andere Richtung auf der Mergentheimer Straße mainaufwärts nach Heidingsfeld. So allmählich habe ich die ersten 5 km hinter mir, Tante Garmin zeigt knapp 29 min an, und ich fühle mich einfach nur wohl. Es folgt ein schönes Stück auf einem nassen festen, aber nicht asphaltierten Radweg, der sich zwischen den Straßenabschnitten angenehm und etwas weicher anfühlt unter meinen Füßen. Weil ich kaum Erfahrung mit der Distanz habe, versuche ich hier ein wenig langsamer zu laufen und mit den Kräften zu haushalten – heißt es nicht immer wieder, man soll nicht zu schnell anfangen? Schon ist der Stadtteil Heidingsfeld in Sicht; dort habe ich selbst schon als Zuschauerin gestanden. Jetzt bin ich selbst dabei! Ab hier stehen immer mehr Leute am Streckenrand und feuern Angehörige und Freunde, aber auch Wildfremde wie mich an. Am Möbelhaus Neubert steht die erste Band, aber die müssen in Sachen Abmischen schlecht beraten worden sein, denn außer Krach kriegt man garnichts mit.
Ungefähr beim zehnten Kilometer nehme ich das erstemal Wasser an einem der im Abstand von ungefähr zweieinhalb Kilometern postierten Verpflegungsständen mit – vielleicht bräuchte ich noch nichts, aber ich will nicht in Gefahr kommen, zuwenig zu trinken. Beim Trinken gehe ich einige Meter, um mich nicht zu verschlucken. Das scheinen meine Beine als angenehme Abwechslung zu empfinden und laufen anschließend locker wieder los. Nahe der 10-km-Markierung stoppe ich die zweite Runde – knapp 5 km in etwa 30 min. Als ich die Matte, wo wohl die Zwischenzeit gestoppt wird, überquere, bin ich sicher, daß der Lauf heute keine schlechte Idee war, sondern richtig schön ist. Am Heidingsfelder Rathaus schaue ich nach meinem Freund Matthias aus, sehe ihn aber nicht. Kein Wunder. Ich hatte vermutet, daß ich hier erst eine Viertelstunde später vorbeikomme..... An der Verpflegungsstation beim Neubert muß ich ein Weilchen warten, die „Barkeeper“ kommen kaum nach trotz fleißigen Einschenkens. Dafür kriege ich gleich zwei Becher. Wieder aus Heidingsfeld heraus folgt eine leichte Steigung eine große Brücke über den Main hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Der relativ schmale Fuß- und Radweg neben der Schnellstraße bietet genug Platz, weil sich die Läufer jetzt gut verteilt haben. Wieder traben wir am Fluß entlang, jetzt flußabwärts. Wieder mal Apfelsaft tanken, ui, das war klebriges süßes Isogetränk – eigentlich aber auch nicht schlecht. Der Stadtteil hier heißt Sanderau – und da führt die Strecke ja an dem Tauchgeschäft Atlantis vorbei. Bei denen habe ich meinen Tauchkurs gemacht. Später trabe ich an einer wunderschön renovierten Hausfassade (Zwanziger Jahre?) vorbei. So lernt man die Stadt kennen, in der man wohnt.
Irgendwo hier laufe ich an der 15-km-Marke vorbei und stoppe wiederum ungefähr 30 min für die letzten 5 km.
Spannend ist auch die Beobachtung der anderen Läufer. Da laufen welche locker-flockig und unterhalten sich miteinander wie beim Spazierengehen. Andere rudern mit den Armen, als wollten sie in die Luft abheben. Einem Mann mit auffälliger gelber Brille scheinen die Beine vor dem Rest des Körpers wegzurennen; seine Rückenschräglage hinderte ihn aber nicht daran, schon zu Beginn des Laufes ausgesprochen flott vorbeizuziehen. Eine gerade neben mir laufende Marathonfrau wird mit einer Tafel mit dem Satz „Hab Sonne in den Füßen!“ angefeuert. Ich sage ihr, daß ich das goldig finde, und wir kommen über die nächsten zwei Kilometer ins Schwätzen. Das ist ganz neu für mich, denn ich laufe sonst immer ganz alleine und kann mir Gespräche unterwegs garnicht recht vorstellen. Die Sonne übrigens schaut schon eine ganze Weile beim Laufen zu, es wird immer wärmer. Mein Wetter! Nach der Schleife in die Sanderau hinein führt die Strecke wieder am Main entlang, bis wir auf verschiedenen Straßen teils mit Straßenbahnschienen und Kopfsteinpflaster in großen Kurven durch die Innenstadt laufen. Wie schon in Heidingsfeld und vor allem Sanderau stehen hier viele Zuschauer und winken und rufen. Zahlreiche Musikgruppen machen die unterschiedlichste Musik – an der Juliuspromenade spielen sie doch tatsächlich „Eye in the sky“ von Barclay James Harvest! Da kann ich wieder mal ein paar Tanzschritte nicht lassen. Offenbar lockert das Beine und Füße, denn wann immer ich Musik, die mir gefällt, nicht widerstehen kann und ein bißchen „herumhampele“, fühlen sich die Laufschritte danach wieder ganz ausgeruht an. An den Verpflegungsständen gibt es seit einigen Kilometern neben Wasser, Apfelsaftschorle und Isogetränk kleingeschnittene und geschälte Bananenschnitze, von denen ich aber nicht nehme. Leider sehe ich, daß andere Läufer zugreifen, einmal abbeißen und den Rest einfach wegschmeißen. Das ist eine Beleidigung für die fleißigen Helfer, finde ich, und außerdem wirft man Lebensmittel nicht einfach in den Müll.
Auf der Alten Mainbrücke wieder ein Blick zu Tante Garmin: Weitere etwa 5 km in 30 Minuten gelaufen. Äh, was?? Zwanzig Kilometer liegen hinter mir, und es sind noch keine zwei Stunden vorbei? Das kann ich garnicht glauben.
Als mich dann ein zufällig entdeckter Bekannter von der DLRG noch anfeuert, lege ich an Geschwindigkeit zu. Es ist einfach wunderbar. Dahinten ist schon die Dreikronenstraße, die zum Ziel hinführt. Die letzten hundert oder zweihundert Meter renne ich wie im Rausch, obwohl es in der linken Wade ein bißchen zieht. Jemand hängt mich eine „Finisher“-Medaille um den Hals.

Tante Garmin sagt 2:6:43 h, meine offiziellen Zeiten sind netto 2:6:34 bzw. brutto 2:8:15 h.
Ich laufe ein wenig aus und mache einige Dehnungsübungen für Oberschenkel und Waden. Niemand da, den ich kenne – mein Freund kann nicht wissen, daß ich mehr als eine halbe Stunde früher als angekündigt im Ziel bin (er kommt noch früh genug, um meine Euphorie mitzukriegen). Da drüben gibt's für die Läufer alkoholfreies Hefeweizen, das hole ich mir. Obwohl ich von der falschen Seite an den Stand herankomme und einer Anlieferung im Wege stehe, kriege ich eine Flasche noch im Plastikbecher appetitlich schäumenden und einfach wunderbar erfrischenden und schmeckenden Gerstensaftes.
Ganz sicher wäre ich noch nicht soweit, die Strecke nochmal zu laufen wie die Marathonläufer. Der HM aber ist nicht zuviel gewesen für mich. Der Mann mit dem Hammer, den ich so bei km 17 oder 18 vermutete, hatte wohl gerade Urlaub oder kam einfach zu spät. Und das nächstemal sortiere ich mich bei denen unter zwei Stunden ein (naja, nicht übermütig werden).

Ungefähr zehn Minuten nach mir läuft schon der Marathonsieger ein. Später schaue ich schon geduscht und umgezogen den Marathonis beim Zieleinlauf zu, als die Stopuhr vier Stunden zeigt. Spannend zu sehen, wie unterschiedlich sie ins Ziel kommen. Einer bleibt kurz für ein Küßchen seiner am Rand stehenden Frau stehen, zwei Freunde laufen Hand in Hand ein, eine Frau wirkt völlig entspannt, eine andere jubelt mit V-Zeichen, andere Läufer scheinen sich übernommen zu haben und kommen langsam und verkrampft an.

Immerhin, die Schnellste im HM, Alem Ashebir aus Äthiopien, war mit 1:15:20 (netto) nicht doppelt so schnell wie ich ;-). Natürlich ist meine Zeit ganz und gar nichts besonderes in der Geschichte des Sports. Für meinen ersten HM finde ich mich dennoch richtig gut.
Von 118 Läuferinnen der Altersklasse W45 bin ich 64., von allen 704 HM-Frauen bin ich 425. geworden. Insgesamt liefen den Marathon 163 Frauen und 2240 Männer, den Halbmarathon 704 Frauen und 1868 Männer. Den Marathon konnten sich Teams teilen. Daneben gab es Kinderläufe und Walking. Eine Bäckerei spendierte am Vortag das Frühstück nach dem „Hörnchenlauf“.
Genaueres und vor allem Namen und Zeiten der Sieger finden sich im Internet unter www.wuerzburg-marathon.de.

Die Organisation fand ich übrigens sehr gut, die Getränkestände reichlich und sichtbar plaziert, nur an einigen Stellen nicht nachkommend mit dem Einschenken. Es gab außerdem Wasserwannen zum Tränken der Schwämmchen, die mit den Startnummern ausgegeben worden waren. Die Plastiküberzieher, die die Läufer als Regenschutz erhielten, wurden glücklicherweise nur vor dem Lauf gebraucht. Die Strecke, die abwechslungsreich durch ganz unterschiedliche Stadtteile führte, hat mir gut gefallen. Die Duschen im in der Gegend liegenden Schwimmbad fand ich in Ordnung, allerdings wechselte das Wasser zwischen ziemlich kalt und zu heiß; später sollen die Brausen zu früh geschlossen worden sein, so daß einige Marathonis nicht mehr duschen konnten. Einige Läufer hörte ich sagen, Schwierigkeiten mit dem Kopfsteinpflaster im Stadtzentrum gehabt zu haben. Nächstes Jahr soll der Streckenverlauf dahingehend geändert werden, daß es nur noch eine Runde à 42,195 km gibt (ob für den HM dann ein Teil ausgelassen wird oder nach der Hälfte Schluß ist, weiß ich nicht). Die Teilnahme kostete für den Marathon je nach Meldung bis Ende 2005, bis 23.4.6 bzw. am 13./14.5. 35,-, 40,- bzw. 45,-€, für den HM 22,50 / 25,- / 30,-€. Darin war unter anderem die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel enthalten.


Für mich ist es bestimmt nicht mein letzter HM gewesen, und irgendwann werde ich sicher auch einen Marathon laufen.

Laufende Grüße von Ursula Schwemmle

Ceterum censeo: Weg mit der gräßlichen häßlichen „Rechtschreibreform“!


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