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Bericht

Name des Laufes:2006 ING Bay to Breakers 12K
mehr zum Lauf: VID3384
Datum des Laufes:21.5.2006 (Sun)
Ort:San Francisco
Plz:(AM)
Homepage:http://www.ingbaytobreakers.com/main_home.html
Strecken:12k
Beschaffenheit:Asphalt, nass
Profil:Start und Ziel auf Meereshoehe, dazwischen ein Huegel mit ca. 60Hm
Wetter:15 Grad Wolken
Teilnehmer:62000
Name des Berichtenden:Ina Reichel
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 23.5.2006 (Tue)
Erst mal fuer alle, die Bay to Breakers nicht kennen, eine kurze Einfuehrung: BtB ist *sehr* San Francisco. Den meisten Teilnehmern geht es nicht unbedingt darum, in moeglichst schneller Zeit von der Downtown (Bay) auf den Great Highway in Ocean Beach (Breakers, die Wellen des Pazifik, die sich dort recht malerisch brechen) zu kommen. Das ganze ist ein riesiges Event. Zahlreiche Laeufer laufen kostuemiert oder nackt, viele haben Karren o.ae. dabei. Die Bilder auf der offiziellen Webseite (www.ingbaytobreakers.com) geben einen kleinen Einblick.

Dieses Jahr haben sie das Prozedere etwas geaendert. Es gibt drei Startblock: Der vorderste ist Elite, "seeded" und "subseeded". Der naechste sind Spasslaeufer, die vorhaben unter zwei Stunden zu bleiben, der hinterste ueber zwei Stunden plus alles mit Karren, sperrigen Kostuemen etc. Ausserdem starten diese Jahr die Elite-Frauen etwa vier Minuten (das ist der Unterschied der Streckenrekorde) vor den Maennern. Die Idee ist, dass es hoffentlich ein spannendes Finish gibt (die erste Frau wurde auf der Zielgeraden vom ersten Mann uebersprintet).

Der Wetterbericht am Vorabend laesst Schlimmstes befuerchten: Regen, der fuer die Gegend hier Ende Mai doch eher ungewoehnlich ist. Zumindest sagen sie eine Wahrscheinlichkeit von 70% fuer Regen waehrend des Rennens vorher.

Morgends dann beim Fruehstueck (Mango-Brombeer-"Milch"-Shake) ein Blick aus dem Fenster: Alles nass, aber es hat zumindest bei uns in der East Bay aufgehoert zu regnen. Langsam schaue ich ueber die Bay. Mist. In San Francisco regnet es gerade.

Kleidungsfrage endgueltig geklaert: Shorts und aermelloses Top, drueber eine duenne Regenjacke, die sich zusammenpacken und um den Bauch binden laesst. Die wird dann zum Laufen ausgezogen, aber damit bleibe ich notfalls vor dem Start trocken und es ist nicht ganz so kalt (Temperatur war um die 15 Grad).

Um halb sieben dann runter an die BART. Eigentlich sollte eine um 6:38 fahren. Als wir um 6:35 aus dem Auto steigen, faehrt gerade eine weg. Naja, wird wohl einer der Extrazuege fuer Bay to Breakers sein. Wir stehen dann aber doch ziemlich lange auf dem Bahnsteig (der sich recht schnell mit Laeufern fuellt). Endlich kommt dann eine. Zur allgemeinen Freude geht sie direkt nach San Francisco durch (normalerweise muss man am Wochenende von uns aus in Oakland umsteigen).

Gegen 7:20 steigen wir am Embarcadero aus der BART. Zum Glueck hat es inzwischen aufgehoert zu regnen (und faengt auch nicht wieder an). Kurze Orientierung, wo es zu meinem Startblock geht. Ich verabschiede mich von Mann und Sohn, die sich per Bus auf den Weg zum Ziel machen.

Gegen 7:30 bin ich in meinem Startblock angekommen und reihe mich erst mal in eine der langen Schlangen vor den port-a-potties ein. Immerhin gegen 7:45 kann ich mich in den eigentlichen Startblock begeben. Eigentlich sollte es da Schilder fuer verschiedenen Endzeiten/Paces geben. Ich kann allerdings keine entdecken. Daher stelle ich mich mal etwa in die Mitte des Blockes, denn weiter vorne ist mir die Packungsdichte zu hoch (bin nur 1,59m gross und neige in zu dichten Menschenmengen zu Panikattacken). Ich stelle mich auch brav auf die linke Strassenseite (die Anweisung lautet "runners left, walkers right). Dumm rumstehen ist uebrigens nicht, denn jede Menge Wasserbaelle und Tortillas (!) fliegen durch die Gegend. Erstere muss man halt wieder hochschubsen, letzteren besser ausweichen (die machen dafuer den Boden schoen rutschig). Das ganze ist halt eine Party.

Irgendwann kommt die Ankuendigungen, dass es noch fuenf Minuten bis zum Start sind. Ich genehmige mir ein Energy-Gel und ein paar Schluck Wasser. Eigentlich wollte ich die halbleere Wasserflasche vor dem Start entsorgen (es gibt Wasser auf der Strecke). In Ermangelung von Muelleimern beschliesse ich aber, sie erst Mal mitzunehmen was sich im Nach hinein als gar nicht so dumm rausstellen sollte. Ich ziehe meine Regenjacke aus und binde sie mir um. Dann kommt auch schon der allgemeine Countdown. Startschuss.

Und dann passiert erst mal nichts, zumindest nicht bei uns im Block. Nach gut einer Minute geht es mal etwa fuenf Meter vorwaerts (unser Startblock wurde mit einer Minute Verzoegerung gestartet, was vorher aber nicht angekuendigt wurde). Noch etwas spaeter setzen wir uns dann doch in Bewegung, erst mal allerdings gehend. Kurz vor der Startlinie ist das Tempo inzwischen hoch genug, dass ich anfange zu traben. Nach 4 Minuten und 10 Sekunden ueberquere ich die Startlinie und starte meine eigene Zeitnahme.

Das Tempo wird langsam besser. Allerdings merke ich bald, dass ich zu weit hinten bin und fange an, Leute zu ueberholen. Ist allerdings nicht ganz einfach. Es sind ziemlich viele Spazierganeger (links; schafft euch gefaelligst auf "eure" Strassenseite!) und deutlich langsamere Laeufer vor mir. Dazu sind die meist in Zweier- und Dreiergruppen unterwegs, was es noch schwieriger macht. Nachdem ich von ein paar noch deutlich Schnelleren ueberholt werde, haenge ich mich dran und laufe links an der Absperrung lang. Da komme ich ganz gut durch. Nach einigen Blocks hoeren die Absperrungen auf und jetzt wird auch der Buergersteig mitgenommen. Endlich komme ich vorran. Huepfe allerdings immer wieder auf den Buergersteig rauf und runter beim Ueberholen. Einmal verschaetze ich mich und bleibe mit dem linken Arm an einer Parkuhr haengen. Aber ausser ein oder zwei Sekunden Zeitverlust ist zum Glueck nichts passiert.

Ich wundere mich die ganze Zeit, warum rechts so viel gejohlt und geklatscht wird. Als ich mal weiter in der Mitte laufe, sehe ich, warum: Auf gleicher Hoehe laeuft eine Gruppe nackter Laeufer und davor die "Elvis"-Gruppe (etwa 10 Leute alle im gleichen Elvis-Kostuem; die sind jedes Jahr dabei).

Auf einmal meint jemand neben mir zu seinem Kumpel: "Hey, there's already the one mile marker". Ich schaue mich suchend um. Und tatsaechlich, weniger als 50m vor uns auf der rechten Seite ist ein ca. 4m hohes Tuermchen mit dem Werbanner des Hauptsponsors wo in klein "one mile" draufsteht. Da ich jetzt weiss, wie die Dinger aussehen, finde ich auch die restlichen sechs davon problemlos (zumal die fast alle in der Mitte oder links und nicht rechts stehen).

Meile 1: 10:15 (=6:22min/km)

Wow, dafuer dass es langsam los ging und ich ziemlich viel Slalom laufe, super. Vielleicht klappt das ja wirklich mit den 1:15 (zumindest netto). Und ich fuehle mich gut. Das Tempo fuehlt sich richtig an.

Inzwischen sieht man auch, wo wir auf die Ninth Street abbiegen. Ausserdem bin ich inzwischen etwa an der richtigen Stelle im Feld. Ich wundere mich, dass nur wenige Zuschauer an der Strecke stehen (angeblich kommen jedes Jahr etwa 65000 Zuschauer). Die meisten an der Strecke sind kostuemiert und haben eine Startnummer. Die haengen sich dann hinten dran (einige allerdings auch zu weit vorne, die man dann ueberholen muss). Die wenigen echten Zuschauer haben dafuer richtig laut Musik an und auch einige Bands stehen an der Strecke und machen Musik. Die Stimmung ist wirklich gut.

Nach nur zwei Bloecken auf der Ninth biegen wir an der Ecke mit Market auf die Hayes Street ab.

Meile 2: 9:54 (=6:09min/km)

Sieht gut aus. Allerdings ist meine Pulsfrequenz deutlich hoeher als ich das zu diesem Zeitpunkt vorhatte (175 statt 165). Aber das Tenpo fuehlt sich gut an. Naja, mal sehen, ich laufe auf jeden Fall erst mal das Tempo weiter.

Man sieht jetzt auch schon den Huegel, den wir hoch muessen. Etwa 60 Hoehenmeter innerhalb von drei Blocks, jeder steiler als der vorhergehende. Der Huegel wird dann wieder zum Slalomparcours. Ich kann's ja verstehen, dass man da Tempo rausnimmt, mach' ich ja auch. Aber mann muss doch nicht mehr oder weniger stehenbleiben. Insbesondere nicht in ganzen Gruppen.

Die Laeufe bei uns im Labor und nach Hause haben sich echt ausgezahlt, da sind naemlich steilere Berge drin. Insgesamt fand ich den Huegel deutlich weniger schlimm als befuerchtet.

Am oberen Ende wird's dann doch ganz schoen hart. Aber aus einem Haus droehnt "Another one Bites the Dust". Ein Blick auf das kuerzlich beim Queen-Konzert erworbene "Let me Live"-Armband gibt mir die notwendige Energie um auch auf den letzten 10 Hoehenmeter das Tempo halbwegs hoch zu halten.

Oben angekommen geht's fuer etwa 5m eben weiter, dann geht es einen Block lang recht steil bergab. Links abbiegen und nach einem Block wieder rechts auf Fell abbiegen.

Meile 3: 10:43 (=6:39min/km)

Ich kann es kaum fassen. So schnell trotz des Huegels. Vielleicht wird das wirklich was mit den 1:15.

Jetzt geht es fast eine Meile lang auf Fell ueberwiegend eben. Kurz vor dem 4-Meilen-Marker biegen wir im Golden Gate Park auf den JKF Drive ab. Ich angele ein weiteres Energy-Gel aus meiner Hosentasche und schuette ein bisschen Wasser (ich hab' ja immer noch meine Flasche dabei aus der ich bisher erst ein oder zweimal was getrunken habe; an den offiziellen Wasserstellen ist ziemlicher Stau, ich bin froh, dass ich da durch die freie Strassenmitte laufen kann) hinterher.

Meile 4: 9:31 (=5:54min/km)

Sieht doch gut aus. Dass mein Puls inzwischen bei 185 angekommen ist, ignoriere ich, da ich mich wirklich gut fuehle (wofuer Adrenalin und Endorphine nicht alles gut sind).

Im Golden Gate Park ist die Strecke erstmal weiterhin flach. Rechts das Conservatory of FLowers. Kurz danach links die neue Kupferfassade des de Young Museums.

Wie sagt meine beste Freundin Miriam:"Women with a PhD in Science have a lot of perseverance." Die brauch' ich jetzt so langsam.

Meile 5: 9:06 (=5:40min/km)

So langsam rueckt selbst eine offizielle Zeit unter 1:15 in den Bereich des Moeglichen. Das waer' echt genial. Also nur nicht langsamer werden.

Es hilft, dass es jetzt immer wieder mal ein Stueck deutlich bergab geht. Gegen Ende frage ich mich allerdings, wo wir die ganzen Hoehenmeter hochgelaufen sind, die wir jetzt runterlaufen.

Kurz vor Meile sechs das Werbebanner, dass gleich der erste offizielle Fotopunkt ist. Per Lautsprecher werden wir aufgefordert unsere Startnummer gut sichtbar zu haben und zu winken.

Meile 6: 8:40 (=5:23min/km)

Holla die Waldfee. Man merkt echt, dass es bergab geht. Aber noch fueht es sich gut an und die Aussicht auf offizielle sub1:15 laesst mich einen Puls von inzwischen uber 190 (Maximalpuls ist 195) ignorieren.

So langsam laufen wir auch in den (zum Glueck an dem Tag nur duennen) Kuestennebel rein. Angenehm, denn mir war es inzwischen eher zu warm. Kurz vor Meile sieben die Warnung fuer den naechsten Fotopunkt mit gleichem Prozedere und dann selbiger.

Meile 7: 8:17 (=5:08min/km)

sub1:15, here I come.

So langsam halte ich Ausschau nach meinen zwei Jungs, die sich irgendwo kurz vor dem Ziel postieren wollten. Ich sehe sie direkt vor der Kurve wo wir auf den Great Highway (die Zielgerade) einbiegen. Sie sehen mich auch und feuern mich an.

Als ich um die Ecke komme, kriege ich einen Riesenschreck. Der Karte nach hatte ich mit einer Zielgerade von ca. 100m gerechnet. Es sind etwa 300m. Ich bin fix und alle. Meine Beine wollen nicht mehr. Da helfen auch Endorphine und Adrenalin nicht mehr viel. Ich werde langsamer. Zum Glueck kann ich nach etwa der Haelfte die Uhr am Ziel erkennen. Noch ist sie bei 1:13. OK, die 1:15 schaffe ich. Ich mache etwas langsamer. Hat ja keinen Sinn vor oder im Ziel total zusammenzubrechen.

Bei 1:14:11 schleppe ich mich ins Ziel. Meine Uhr sagt 1:10:01 und einen Puls von 199 (als Maximalwert hatte sie sogar eine 200).

Uebergluecklich gehe ich zum Wasserstand und trinke was. Da es im Zielbereich nichts zu Essen gibt, mache ich mich mitsamt meinen zwei Jungs auf den Weg zum "Footstock Festival" eine gute Meile den Golden Gate Park hoch auf den Weg (ich vermute mal, dass ist dran "schuld", dass ich am naechsten Tag keinen Muskelkater hatte). Dort bekomme ich mein T-Shirt und kann weitere (kostenlose!) Wasserflaschen bekommen. Wir kaufen uns was zu essen und setzen uns erst mal hin.

Nach und nach treffen dort auch immer mehr kostuemierte Laeufer ein. Ist schon irre, was manche Leute ueber die Strecke schleppen.

Wir sind dann nochmal ein Stueckchen an der Stecke langegangen bevor es mit Bus und BART nach Hause ging. Vom Bus aus sehen wir immer wieder mal die Strecke. Es ist inzischen fast 11:30. Um 12 ist Ende und von da, wo die jetzt sind, habe ich noch ueber eine halbe Stunde gbraucht. Viele machen das scheinbar wirklich nur zum Spass. Allerdings stehen inzwischen auch richtig viele Zuschauer an der Strecke.

Nachmittags dann im Web mal nach Ergebnissen geschaut. Platz 2682 in 1:13:11. Was ist das? Ah, die haben uns die Minute, die wir spaeter gestartet sind, abgezogen. ABer unter den ersten 3000 ist deutlich besser, als ihc gedacht hatte.

JFTR: Gewonnen haben Gilbert Okari aus Kenia in 34:20 und Tetyana Hladyr aus der Ukraine in 39:09.
Der Buergermeister von San Francisco kam in 59:04 ins Ziel.

Fazit: Super. Hochzufrieden mit der Zeit. Wahrscheinlich laufe ich naechstes Jahr wieder mit. Und wenn ich ein Kostuem finde, dass nicht sonderlich schwer ist und mich nicht beim Laufen behindert, vielleicht sogar kostuemiert.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1531


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