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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:27.Harzquerung
mehr zum Lauf: VID3235
Datum des Laufes:29.4.2006 (Sat)
Ort:Wernigerode
Plz:D3
Homepage:www.harzquerung.de
Strecken:25, 28, 51 KM
Beschaffenheit:Landschafts-Crosslauf
Profil:51 K mit ~ 1200 Höhenmetern, also hügelig ;-)
Wetter:wenige Grad über 0, Schnee-/Hagel-schauer
Teilnehmer:~ 450 Teilnehmer im Ziel
Name des Berichtenden: Blade.Runner LID1676
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Bericht vom 2.5.2006 (Tue)
Tja, wenn man 2 Wochen vor seiner größten läuferischen Herausforderung eines ersten Ultras einen Hexenschuß bekommt, sollten man meinen, daß sei doch mal ein echter Grund zu Vorwettkampf-Gejammer. Aber meine Behandlungen beim Dok und Heilpraktiker schlagen an und so kann ich immerhin 1 Woche vor der Harzquerung rund 1:45 regenerativ und schmerzfrei joggen. Der Rücken scheint mitzuspielen. Kann ich im Harz doch "irgendwie" mitlaufen ?

Ich könnte die ebenfalls angebotene 30 KM Strecke über den Poppenberg mitlaufen oder wie es von Anfang an geplant war, den langen Kanten mit Handy am Mann laufen, um so eine Ausstiegsmöglichkeit zu haben, wenn es nicht mehr geht.

In meinem persönlichen Umfeld glaubte sowieso jeder, daß die Entscheidung längst fur den Ultraversuch gefallen ist... okay ;-)

Die Wetterprognosen fürs Wochenende waren nicht sehr einladend. Es war am Samstag morgen mit 1 Grad bitterkalt, also mußten die Winterlaufsachen nochmal rausgekramt werden. Am Start in Wernigerode war es morgens wenigstens noch trocken und der Startbereich schnell gefunden. Parken war kein Problem, es lief doch alles sehr entspannt ab. Das Läuferfeld war ja doch recht übersichtlich, vornehmlich "Insider". In der Harz-Region kennt diesen Lauf aus der Bevölkerung kaum jemand. Das Albert-Kuntz-Stadion in Nordhausen wurde von meinem Support auch nur durch Zufall durch herumliegende Kleidersäcke beim vorbeifahren entdeckt. Passanten vor Ort kannten weder Stadion noch Lauf.

Naja, zurück zum Start in Wernigerode. Der erfolgte pünklich, Startschuß habe ich keinen gehört und es geht recht schnell ordentlich hoch und ich beginne auf diese Weise von Anfang an mit einem Wechsel aus Berg hochgehen und wieder laufen, wenns flacher wird. Die Strecke wird schnell crossig, erstmal nur leicht matchig, aber die Wege, sagte ich Wege ?, waren stark verwurzelt. Man muß ständig drauf achten, wo man hintritt und das wird auch bis zum Ziel so bleiben. ;-) Nach der Einlaufphase fällt mir ein offensichtlicher Ultra-Veteran auf. Das erkennt man daran, wie er sich seine Laufspur wählt und einen Spurwechsel mit den Händen anzeigt. Ich hänge mich erstmal an Ihn dran. Etwas nach der 1.Verpflegungsstelle höre ich dann aber, daß er mit "6:30 - 7:00 Stunden" im Ziel voll zufrieden wäre. Mmh, viel mehr als 6 Stunden wollte ich doch nicht unterwegs sein. Dann muß ich wohl doch vorbei und etwas schneller werden.

Einen Pulser hatte ich nicht um, nur die Uhr. Mich beginnt der Pulsgurt so nach 3 Stunden Laufen zu stören und bei dem Profil würde einen der Puls sowieso nur beunruhigen. ;-)

So etwa nach 15 KM beginnen dann die ersten Schnee-/Hagel-/Graupel-schauer, die die Läufer nun bis zum Ziel begleiten werden. Bei KM 18 habe ich einen ersten Durchhänger, fühle mich schlapp. Was kann das sein ? Habe ich mich so überschätzt ? Mein Support wartete in diesem Moment an der Bundesstraße B 81 auf Höhe KM 34 und das kam mir auf einmal sehr weit bis dahin vor. ;-)

Viel mehr als bei meinem mitgenommenen Proviant zuzugreifen, fiel mir auch nicht ein. So stopfte ich 2 Stück Schokolade und 1 Gel rein und ich schaffte es zur 2.Verpflegungsstelle, wo ich dann noch Schmalz- und Butterstulle mit reichlich Flüssigkeit zu mir nahm und es ging mir wieder gut. Das Tief war überwunden, ich fühlte mich nun richtig stark und zuversichtlich, daß ich dann wohl auch weitere Schwächeperioden überwinden könnte. Das Naß von oben machte die Laufstrecke sehr tief, morastig und rutschig. Trailschuhe wären doch keine schlechte Wahl gewesen, denke ich bei mir, naja, muß auch so gehen. Die Landschaftskulisse ist einfach nur weltklasse, traumhaft schön. Man sieht das aber mehr aus den Augenwinkeln, weil man doch vornehmlich damit beschäftigt ist, sich einen einigermaßen standsicheren Laufweg zu bahnen. Die KM ziehen an einem vorbei. Man überquert provisorische Holzstege über Wasser, man klettert über, unter und durch umgekippte Baumstämme, die den Weg versperren. Der Lauf macht einen Heiden-Spaß. Die Strecke ist ganz gut markiert. Nur einmal ging es eine kleine Anhöhe hoch und ich stand alleine auf Eisenbahnschienen !? Huch, wohin jetzt ? Im letzten Moment erkenne ich weiter vorne Läuferfüße im Gestrüpp verschwinden, also bin ich noch auf Kurs.

Am Familien Checkkpoint KM 34 bescheinigt man mir "ich sehe noch richtig frisch" aus und nach Auffüllen meiner Wasserflasche geht es weiter zum Anstieg an den Poppenberg, der von mir im Vorfeld erwartete Höhepunkt der Anstrengungen. Jetzt war ich aber sehr zuversichtlich, erwartete keine Probleme beim Anstieg und daß ich überhaupt den Langen Kanten schaffe werde. ;-)

Den Poppenberg mußte man dann größenteils hochgehen. Nicht nur wegen des heftigen Anstiegs, sondern weil der komplett aufgeweichte Weg jeden Laufversuch zur Schlitterpartie macht. Das wäre eine reine Kraftverschwendung. Naja, die Spitze des 30 KM Laufs schiebt sich dann doch mühsam laufend an mir vorbei und eine der Führenden bei den Frauen macht sich vor mir lang und nimmt laut "Iiih" rufend eine Schlammpackung. 400 Meter vor der Kuppel komme ich mit einem Mitläufer ins Gespräch, daß "unter 6 Stunden geil wäre, aber das wird eng". Das müßte ab jetzt ein 6'er Schnitt folgen. Der Abstieg auf dem Boden, der Schmierseife gleicht, ist grenzwertig. Ich schaffe es aber ohne Sturz und sammle weiter Läufer ein. Ich wundere mich über mich selbst über meine nicht enden wollenden Reserven. Der Lauf ist so kurzweilig, daß ich zu keiner Minute darüber nachdenke, daß ich ja nun schon über 5 Stunden unterwegs bin. Die letzten Kilometer Richtung Nordhausen geht es im wahrsten Sinne des Wortes über einen Acker querfeldein. Ein Weg kann ich nicht erkennen, aber die Läufer vorher haben natürlich Ihre Spuren hinterlassen. Bloß in dem Matsch findet sich kein Halt, also immer schön seine eigene Spur im Acker laufen. Von hinten kommt ein Läufer angeschnaubt, der mich überholt und über die Bedingungen flucht: "Die unter 6 kann er sich wohl abschreiben". Ach ? denke ich mir, ich hatte das eigentlich schon noch vor und ich beschloß, Ihm einfach nicht zu glauben. ;-) Nach weiteren wenigen hundert Metern hatte ich Ihn auch zurück überholt und bis ins Ziel auch nicht mehr gesehen. Dann rutscht vor mir der nächste Läufer weg und bleibt liegen. Ich bleibe stehen: "Kann ich helfen ?", "Ich habe einen Krampf. Kennst Du Dich Damit aus ?" "Oh, ne" Also kaputt machen will ich auch nichts bei Ihm, also erstmal aufhelfen. Gehts ? Gut, weiter. Das Feld habe ich sturzfrei passiert, aber leider war die kommende Asphaltpassage auch nicht dazu geeignet, es mal in Ruhe laufen zu lassen. Es hagelte nun mächtig und der Aspahlt wurde durch den Hagel und Schneematsch ebenfals glitschig.

Dann gab es einen letzten Verpflegungstand 4 KM vor dem Ziel. Die Cola stand passenderweise an Rand der LKW Ladefläche im Hagelschauer und so nehme ich halt eine "Cola mit Eis". Ich hatte noch 24 Minuten für "Unter 6" und vor mir tut sich die nächste heftige Steigung auf ! "Mist, dann klappt das mit dem Zeitziel doch nicht", aber nach kurzem Überlegen wollte ich den Lauf bis ins Ziel einfach nur noch genießen, scheiß auf die Zeit. Also, weiter gehts. Ich schaue erst wieder auf die Uhr als ein Streckenposten meint "Noch 400 Meter" Wie ? Ehrlich ? Die Uhr zeigt um die 5:50. Ich kann es nicht fassen, gleich im Ziel zu sein. Ich ringe tatsächlich mit mir um Fassung, damit ich nicht heulend ins Ziel komme und mich so beim Anhang blamiere. Zieleinlauf: 5:53 Uhr ! Suuper ! Mir geht es einfach nur gut ! Ich war schon nach einem Marathon schon fertiger gewesen.

Man drückt mir Harzquerung Souveniers in die Hand: Einen Filzstift und einen Aufnäher ! Na, mal was anderes. Warmen Tee gibt es auch noch, ansonsten nur gegen Bares Eintopf oder Bierchen, das war auch schon alles an Angebot. Nagut, dann halt schnell zurück in die Ferienwohnung gefahren, um erstmal mit Sekt auf die Heldentat anzustossen. Im nachinein muß ich sagen, daß ich immer noch nicht glauben kann, ein für mich so perfektes Rennen hingelegt zu haben. Das war bisher eindeutig der "Lauf meines Lebens". Klingt vielleicht kitschig, aber das triffts.

Dank Euch fürs zuhören bzw. lesen.


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