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Bericht

Name des Laufes:Landesmeisterschaften 10.000m Niedersachsen/Bremen
mehr zum Lauf: VID3731
Datum des Laufes:23.4.2006 (Sun)
Ort:Neustadt am Rübenberge
Plz:D3
Homepage:
Strecken:10.000m
Beschaffenheit:Bahn
Profil:flach
Wetter:14 Grad, bedeckt, leichter Wind, leichter Dunst
Teilnehmer:10.000m: 15
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 23.4.2006 (Sun)
Ein Start bei Landesmeisterschaften ist immer klasse. Wenn man sich aber mit dem Gefühl darauf vorbereitet, dass ein ganz besonderer Wettbewerb ansteht, dann werden sie noch spannender. Und dieses „Besondere“ war der Plan, das erste Mal unter 33 Minuten zu laufen. Nach einer 33:01 am Anfang des Monats auf der Straße und einem sehr gelungenen Trainingslager zeigt die Formkurve eindeutig in Richtung sub33- also wo ist das Problem? Nun…

… eine Familienfeier ist immer klasse. Und wenn man sich mit dem Gefühl darauf vorbereitet, dass eine ganz besondere Feier ansteht, dann wird sie noch spannender. Mamas 60. hat ein entsprechendes Buffet verdient. Und genau dieses Buffet am Samstag hat meine besten Vorsätze zerstört, mich trotz großer Party so professionell wie noch nie auf eine Meisterschaft vorzubereiten. Nachdem ich morgens noch im strömenden Regen mein Einlaufprogramm aus lockerem Dauerlauf, Sprints, Dehnarbeit und Lauf-ABC absolviert hatte, habe ich am Nachmittag entgegen aller Planungen den Buffetdreikampf gefochten: aufladen, wegspachteln, mehr holen. Zumindest habe ich mich gezwungen, dazu 4 Liter Wasser zu trinken. Wenigstens vor meinem eigenen Gewissen den Schein des Profis bewahren. Nun gut. Ist ja auch kein Kindergeburtstag.

Der Start in den Sonntag war schon professioneller. Nachdem ich um 8:30 Uhr aufgestanden war und ein schon wettkampfgeeigneteres Frühstück zu mir genommen hatte, ging es um halb eins an die Raststätte im Nachbarort, wo mich Christian, Thorsten und Uwe aufgabelten. Das erste was sie sagten war „Sintflut“ und wenig später wusste ich, was gemeint war. So trocken, wie es an meiner Raststätte war, war es keine 5 Kilometer und schon pladderte der nächste Antibestzeitfaktor vom Himmel. Obwohl, da war doch was. 10000m-Bestzeit 2004 im Regen in Heiligenrode. Die immer noch aktuelle auf der Bahn. Vielleicht ist heute wieder so ein Tag?

Angekommen in Neustadt war die erste Feststellung, dass es sch…kalt war und ein leichter Wind den Regen um die Bahn trieb. Man hat es nicht leicht. Zweite Feststellung: die Veranstaltung hing 20 Minuten hinterm Zeitplan. Neue Startzeit also 15:20. Gut, also später einlaufen. Man hat es nicht lei… ach, das hatten wir ja schon. Beim Einlaufen kurz über das dünn besetzte Feld gequatscht. Christian meinte, dass nach der Absage eines weiteren Favoriten eine sub33 heute auch Podestchancen hätte. 32:xx. Pah. Dass ich nicht lache- bei den Bedingungen. Aber Moment, wir wollten ja professionell denken.

14:55 Uhr: der Weg aus der Umkleidekabine. Trainingsanzug, Spikes unterm Arm. Und der nette Zuruf: geht doch um 15 Uhr los. Na super- auch das noch. Also keine Steigerungen, kein Test der Schuhschnürung. Hier hat aber echt jemand was gegen meine 32:xx…! Trainingsanzug runter, rein in die Spikes, rein in den Startbereich, notdürftige Steigerung und dann- nix. Tippel, tappel, viele, viele fröstelnde Läufer- und Innen im zusammengelegten Starterfeld. Noch eine Steigerung. Worauf warten wir eigentlich? Ach, auf die Läufer, die es nicht mitbekommen hatten, dass es jetzt doch schon früher losgeht. Na was ein Wunder…

15:10, Startsaufstellung. Geht doch. Ich stand in der ersten Reihe ganz außen. PENG - LOS. Drei lange Schritte und ich liege an zweiter Position. Schon mal gut, zumindest trotz langem Weg gut weggekommen. Sollte hier vielleicht doch was gehen? Zumindest kein Regen mehr, nur noch ganz leichter Wind auf der Gegengeraden. Geplante Taktik? Keine- viel zu dünnes Feld. Zeitrahmen? 3:15/km ist 32:30. Irgendwo knapp drüber also. Und „dranbleiben, egal was passiert“. Also laufe ich an zweiter Position hinter Maik Wollherr aus Osnabrück. Hinter mir Florian Reichert aus Kirchdorf, ein Mitfavorit, dann Christian. 77er-Runde zum Auftakt, 3:12 für den ersten Kilometer. Prima Sache, genau mein Tempo. Und gleich noch eine 3:13 drauf. Etwas schnell, aber Taktik „dranbleiben“. Bloß nicht alleine laufen. Maik erhöht das Tempo, ich reiße erstmals ab. Sofort geht Florian vorbei und ich mache das Loch wieder zu. 3:13. Uiuiui- wie lange geht das gut? Also etwas Tempo raus. Immer auf der Gegenseite der Bahn ruft Thorsten die Rundenzeit rein, ich liege jetzt bei 77 und 78er/Runden, macht 3:16. Problem dabei, jetzt bin ich im Wind, Christian hinter mir, vor mir ein Loch. Bei 4000 eine 3:15 auf der Uhr. Florian und Maik vorne weg. Egal, Tempo halten. 3:17 und 16:11 bei 5000. Drei Sekunden langsamer als in Otterndorf auf der Straße, aber was da auf der zweiten Hälfte passierte, lag dann ja auch am Wind. Nicht nachdenken, rennen. Christian fällt leider etwas zurück. Sind ja nur noch 5000 Meter alleine... Die Überrundungen geben etwas Abwechslung. Und alle 400 Meter die aufmunternden Zeitansagen von Thorsten und die Anfeuerung von unserem Trainer Wilhelm. 6000: 3:18. „Das wird doch nicht etwa…? Nein, wird es nicht! Du bist stark, du bist gut, du läufst das jetzt nach Hause, verdammt! Außerdem liegst du auf Platz drei bei Landesmeisterschaften, also renn!“

Das Schlimme in diesem Bereich nach 6000 Metern und 15 Runden ist, dass man die „10“ auf der Rundenklapptafel sieht, dann die „9“. Die Beine werden schwerer. Der minimale Wind wird immer nerviger und die Runden einfach nicht weniger. Man grübelt. Horcht in den Körper. Lässt sich nicht einmal mehr von den Überrundungen vom Nachdenken ablenken.

3:20 bis 7000. Noch passt alles. Jetzt der Horror-1000er. „Der achte Kilometer, wenn du da rüber kommst…“. 77, 78 – 3:19. Sogar wieder eine Sekunde schneller. „Nur noch 2000 Meter. Das hast du im Trainingslager mit Christian in 6:14 hingeknallt am Ende der Tempoeinheit!“ Und noch einmal 3:20. 29:27 bei 9000. „Nur noch drei Runden- das wird was! Heute klappt es!“ Dann geht die Sichtklappe runter und die Beine spulen das Programm ab. Noch 1,5 Runden. „77“. Letzte Runde. Noch 500 Meter. 75 Sekunden für die letzten 400. Dann der Endspurt- nach 3:06 für die letzten 1000 und bei 32:34,30 reiße ich die Arme hoch, brülle einmal in den Wolkenhimmel und schmeiße mich als Dritter hinter Maik und Florian glücklich auf die Bahn. Christian kommt kurz danach mit 33:07 Minuten als 4. ins Ziel.

Bis zur Siegerehrung und meinem ersten 3. Einzelplatz auf dem Treppchen bei Landesmeisterschaften hält das Grinsen. Und irgendwie hält es auch jetzt immer noch an. Und hoffentlich fotografiert mich keiner morgen früh und fragt, welche Drogen ich denn am Wochenende genommen habe… Die Antwort ist einfach- aber derjenige würde sie vermutlich nicht verstehen: meine Droge heißt Laufen!


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