Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
20.04.2024, der 6. Tag der KW 16

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:Zürich Marathon
mehr zum Lauf: VID2852
Datum des Laufes:9.4.2006 (Sun)
Ort:Zürich
Plz:CH
Homepage:www.zuerichmarathon.ch
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach
Wetter:Regen, kalt
Teilnehmer:5000
Name des Berichtenden: Oli Sch LID7
Oliver aus

Bericht vom 14.4.2006 (Fri)
Schweizer spinnen... jedenfalls, die, die hier das Wetter machen. Eindeutig.

Am Mittwoch den 5.4. schaue ich aus dem Bürofenster und kann die Wiese nicht sehen. Weiss... alles, Wiese, Himmel, Luft... Schnee, Gestöber. Mein besorgter Blick in den Wetterbericht für deb Sonntag beruhigt mich nur ein wenig. Angeblich 20 Grad, Sonnenschein soll es geben, toll.. zu warm für einen Marathon. Am Freitag, der Schnee ist mittlerweile wieder weggetaut, der nächste Blick in den Wetterbericht. Aus den prognostizierten 20 Grad und Sonnenschein ist mittlerweile 2 Grad und Regen geworden. Das Wetter am Samstag ist dagegen toll, Sonnenschein, nicht zu warm, in der Sonne gerade zum Eisschlecken geeignet. Sonntagmorgen, um 5 Uhr 30 nach dem Aufstehen dagegen steh ich auf dem Balkon im strömenden Regen...
ich empfinde das irgendwie... naja... unpassend.

Was soll man anziehen, der Laufkleiderschrank wird durchwühlt, jede Kombination wird zumindest angedacht, was zieht man an bei 4 Stunden Laufen im kalten Regen? Das Probestehen auf dem Balkon gewinnt dann folgendes Outfit, dünne 3/4-Tight, das neue Bonn-Finisher T-Shirt, darüber die Laufweste. Kaffee, Wasser, Toastbrot, Blick aus dem Fenster... buäh, keine Lust!

Zu früh, viel zu früh, sitze ich dann mit Kiki, einer aufgeregten Marathondebutantin in der S-Bahn nach Zürich. An jeder Station kommen mehr Läufer in den Zug. Obwohl die öffentlichen Verkehrsmittel in Zürich sehr gut ausgebaut sind - von der Benutzung der Toiletten in der S-Bahn rate ich aber dringendst ab...

Am Bahnhod Stadelhofen steigen einige Läufer aus, Kiki, registriert das, panisch schnappt sie ihren Kleiderbeutel, ruft "Wir müssen hier raus!" und schwups, steht sie auf dem Bahnsteig. Ich wollte ja an sich zum Hauptbahnhof fahren und von da eine der zahlreichen S-Bahnen nach Wollishofen nehmen, aber vielleicht gibt es ja auch eine Tramverbindung, denke ich mir. Nein, gibt es nicht... die wollen sich nur die über 2km zum Startgelände warmlaufen. Toll... wenigstens wird der Regen jetzt wieder stärker, das hat Kiki sich auch verdient, ich bemitleide sie nicht. Nur mich!

Langsam latschen wir durch den Regen längs der sonntäglich leeren Zürcher Strassen Richtung Startgelände, nach ca. 20 Minuten sind wir endlich da und versuchen uns zu orientieren. Erstmal die Kleidersäcke wegbringen. Die Kleiderabgabe iat parallel zum Bahnhof, in Postwaggons, die auf den Gleisen stehen. Das umgebende Gelände isz definitiv nicht auf regen und Läufermassen ausgelegt und versinkt im regen und Schlamm.

Mühsam von Schlamminsel zu Schlamminsel springend erreiche ich den letzten Kleiderwaggon in der Reihe. Das Schild sagt 6500-7000. Mist, ich habe Startnummer 7008. Also weiter am Stacheldraht entlang, den Gleisen folgend bis ich in ca. 200m meinen Waggon entdecke.

Schliesslich werde ich meinen Kleidersack los, die aufgeklebte Nummer ist mittlerweile komplett durchnässt und abgefallen. Zum Treffpunkt zurück, sehe ich Kiki im modischen Plastikumhang im Regen auf mich warten. Gemeinsam kämpfen wir uns durch die Startreihen um uns irgendwo weiter hinten einzureihen.

Der Startmoderator zählt schon die Minuten runter und fordert alle auf sich in die für sie vorgesehenen Stratblöcke einzureihen. Schilder, die diese auch nur ansatzweise anzeigen sind dagegen Fehlanzeige. Um uns herum ein Riesenchaos von pitschnassen Läufern, Zuschauern. Letztendlich stellen wir uns einfach irgendwo rein und warten, dass es gleich los geht.

Die Regenstärke schwankt zwischen Bindfäden und dickem Pladdern. Die Schuhe und Strümpfe sind jetzt schon vollkommen durchnässt. Zur Sicherheit mach ich auf den Doppelknoten noch einen Schlag drauf. Dreifach hält besser.

Auch meine Startnummer hält dem Regen nicht stand, eine Rekonstruktion meines selbstgebauten Startnummernbandes später baumelt sie mir lustig am Hals, sieht zwar dämlich aus, aber das wird halten.

Als sich alle um uns herum in Bewegung setzen traben wir auch an. Gemütlich und gemächlich passieren wir die Startlinie und ich starte meine Uhr. Das Tempo ist ein behutsames 6:30er, die ersten Kilometer werde ich Kiki auf ihrem ersten Marathon begleiten um dann später noch ein wenig anzuziehen.

Als nach ca. einem Kilometer die sub3:30er Gruppe an uns vorbeizieht werde ich fast schwach. Das 5er Tempo hat doch letzte Woche super geklappt und ging locker von den Füssen!? Aber ich bin vernünftig, meine Trainingsumfänge in den letzten Wochen sind für solche Experimente doch zu gering.

Nach 2 Kilometern und 13:20 Minuten verlasse ich Kiki, wünsche ihr viel Glück und sie könne mich bei Schwierigkeiten gerne anrufen. Ich drücke gleich ein wenig aufs Tempo, um die verlorene Zeit wieder gutzumachen und mich wieder dem notwendigen Schnitt für sub 4:00 zu nähern. Der ständige Regen schlägt aber aufs Gemüt. Die Läufer um mich herum haben schlechte Laune, die Zuschauer sind so gut wie gar nicht vorhanden und wälzen sich noch in ihren warmen Bette. Die Füsse sind pitschnass, um Pfützen herumzulaufen ist sinnlos, da würden sonst 50km draus werden, die Muskeln werden nicht richtig warm, Frieren tut man trotz der ca5 Grad nicht, aber Betriebstemperartur erreiche ich so auch nicht.

Ich versuche mich ein wenig aufzumuntern und klatsche den wenigen Zuschauern, die sich unter ihren Regenschirmen verstecken aufmunternd zu. Das zeigt aber auch keine Reaktionen, eher wird der Irre der da seitwärts laufend klatschend die Leute anbrüllt mitleidig belächelt.

Wir laufen weiter am Zürcher See entlang, die Gegend ist traumhaft schön. Schade, dass sie so schüchtern ist und sich unter Dunst, Regen und Nebel versteckt. Der erste Teil des Marathons ist eine Wendestrecke und so kann man nach kanpp über einer Stunde schon die Führenden einem entgegenrasen sehen.

In Meilen ist dann der Wendepunkt. Der Wendepunkt selber ist richtig voll von Zuschauern. Ein Riesenzelt überspannt die Strasse und man läuft durch johlende Zuschauer hindurch, die das erste Mal ritchtg gute Laune haben. Hier ist es ja auch trocken. Man selber muss aber wieder raus in die Kälte, in den Regen. Das alles mit der Gewissheit das noch die stärksten Unbillen auf einen warten.

Mittlerweile läuft auch die Angst vor Krämpfen immer mit, vielleicht wäre die lange Tight doch die bessere Entscheidung gewesen? Die Läufer selber sind auch jetzt eher nicht so gesprächig, die Stimmung immer noch gedrückt.

Jetzt halte ich aber die Augen auf und versuche in den mir entgegenkommenden Läuferscharen Kiki zu entdecken. Nichts zu sehen und da ist dann auch schon der Besenwagen., der langsam hinter einer Truppe von Läufern hinterherzuckelt. ICh versuche in den Besenwagen zu schauen, laufe auch kurz mit ihm mit um zu schauen, ob Kiki dort ist, aber die Fenster sind verdunkelt, man kann nichts erkennen. Beim Laufen versuche ich, sie anzurufen. Irgendwie macht man sich schon ein wenig Sorgen, aber sie ght nicht ran. Besorgt spreche ich einen begleitenden Fahrradfahrer an, ob er in Erfahrung bringen könne ob eine gewisse Kiki im Besenwagen wäre. Irgendwie scheint es eine Funkverbindung zu geben und er teilt mir mit, dass sie im Besenwagen sichlerich nicht wäre.

Mittlerweils ist an der Strecke ein wenig mehr los. Der gemeine Zürcher scheint wohl gefrühstückt zu haben und wollte sich dem Betrachten des Elends ein wenig hingeben.
Auch die Stimmung wird ein wenig besser. Ein aufopferungsvoller Zuschauer ist mir schon bei dem Hinlauf aufgegfallen und brüllt mich an, "Hopp Schwyz... Hopp Schwyz..."

Einen der begleitdenen Fahrradfahrer spreche ich an, ob er denn keinen Gepcäkträger habe, für 100Chf könnte man doch den Luxus erwarten, ein wenig mitgenommen zu werden beschwere ich mich. Er antwortet mir mit ernstem Blick, dass ich doch sicherlich froh wäre, wenn ich das Ziel alleine erreiche. Entweder will hier keiner Spass haben oder ich sehe schon so kaputt aus.

Gut zugegeben, mittlerweils werden die Beine schwerer. Allmählich kommt die Phase eines Marathns in Sichtweite, wo man spürt, dass es irgendwann mal unangenehm werden wird, aber an sich gehts mir noch gut. Aber dann passierts. bei einer Getränkestelle schnappe ich mir einen Pappbecher, und nehme einen grossen Schluck. Wuäh... was denn das. Mist, irgendsoein Isozeugs. Ich denke an Britt und an ihren Ausspruch "Will kein Iso... will Wasser". Aber bei mir ists zu spät. Es blubbert in meinen Magen herum und scheint irgendwie meine Schleimhäute wegzuätzen. Dauernd stosse ich auf, und nach ein zwei Kilometern liegts dann vor mir auf der Strasse: Ein Kessel Buntes. Nicht viel, aber meine Laune ist jetzt total den Bach runter. Bei der nächsten Getränkestelle spüle ich mir den Mund erstmal mit Wasser aus.

Mittlerweile sind wir auch in der Innenstadt und hier gibt mir die Streckenführung irgendwie vollends den Rest. Kreuz und quer, hin und her wird man durch die Innenstadt von Zürich gejagt. Man weiss in 2 Kilometern Entferunung ist das Ziel, man hört es schon und man läuft in die Gegenrichtung, überquert da ein Brückchen, läuft da ein Schleifchen, sieht in der Kurve eine andere Strasse, wo man wohl auch noch lang muss, oder war man da schon, vielleicht haben die sich auch verlaufen, sag mal... hier war ich doch schon?

Für die Zuschauer optimal, können sie doch die Sportler vielfach beobachten.
An der Strecke sind auch überall Übergangsstellen eingerichtet, wo Ordner Zuschauer über die Strasse lassen, so dass sie die Läufer nicht behindern.

An zwei weiteren Getränkeständen trinke ich jetzt auch im Gehen Wasser, irgendwie will ich den Krams in meinem Magen weiter verdünnen, sub irgendwas schwebt zwar noch in meinem Kopf herum, aber der letzte Wille fehlt, vier Stunden Regen fordern ihren Tribut. Ein Zielankunft mit anschliessender heisser Badewanne, das hätte was.

Auch mein Puls macht momentan lustige Sachen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ich zwar genügend Fett habe, der dazugehörige Stoffwechsel aber nicht ausreichend trainiert ist.

Ich versuche irgendwie in Stimmung zu kommen und wieder richtig ins Laufen zu geraten, aber das gelingt mir irgendwie erst wieder auf dem letzten Kilometer, das ist dann wieder schön. Ein Marathonzieleinlauf ist immer was besonderes. Jubelnd überlaufe ich die Ziellinie und bin endlich im Ziel, nach netto 4:05:27 Stunden und echt heilfroh, dass es vorbei ist.

Im Zielgebiet ist dann wieder alles unübersichtlich. Wenn man nicht mehr in Bewegung ist, wird es auch ziemlich schnell kalt, schnell besorge ich mir mein Finisher-T-Shirt und meine Medaille (ziemlich gross), Kiki versuche sich so lange zu erreichen, bis der Akku von meinem Handy leer ist und erfahre erst später, dass sie locker unter 4:30 geblieben ist und ihren ersten Marathon super überstanden hat.

Von den ursprünglich weit über 7000 gemeldeten sind nur ca. 5300 an den Start gegangen, von denen wiederum ca. 300 Teilnehmer aufgeben mussten. Das schlechte Wetter forderte seinen Tribut.

Die Splits für die einzelnen Viertel waren
Endzeit 1/4 1/4-1/2 1/2-3/4 3/4-4/4
4:05.27 59.48 58.12 1:00.42 1:06.43
Der letzte war halt ein wenig länger, als die anderen, irgendwie schade, Gerne wär ich unter 4 Stunden geblieben. Aber das mangelnde Training der letzten zwei Wochen, durch Umzug und den sich daraus ergebenden Umständen bin ich noch zufrieden.
Das dumme am Marathon ist, dass man fehlendes Training kaum durch langsameres Laufen kompensieren kann. Ab einem gewissem Zeitpunkt, wirds dann automatisch unangenehm.

Bestzeit war es trotzdem, fast 40 Minuten verbessert, auch wenn ich vor meiner Trainingspause mit einer sub 3:40 geliebäugelt habe ist das eine feine Verbesserung. Auch verfestigt sich immer mehr meine Überzeugung, dass man für einen Marathon trainieren muss.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1436


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite