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Bericht

Name des Laufes:Obermain-Marathon
mehr zum Lauf: VID2887
Datum des Laufes:9.4.2006 (Sun)
Ort:Bad Staffelstein
Plz:D9
Homepage:http://www.obermain-marathon.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:50% Asphalt, 50% Schotter und Fels
Profil:681 Höhenmeter
Wetter:kalt, trocken, windig
Teilnehmer:ca. 300
Name des Berichtenden:Tobias Hegmann
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 12.4.2006 (Wed)
21 km Berge - 21 km Wind

Gestern war es endlich soweit. Nach einer langen Vorbereitung stand jetzt der erste Saisonhöhepunkt an. Dafür hatte ich mir den Obermain Marathon in Bad Staffelstein ausgesucht. Ich hatte diesmal keine Lust auf Bestzeit und einen weiteren Versuch die 2:40 Std zu unterbieten. Da kam mir der schwere Landschaftsmarathon mit 680 Höhenmetern gerade recht.
Vor dem Start traf ich auch noch ein paar bekannte Gesichter: Wolfgang Lex vom TV Goldbach rannte den Halbmarathon. Manfred Fimmel aus Plaumheim, den ich gestern schon getroffen habe muss auch hier irgendwo unter den knapp 900 „Halben“ sein. Auch Matthias Schmitt von der LG Würzburg sah ich nach langer Zeit mal wieder. Wir standen 2000 zusammen mit einer Bundeswehr Mannschaft an Start zum Hamburg Marathon und von Mai - November 2000 waren wir zusammen in Suva Reka im Kosovo im Rahmen der KFOR – Mission.
Punkt 9:00 schickte uns der Bürgermeister bei super Laufbedingungen auf die Strecke. Es bildete sich sofort eine Spitzengruppe mit 5 Läufern. Ich ging erstmal mit, immerhin hatte ich mir einen Platz in der Top 5 vorgenommen. Der Vorjahressieger Rudolf Paulus (SSG Königswinter) erhöhte das Tempo nochmals und hatte schnell einen kleinen Vorsprung. Km 1: 3:33 min. Viel zu schnell, ich lies mich zurückfallen und lief mein eigenes Tempo. Nach 2,5 Kilometern der erste leichte Anstieg. Dann ging es endlich los. Immer weiter zog sich die Strecke nach oben Richtung Kloster Banz.

Ich war mittlerweile wieder in die Spitzengruppe vorgelaufen, die jetzt nur noch aus 3 Läufern bestand. Paulus machte Druck, ich ging mit und zusammen erreichten wir den ersten „Höhepunkt“. Stephan Gunzelmann (LAC Quelle Fürth) stieß auf dem folgenden Bergabstück wieder zu uns. Als es ins Flache ging hatten wir schon gut 200m Vorsprung. Die Führung wechselte jetzt ständig, aber das Tempo war nicht extrem hoch. Die Kilometer 10 bis 14 lagen alle um die 3:50 min/km.
Langsam wurden die Scharen der Nordic Walker immer dichter. Sie hatten anfangs eine andere Strecke und waren jetzt wieder auf unserer Strecke. Platzmachen ist nicht, lieber dem Führungs-Radfahrer noch eine blöde Bemerkung hinterher rufen, wenn der sagt: „Bitte hintereinander laufen!“ Als das Gedränge am dichtesten war kam auch noch eine Verpflegungsstation dazu. Zusammen mit Gunzelmann nahm ich mir einen Becher Wasser. Bloß nicht den Kontakt verlieren, trotzdem möglichst viel hinunter bekommen, jeder der schon mal Marathon gelaufen ist, weiß das es da hektisch werden kann. Ohne Zusammenstoß haben wir die Situation gemeistert, an der Kreuzung rechts ab, den Walkern hinterher. Plötzlich Geschrei von hinten: Wir sind falsch abgebogen. Die Marathonstrecke geht links ab. Gunzelmann bekommt es gar nicht mit, ich schreie mir die Lunge aus dem Leib. Endlich bleibt auch er stehen und dreht um. Paulus der ein bisschen hinter uns war hat plötzlich 100 m Vorsprung. Aufgrund der Kilometerzeiten vermute ich, dass ich etwa 20 – 25 sec verloren habe. Jetzt bloß ruhig bleiben, keinen Zwischensprint. Schnell wieder das eigene Tempo finden und dann sehen was passiert. Jetzt steht auch langsam der Anstieg Richtung Vierzehnheiligen an.

Ich komme immer näher und kann endlich wieder aufschließen. Lange zieht sich der Anstieg hin, aber genau wie ich es mag. Hier kann man schön mit Kraft hochdrücken. Hier kommen mir meine dicken Radfahrer-Oberschenkel zugute. Ich zieh mein Tempo durch und bin plötzlich alleine. Bei Kilometer 15 hat man auch den zweiten Anstieg geschafft. Auf einem Höhenweg, den ich mal als „wellig“ bezeichnen würde geht es jetzt zur letzten Prüfung, dem Staffelberg. 50 Meter vor mir fährt als Führungsfahrzeug ein Quad, das die Wanderer von den Wegen scheucht und die Verpflegungsstationen warnt, dass gleich der Erste kommt. Neben mir zwei Radfahrer die mich auf die nächsten Kilometer vorbereiten, mir sagen wann ein Anstieg kommt, wie lange das nächste Bergabstück ist und auch immer mal wieder nach hinten schauen. Kurz nach Kilometer 20 kommt dann noch eine brutale Rampe, nur ein paar hundert Meter lang, aber steil und auf felsigem Untergrund. Das tut zum ersten Mal richtig weh. Aber wer das geschafft hat, hat das gröbste hinter sich. Die 681 Höhenmeter sind bis auf ein paar kleinere Reste erledigt.

Eine große Runde auf dem Staffelberg herum, einen Blick in die Landschaft, dann geht es bergab. Als ich wieder auf den Weg einbiege den ich schon nach oben gelaufen bin kommt gerade der 4. herauf. Gunzelmann ist schon auf der Runde und Paulus hat gut die Hälfte der Runde hinter sich. Halbmarathon. 1:25:30 Std. Mein Ziel unter 2:50 zu bleiben scheint realistisch, die zweite Hälfte sollte doch ein bisschen einfacher werden. Aber 21 Kilometer laufen sich auch im Flachen nicht von alleine und es kann immer noch viel passieren. Immer mehr Marathonis kommen mir jetzt entgegen. Fast alle haben ein paar nette Worte und feuern mich an. Aber jetzt fliegen die Kilometer erstmal nur so dahin: 3:35min; 3:26min; 3:39min; 3:41min; 3:36 min. Ich denke an den Rat von Jens, der letztes Jahr hier gelaufen ist: „Übertreibe es bergab nicht, schau lieber, dass du zum Ende im Flachen noch zulegen kannst“ Ich laufe ohne Druck bergab, hier hätte ich sicher noch einiges herausholen können. Aber die Angst wieder so einzubrechen wie letztes Jahr in Würzburg oder Berlin ist groß. Der Vorsprung ist mittlerweile auf ca. 2 min angewachsen und der Gedanke dass ich hier vielleicht einen Marathon gewinnen kann kommt so langsam hoch und schnürt mir den Magen zusammen. Was ist, wenn ich jetzt so lange vorneweg laufe, irgendwann der Mann mit dem Hammer kommt und ich auf den letzten Metern noch überrollt werde? Positiv denken. Mal wieder eine Verpflegungsstation, willkommene Abwechslung. Ich rufe laut und deutlich: Wasser! In die Hand bekomme eine Becher Cola. Gibt es ein Getränk das ich mehr hasse wie Cola? Ich glaube nicht. Der Radfahrer dreht um und holt mir einen Becher. Netter Zug von ihm, besonders wenn man bedenkt, dass der Vorjahressieger und mein härtester Verfolger heute, sein Schwager ist, was ich aber erst im Ziel erfahre! Der größte Teil des Wassers geht diesmal für meine knallheißen Oberschenkel drauf, die sich anfühlen als wollten sie explodieren. Bei der Nächsten Verpflegung bei Kilometer 30 dann eine super La-Ola-Welle für mich und eine Wahnsinns Anfeuerung. Ich bedanke mich in dem ich winke und versuche zu lächeln. Dann der Spruch der Tages von einer Helferin: „Leck mich am Arsch, der düst hier vorbei und grinst noch dabei!“ Das tröstet mich, immerhin äußerlich seh ich scheinbar noch locker aus. Ich fühl mich deutlich besser als zum gleichen Zeitpunkt in Berlin. Noch 12 Kilometer. Ich muss an Edgar denken. Mit ihm zusammen hab ich den langen Lauf mit 12 km Endbeschleunigung gemacht. Wenn ich das Tempo von damals durchlaufe, könnte es schon fast langen. Aber ich bin sogar schneller. Kilometer 31 – 36 alle in etwa 3:45 min/km. Trotz dem Wind der teilweise sehr heftig bläst und unheimlich Kraft und Nerven kostet. Viel aufgeholt haben können meine Verfolger auf den letzten Kilometer nicht, auch sie haben den Wind gegen sich und der Vorsprung kann eigentlich nur sehr langsam schmelzen, wenn überhaupt. Das versuche ich mir zumindest möglichst glaubhaft einzureden. Einfach nur das Tempo halten. Eine kurze Unterführung, eine Mini-Anstieg, alles kommt mir jetzt schlimmer vor wie der Staffelberg. Aber das Tempo passt noch immer. Kilometer 38 das erste Mal über 3:50 min, dann 3:58 min. Es geht um einen schönen See herum, wieder starker Wind, schlechte Wege. Lauf schon, in dreizehn, max. vierzehn Minuten hast du alles hinter dir. Ich bekomme die Füße nicht mehr hoch. Die Radfahrer machen mir Mut. Sie wissen dass ich genug Vorsprung habe. Die nächsten beiden Kilometer konstant in 4:11 min. Ein bisschen Qual muss sein, sonst wäre es kein richtiger Marathon. Nach tausend Meter. Durch den Kurpark, an den Solen vorbei, wieder ein paar Halbmarathon-Walker. Dann das Stadion in Sichtweite. Kilometer 42 in 4:34 min. Gott sei Dank, das Ziel dürfte kein bisschen zu spät. Noch 195m im Stadion. Ziel eins: Top 5, erreicht! Ziel zwei: unter 2:50 Std, erreicht! Ziel drei: Mit einem Lächeln über die Ziellinie laufen: fast vergessen! Also schnell noch ein bisschen grinsen. Später bekomme ich gesagt, ich hätte noch sehr locker gewirkt auf der Stadionrunde.
Bei 2:46:29 bleibt die Uhr stehen, ich bekomme die Medaille, meinen Bierkrug. Die Kamera von TV Oberfranken, die mich unterwegs schon mehrmals gefilmt hatte, ist auch schon da. Interviews für zwei Zeitungen und mit dem Fernsehen. Auf einmal sackt mein Kreislauf ein bisschen zusammen. War doch ein bisschen zu viel. Ich muss mich hinsetzen. Der Mann vom Roten Kreuz meint ich sollte zur Massage gehen, mich hinlegen und was essen. Gehen? Da muss man doch vorher aufstehen, oder? Er zieht mich nach oben, ich hätte es ehrlich nicht mehr geschafft, meine Oberschenkel sind völlig am Ende. Der wirklich einzige Kritikpunkt an dieser Top-Veranstaltung und der super Organisation: Die Walker haben mir alle Bananen und Äpfel im Ziel weggefressen! Auch bei der Massage muss ich mich hinten anstellen, die völlig fertigen Halbmarathon-Nordic-Walker blockieren noch alles. Ist schon ein verdammt harter Sport.
In der Halle sitze ich dann bei Rudolf Paulus und Claudia Welscher, die schnellste Frau war (3:32:08). Er ist schockiert das ich im flachen „nur“ 2:42 Std laufe. Er meinte wenn er von einem 2 Stunden 30 Läufer geschlagen worden wäre, hätte er heute Nacht besser schlafen können. Auch Claudia stichelt immer mal wieder, kurz gesagt, wir haben alle unseren Spaß.
Nachdem ich meine Torte, Urkunde und weitere Preise bekommen habe, beschließe ich die Freikarte für die Therme noch zu nutzen und lasse meinen Bad Staffelstein „Urlaub“ im 38°C warmen Salzwasser ausklingen


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