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Bericht

Name des Laufes:06. RheinEnergie-Marathon
mehr zum Lauf: VID2583
Datum des Laufes:2.4.2006 (Sun)
Ort:Bonn
Plz:D5
Homepage:http://www.rheinenergie-marathon-bonn.de
Strecken:MA, HM
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:leicht wellig
Wetter:10°, sonnig, etwas windig, gegen Ende leichter Regen
Teilnehmer:HM: 3847, M: 2400
Name des Berichtenden: gerhard LID85
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Bericht vom 7.4.2006 (Fri)
Folks!
Seit Oktober habe ich mein Training nach dem Motto "Gerhard läuft langsam" gestaltet. Viel Grundlage nach der Verteilung 71-21-8. Dies würde mein erster Frühjahrsmarathon werden. Ich soll lange Läufe durch den Schnee machen? Konnte ich mir kaum vorstellen. Ging aber, irgendwie. Ab Ende Januar habe ich dann nach Steffnys 3:30 10-Wochen-Trainingsplan trainiert, wobei ich jedoch die Tempovorgaben um 20"/km nach oben korrigiert habe. Also Zielzeit 3:45. Woche 9 und Woche 3 fielen leider wegen Erkältung aus. Sonst lief es, trotz Kälte und Schnee, recht gut. Der 10k Testlauf ging irgendwie in die Hose, der HM Testwettkampf fiel (wegen Schneedesaster) aus, die langen Läufe jedoch gingen recht gut. Aber eben langsam. So war der längste Lauf über 34k ca. 20' langsamer als vor 1 1/2 Jahren als ich auf meinen letzten Marathon trainierte. Ich wollte in Bonn alles, nur eben keine solchen Schmerzen wie auf den letzten 10k bei meinem letzten Marathon.

Auf nach Bonn. Schon am Freitag fuhren Antje, Günther und ich gemeinsam hoch. Das Hotel lag sehr zentral, gerade mal 300m vom Start entfernt. Ideal. Freitags schlenderten wir über die recht überschaubare Marathonmesse. Samstags war eine Bus-Stadtrundfahrt die einzige Tagesaktivität. Antje war noch shoppen. Der Schock blieb jedoch aus ;-)

DRSL-Treffen. Coole Location. Viele nette Menschen. Leider viel zu wenig Zeit um mit annähernd allen ein paar Worte zu wechseln. Riesengroße Pizzen und sonstige Leckerein wie Fischcreme und Apfelessig-Schokolade. Toll!

Ich wollte jedoch zeitig ins Bett. Symptomatischerweise überholte uns auf dem Heimweg ein gewisser Herr R. Dieser Herr nahm mir ja dann am Folgetag auch über 50' ab. Dass er bei seinem nächtlichen Überholmanöver bei rot über die Ampel lief soll nicht unerwähnt bleiben! ;-)

Von nun an war alles so ziemlich alles anders als bei meinen bisherigen Marathon-Teilnahmen.
1. Ich konnte kaum schlafen.
2. Ich konnte beim Frühstück nicht meine Frau anmotzen, denn wir frühstückten ja im Hotel und um uns herum lauter Läufer. Dooferweise hatte ich also gute Laune. Das sollte auch den Rest des Tages so bleiben. Es wurde ein ziemlich kommunikativer Marathon.

Kleiderwahl. Ich bin in den letzten 5 Monaten nur dick eingepackt und davon genau 10km ohne Handschuhe gelaufen. Heute fiel die Kleiderwahl auf kurz-kurz. Für den Weg zum Start habe ich mir jedoch, den mit den Startunterlagen verteilten, magenta Platiküberwurf angezogen.

So standen wir also rechtzeitig im Startblock. Alles recht überschaubar und gut organisiert. Günther ging kurz vor dem Start in den schwarzen Block nach vorne und gesellte sich zum 3:30 Pacer. Der Startschuss fiel und der schwarze Block vor uns setzte sich in Bewegung. Uns wurde der Weg noch versperrt. Ooops! Nun müsste ich mal. Also schnell über die Absperrung aufs Dixi. Als ich wieder rauskam setzte sich mein Block in Bewegung. Ideal.

KM1 bei 4'55"! Holla! Langsam. 5'20" wollte ich laufen. Sonst fürchtete ich ähnliche Schmerzen wie bei meinem letzten Marathon. Die Stimmung im Feld war gut. Es ging über die Kennedybrücke. Das dichte Feld der Läufer ließ den Gegenwind kaum spürbar sein. 5'16", 5'18", 5'13", 5'14" (25'56") lief es bis KM5 dahin. Meine erste Erkenntnis die ich hier schon gewonnen hatte: Laufen in fremder Umgebung lenkt mächtig ab. Zweite Erkenntnis: das Bonner Publikum ist besser als das in München. Nun ging es zurück zur Rheinbrücke mit 5'12", 5'14", 5'19" die Brücke hoch. Hier war ich hinter 2 Läufern (Sven und Peter wie sich später herausstellte) mit denen ich fast den Rest des Marathons gemeinsam lief. Die beiden, Peter zumindest, sahen wie alte Marathon-Haudegen aus. Bei KM9 (5'13") kam ich beim ersten Streckenposten von DRSL vorbei. Kurz darauf (KM10 in 5'14", 26'12") stand Antje am Streckenrand. Es war recht windig und ich warf ihr meine Kappe zu.

Nun folgten viele KMs mit Gegenwind. Ich biss mich hinter Peter und Sven fest (5'20"). Beim zweiten Verpflegungspunkt hatte ich eine Flasche und Gel deponieren lassen. Das mit dem Beissen begann mir eigentlich ein wenig zu früh. Ein falsch (das einzige) aufgestelltes KM-Schild sorgte für Verwirrung. Kurz darauf war jedoch die Markierung auf der Straße (5'17"). Dennoch folgte nun der erste zu langsame (5'23") KM. Aber es war ja schon ein wenig Polster reingefahren. Bei KM14 (5'16") wurde jemand am Streckenrand wiederbelebt. Das war schlimm. Später stellte sich heraus, es wäre wohl ein Zuschauer gewesen. Es ging weiter gegen den Wind (5'14", 26'30"). Ich war froh, dass es Peter und Sven gab. Ich wollte die beiden nicht ziehen lassen. Andererseits lief ich fast ausschließlich bei ihnen im Windschatten. Ohne die beiden wäre ich zu diesem Zeitpunkt langsamer geworden. 5'14", 5'15". Es fielen die ersten Scherze "Nun ist's nur noch ein HM mit Ein- und Auslaufen". 5'17", 5'14", 5'10" (26'10"). Heiligs Blechle! Das rollt ja recht gut. Nur nicht überziehen! 5'11" und schließlich HM bei 1:50'30". Meine Herren! Was soll denn das werden? Zum allerersten Mal dachte ich an eine sub3:45!

Nun kam die große Wende. Es ging Richtung Norden (5'15"). Rückenwind! Ein Grund zu guter Laune. Ach ja! Meine Laune. Die war erstaunlich gut! Der ständige Austausch mit Sven und Peter tat unheimlich gut. Es gab keine Zeit darüber nachzudenken, ob es bald wehtun würde. Wir haben viel geredet und uns viel Mut zu gesprochen (5'12"). Waren wir zu schnell (5'06") gab es sofort mahnende Worte, langsamer zu machen. Ging es mal zäher bergauf (5'22", 26'06"), so fielen sofort Sprüche wie "bergauf wird keine Zeit gut gemacht" (5'21"). Nun ging es mir zunehmend besser. Klingt komisch, ist aber so. Einzig die hintere Oberschenkelmuskulatur begann zu ziehen. Damit hatte ich schon den ganzen Winter über Probleme. Wir überholten einen Läufer nach dem anderen (5'14"). Es kam ein Spruch auf: "Männer, das wird was!", der noch recht oft fallen sollte (5'17").

2/3 der Strecke waren rum. Ich dachte mal an Günther und ob Matthias schon im Ziel wäre. Meine Marathonkameraden mussten sich so manche Geschichte von mir anhören. Dass bei meinem letzten Marathon bis hier hin alles glatt lief, sich dann jedoch die Hölle für mich auftat. Peter meinte trocken "das lassen wir heute sein" und "wir ziehen das heute durch". Und: "Männer, das wird was!". (5'21") "Wir sparen Körner, sehr gut". (5'14", 26'27") Meine Güte! Vor 18 Monaten bin an dieser Stelle vom Hammermann verprügelt worden. In 5KM steht Antje. Ich beginne runter zu zählen. Wird es mir dort immer noch so gut gehen? Zum Grübeln blieb keine Gelegenheit. Entweder die Leute schrien meinen Namen (der große "Gerhard" Schriftzug auf meinem gelben Shirt tat seinen Job) oder Peter machte eine markige Bemerkung. Sven wurde ruhig (5'10"). Meine Fresse! So schnell bin ich noch nie zum solchigen Zeitpunkt eines Marathonlaufs unterwegs gewesen. (5'20") "Männer, nun noch ein kleiner 10er", "endlich mal ein 10er, bei dem man gut aufgewärmt ist". Es ging mit klasse. Lediglich meine hinteren Oberschenkel taten nun weh. Ich hatte Angst vor Krämpfen (5'15"). "Was ist los, Männer?" 5'22". Sven begann sichtlich zu leiden. Auf geht's! Was sollte ich nun machen? Ich kann doch nicht ohne meine Weggefährten weiterlaufen? Wir überholten eine größere Gruppe und plötzlich waren Peter und Sven 10m zurück. "Was ist los?" "Lauf!", schrie Peter. Nein! Ich bring' die letzten 8k alleine heim (5'05", 26'12").

KM35. Da stand Antje! Ich hab sie schon von weitem gesehen "Antje! Heute geht was!". Ich strahlte, Antje strahlte, die Leute klatschten und lachten. "Heute geht was!" wurde nun mein Mantra. Ich flog an gehenden Mitstreitern vorbei und feuerte sie an. Ein kurzer Anstieg (5'23") warnte mich davor, nicht zu überdrehen. Ich war im absoluten runners-high. Nun waren entlang der Strecke Lautsprecher aufgestellt und ich ließ mich von der Musik peitschen. Es folgte - leicht bergab - der schnellste KM (4'54"). Ich dachte kurz an eine 2:99'! Dazu müsste ich aber von nun an nur noch solche KM-Zeiten laufen. Ich war ohne Gruppe und hatte nun wieder Gegenwind. Ausserdem regnete es ja mittlerweile leicht (5'11"). Bei KM38 stand Faris Al-Sultan am Streckenrand (er nahm an einer Prominenten-Charity-Staffel teil). Ich rief ihm zu. Er erwiderte meinen Gruß (5'11"). Ich flog trotz Gegenwind durchs Feld. Lieber mit Würde in 3:42' ins Ziel als nun noch einen Krampf riskieren. Das Flügel-Getränk beim letzten Verpflegungsstand war ziemlich eklig, aber die Vernunft ließ mich viel Trinken (5'25", 26'04"). Nun wurde es dennoch ein wenig hart (5'25") aber ich muss die ganze Zeit wie irre gelächelt haben. Wann kommt endlich die Zielstraße? Yes! Nun der Augenblick, des Erfolges! Ein erster Kloß im Hals. "Gerhard, reiss dich zusammen. Heulen kannst du noch im Ziel. Nun brauchst du deine Luft zum Laufen". KM42 in 5'11". Irre! Die letzten Meter mit erhobenen Händen. Wahnsinn! 3:41'15".

Marathon kann so schön sein. Besonders wenn die zweite Hälfte nur 15" länger dauert als die erste. Jemand hängt mir die Medaille um und aus den Lautsprechern dröhnt "Jump" von Van Halen. Mein Motivationslied. Da darf schon mal ne Träne kullern.
Ich will auf Sven und Peter warten. Kurz nach mir kommt jedoch mit großem Trara ein Politiker ins Ziel. Keine Chance. Alles voll mit Sicherheits-Typen und Presse. Ich suche Antje und gebe ihr strahlend einen Kuss.
Auf Wurstsemmeln und Schmalzbrote hatte mein Magen noch keinen Appetit. Der Verpflegungsbereich im Ziel war dennoch klasse. Aber ich blieb vorerst bei Altbewährtem und nahm eine Banane. Das Erholungsbecken im Viktoriabad war super und tat meinen Beinen sehr gut. Als ich aus dem Bad kam stand da auch schon Günther und strahlte.
3:30'! Ab ins Boennsch. Ich wurde müde und habe auf ein "richtiges" Bier verzichtet.

Nun folgten noch 2 Tage bei den Schwiegereltern mit extreme Schwiegersohn-Marathonhero-Verwöhn-Programm.
Bonn war eine Reise wert. Ob ich jemals nochmals in München laufen werde ist fraglich. Es ist von Vorteil, wenn man nicht jeden Meter der Strecke kennt und das Münchner könnte noch so einiges vom Bonner Publikum lernen.

Danke für's lesen!
Gerhard


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