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Bericht

Name des Laufes:26. Vattenfall Berliner-HM
mehr zum Lauf: VID2767
Datum des Laufes:2.4.2006 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:www.berliner-halbmarathon.de
Strecken:HM
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach
Wetter:perfekt
Teilnehmer:sehr, sehr viele
Name des Berichtenden: jk099 LID2651
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Bericht vom 4.4.2006 (Tue)
Hallo Laufgemeinde,

da sich hier die Berichte zum Bonner Marathon und Halbmarathon stapeln und man den Eindruck bekommen könnte, der Berliner Halbmarathon habe gar nicht stattgefunden, will ich mal meine Sicht der Dinge aus Berlin äußern. (Ui, wie lang soll der Bericht bloß werden, wenn schon die Einleitung...)

Ich hole mal zunächst etwas weiter aus: Nach nun knapp 2 Jahren Lauferfahrung und einigen kleineren Volksläufen in der Region um Rostock wollte ich dieses Jahr mal bei einem richtig großen Event starten. Meine Wahl fiel nicht schwer, da Berlin meine alte Heimat ist. Also Anfang Januar angemeldet und fest vorgenommen, mein Training auf den HM auszurichten. Sollte ja auch möglich sein in gut 10 Wochen.

Nachdem der Jahresanfang ganz gut lief, kam dann schnell die Ernüchterung: 5 Wochen Pause wegen Erkältung und Urlaub. Ein „Hilferuf“-Posting (vielleicht erinnert sich der ein oder andere) brachte aber neue Motivation und ich steigerte meinen Trainingsumfang deutlich und lief zwei Wochen vor dem HM 20 km in knapp 2 Stunden. Mein Ziel, meinen ersten HM in unter 2 Stunden zu laufen, schien wieder realistisch.

Die letzte Woche vor dem HM dann die Beine geschont und nur eine kleine 8 km-Runde gedreht. Freitag zu meinen Eltern nach Berlin gefahren, Samstag die Messe besucht, Startunterlagen abgeholt und nebenbei noch bei IKEA geplündert. Nun aber auf zum Sonntag:

VWKGJ: Was soll ich jammern? Bestes Wetter, angenehme Temperaturen, tolle Stimmung und nette Begleitung durch meinen Bruder (der sich nicht entscheiden konnte zwischen Durchlaufen oder nach der Halbzeit vor der elterlichen Haustür auszusteigen). Also nix jammern. Mit den Öffentlichen zum Start gefahren, am Kleider-LKW meinen Bruder getroffen, in die schon vom Hörensagen bekannte Dixi-Schlange eingereiht, 10 Minuten vor dem Start zum Block E getrabt und die Stimmung eines so großen Laufen eingefangen.

Startschuss. Applaus unter Zuschauern und Teilnehmern. Warten. Der letzte Block braucht etwas, bis er wegkommt. Dann erst langsam ein paar Schritte vor mit der Masse und so langsam kommt das Feld in Bewegung – es geht Richtung Startlinie. Ab der Startlinie ging es im gemütlichen Tempo vorwärts – der Wurm begann sich durch die Stadt zu ziehen.

Nach wenigen hundert Metern ein erster Engpass – das Brandenburger Tor. Fast im Schritttempo ging es hier durch. Es sollte aber die einzige ernsthafte Engstelle bleiben. Richtung Großer Stern und Ernst-Reuter-Platz konnte sich das Feld erstmal ziehen. Aber trotz der breiten Straßen war es sehr eng im Feld und wollte man schneller sein als die große Masse, dann konnte man nur von Lücke und Lücke springen. Ich hatte mir vorgenommen, möglichst konstant um die 5:40 min/km zu laufen, um mein 2 Stunden-Ziel zu erreichen. Mein Bruder wollte eigentlich langsamer starten, blieb aber erstmal bei mir. Noch wussten wir auch nicht, wie schnell wir nun waren, wir hatten nämlich die erste km-Markierung nicht gesehen.

Aber die zweite sahen wir: 11 min irgendwas. Für mich vollkommen ok, für meinen Bruder eigentlich viel zu schnell. Aber er blieb weiter dran und machte mein Lückenspringen fröhlich mit. Bis km 4 habe ich ihn immer noch gesehen hinter mir, bei km 5 war er dann weg. Nun hoffte ich für ihn, dass sich der schnelle Anfang nicht rächen würde für ihn.

Zwischen km 5 und 6 der erste Verpflegungspunkt. Zum Glück auf beiden Straßenseiten, so war der Andrang zwar groß aber nicht zu groß. Und im Laufen natürlich die Hälfte des Wassers auf die Weste geschüttet. Ach ja, ich hatte mich zum Glück für kurze Hose, kurzes Shirt und Weste entschieden. Der erste Lauf in kurz dieses Jahr. Ungewohnt, aber schön.

Mit der Zeit hätte ich ja erwartet, dass sich das Feld etwas lockert und man einigermaßen frei laufen könnte – nix war’s: Immer weiter Lückenspringen. Die km-Zeiten immer so um die 5:20 bis 5:40 und ich fühlte mich recht gut, auch wenn das linke Knie zeitiger anfing zu picken als erwartet.

Die 10-km-Marke passierte ich bei ca. 55 Minuten – das passte also. Hier stand auch eine Uhr, die mir eine Differenz von ca. 8 bis 9 Minuten Brutto-Netto verriet. Ich hätte ja gedacht, dass wir länger gebraucht hätten, uns bis zur Startlinie vor zu schleichen.

Am nächsten Verpflegungsstand wieder einen Becher Wasser gegriffen und wieder die Hälfte verplempert – auch egal. Nun ging es schon Richtung Ku’damm – dort warteten meine Eltern mit Verpflegung und Kameras. Ich hatte mir tags zuvor auf der Messe zwei dieser Gel-Dinger gekauft, einen am gleichen Tag noch getestet und den anderen mitgenommen. Meine Eltern sollten mir dazu eine kleine Wasserflasche reichen und etwas Banane. Ich bekam dann zwar eine ganze Banane in die Hand gedrückt, aber egal – zweimal abgebissen und weg damit. Gel-Päckchen auf, erster Schluck rein in den Mund und runtergespült. Na also, geht doch. Ohne Würgen oder so.

Die Wasserflasche habe ich dann bis ca. km 17 mit mir rumgeschleppt – so konnte ich mir das Gedränge am nächsten Verpflegungspunkt sparen. Und ich lief weiterhin mit 5:20 bis 5:40 min/km und fühlte mich immer noch gut.

Dann plötzlich an der Neuen Nationalgalerie erwischte es mich – es lief mir eiskalt den Rücken runter und in den Beinen kribbelte es: Das Lauffieber hatte mich gepackt – ich war plötzlich total high, ging in der Begeisterung der Zuschauer auf und begann an einzelnen Stellen den Zuschauern zurück zu winken. Es machte einfach riesig Spaß. Mir war im Grunde genommen vollkommen egal, wie schnell ich lief, es war einfach nur toll dabei zu sein. Ein paar km vorher hatte ich immer noch gerechnet, ob ich die 2 Stunden schaffen würde. Jetzt war ich 3 km vor dem Ziel und meine Uhr zeigte noch keine 1:40h. Auch bei einem Schnitt von unter 6 min/km ... ach was, bei der Stimmung konnte ich jetzt gar nicht mehr langsamer laufen.

Der vorletzte km ging dann in gut 5 Minuten weg und auf dem Weg zum Ziel zeigte die offizielle (Brutto)-Uhr schon über 2 Stunden, aber meine Uhr war noch unter 1:54. Im Ziel stoppte ich bei 1:54:08 – Klasse, ich hatte meinen ersten Halbmarathon geschafft und war in weniger als 2 Stunden im Ziel.

Dann wieder Gedränge bei der Medaillenausgabe, bei der Verpflegung und sowieso. Es brauchte ein wenig bis ich trotz Handy meinen Vater mit meinem Rucksack voll trockener Sachen gefunden hatte. Schnell umgezogen, Kleiderbeutel abgeholt und wieder auf zur U-Bahn. Unterwegs ein Blick auf das Handy, um meine Ziel-SMS noch mal genau anzusehen – und siehe da, die Zielzeit meines Bruders war auch schon da: 2:15:00 – er war also doch durchgelaufen und dann noch in dieser Zeit. Klasse – mein Respekt.

Fazit: Die Stimmung bei solch großen Events ist einfach nicht zu vergleichen und kleinen Läufen in der Region. Mein nächster HM soll im August in Rostock sein. Da es hier nicht soooo voll sein wird, ist es bei gleicher Kondition sicher gut möglich meine erste HM-Zeit zu unterbieten. Ich werde es auf alle Fälle versuchen

Danke an alle, die bis hierher ausgehalten haben und allen denen einen besonderen Dank, die mich vor 5 Wochen noch mal so toll aufgemuntert hatten.

Jens


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1412


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