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Bericht

Name des Laufes:7. Kirchheimer Sommernachtslauf
mehr zum Lauf: VID130
Datum des Laufes:13.7.2003 (Sun)
Ort:Kirchheim bei München
Plz:D8
Homepage:http://www.ksc-leichtathletik.de/
Strecken:10 K
Beschaffenheit:90% Asphalt, 10% Kiesweg
Profil:3 Runden durch den Ort; 2 Steigungen über Straßenbrücke
Wetter:Start 19:45 Uhr; - 27 Grad, hohe Ozonwerte.
Teilnehmer:180
Name des Berichtenden:Kirchheimunner
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 22.7.2003 (Tue)
Der Kirchheimer Sommernachtslauf ist für mich ein Heimspiel!
am 13.07.03; -bei 27 Grad und Ozonwerten so um die 180!

Es ist schon so, dass in Kirchheim bei München nicht nur jeder jeden kennt! Mich kennen fast alle. Nicht weil ich ein Promi bin, ein Vereinsmeier oder sonst eine Persönlichkeit, sondern weil wir 8 Kinder haben und Kirchheim ein Dorf war, ist und bleiben wird.

Wir sind tatsächlich bekannt wie bunte Hunde.

Der Papa läuft die 10 km. Das ist wieder einmal peinlich; - so reden meine großen Buben. Sie werden mich weder anfeuern, noch Anteil nehmen.

Die Susanna aber, mit ihren 11 Lenzen wollte den Zwergerllauf mitmachen; 1,2 Kilometer muss sie rennen. 9. ist sie bei ihrem ersten Start geworden, das ist ganz toll!

Wir sind also schon um 17:30 zum Start gegangen.
Dehnen, Stretching und im Schatten ein bisschen warm laufen.

"Ja, der Herr Feil! Was machen Sie denn da, ach so, sie laufen mit; - die 10 km - aha!"

Nachdem ich die Starterliste studiert habe, wurde es mir gleich mulmig:
nur 26 in meiner Altersklasse M45 - und alles ambitionierte Cracks.

Nur 10 km im Umkreis von Kirchheim tummeln sich die nämlich die Leichtathletik Clubs:
Kirchheimer SC, TSV Ismaning, LG Sempt, TSV Feldkirchen, TSV Schleissheim usw.

Da gibts nichts zu holen mit meiner Bestzeit von 49:50!

Ich habe mich letztes Jahr davor gedrückt mitzulaufen und mich im Garten versteckt... und weiß also gar nicht, wie das Ding hier abläuft.

Ein bisschen hochnäsig erklärt mir ein "Offizieller": das ist kein Trallala Lauf wie der Münchner Stadtlauf. Bei uns hier in Kirchheim läuft kaum einer die 10 km über 60 Minuten.


Wie schade denke ich mir! Das ist doch kein Volkslauf mehr, das ist eine Treibjagd!

Am Start stehe ich in der 2. Startreihe. Wie immer! Ich bin ja ein Kamikaze. Der ganze Power muss die ersten 2 Km raus, sonst komme ich nicht richtig auf Touren.
19:45 Uhr; Fehlstart - die Strecke ist noch nicht fregegeben...

19: 50 Uhr
Startschuss!
Sprint!
Ich jage die Strasse hoch, am Gymnasium und der Kreuzung zum Schlehenring vorbei.
500 m dann 800 m; mir geht jetzt schon die Luft aus!
Unsere Reihenhaussiedlung fliegt an mir vorbei.

Schon bei der Brücke über die Staatsstrasse brennen die Schenkel. Meine Lunge pfeift. Der Mund wird trocken.
Mary O - Leary jagt an mir vorbei. Sie ist schon 38 Jahre alt und wird die Frauenkonkurrenz gewinnen.

Ich schaue auf meine Pulsuhr: 196!
Gelb- roter Bereich.
Trotzdem sprinten noch Dutzende an mir vorbei.
An der Kreuzung bei der Kirche stehen die Fahrradausflügler, sie klatschen und applaudieren; und lecken an ihrer Eiswaffel.

Ich muss rennen!
Jäger und gegagter!

Links herum Richtung Aschheim, am Kindergarten vorbei durch die Brunnensiedlung.
Eckiger Kurs,
kurvig, nervig.

Ich springe über die Bordsteine, hüpfe Treppen hoch.
Plötzlich taucht vor mir der Anstieg zur Fußgängerbrücke auf: Steil und anstrengend.
Spatziergänger applaudieren rhythmisch; - Sie freuen sich über jede Abwechslung an diesem Sonntag Abend.

Auf der Brücke oben schaue ich nach links zur Hauptstrasse, keine Läufer zu sehen? Nein!
Bin ich der Letzte?
Das gibts doch nicht, das kann nicht sein!
Herzfrequenz 198! Neuer Maximalpuls, und das mit meinen 47 Jahren.

Schöne Bescherung.

Kilometer 2: Acht Minuten und 30 Sekunden! Gütiger Gott! Viel zu schnell angegangen. Jetzt haut es mir bestimmt den Notschalter raus.

Unten an der Brücke steht meine Frau den Fotoapparat in der Hand:
Los, schneller ... hopp hopp hopp.

Wieder springe ich über Bordsteinkanten, den Grashügel zum Radweg hinunter, dann an der Grund- und Hauptschule vorbei. Noch den langen staubigen Kiesweg entlang, - dem fernen Ziel entgegen!

Ich muss es ruhiger angehen lassen. Besser atmen, nicht verkrampfen.
Locker laufen; - nicht an das denken was vor mir liegt!

Rechts drüben liegt das Seniorenheim, links vor mir das Ziel. Die Zuschauer jubeln und klatschen.

Einige legen einen Sprint hin, dass die Fetzen fliegen!

Es ist geschafft!
Jedenfalls für die Kurzstreckler.
Ich habe noch 2 Runden vor mir.

Da, links von mir kreischt jemand:
Der Papa kommt!!
Am Straßenrand stehen meine Töchter:
Rebekka, Susanna, Eva-Maria und Bernadette. Sie feuern mich an.

Ich lasse mich immer noch antreiben; - doch ich muss vorsichtig sein. Kräfte einteilen.
Puls runter!!
Gut, - bei der nächsten Steigung tickt es nur noch bis 193 hoch.

Jetzt überholen mich nur noch wenige, das Feld ist schon sehr lang gezogen.

Kilometer 5:
Zeitkontrolle: so um die 23 Minuten. Es geht doch!

Der Zickzackkurs nervt. Ich schaff das nicht!
Die 2. Runde war langsamer - und das war auch gar nicht anders zu erwarten.

Verbissen nehme ich die 3. Runde in Angriff. Die Lungen brennen nun fürchterlich! Ist es das Ozon?

Bei der Verpflegungsstelle kippe ich mir 2 Becher Wasser über den Kopf;
trinken ist ausgeschlossen.
Ich japse, laufe anaerob bis zum Abwinken.

Meine Töchter jubeln am Straßenrand.
Schemen sind sie, Schatten; - ihre Rufe ziehen sich lang ?

Ich hänge mich an einen langen Kerl, der macht 7 Meilenstiefelschritte. Mit meinen 1,70 Metern muss ich eine höhere Frequenz laufen.

Hinter mich keucht jemand, Schweißtropfen spritzen. Immer noch ist die Jagd nicht zu Ende.

Noch 2 Kilometer.
Wird es eine neue Bestzeit?
Unter 50 Minuten?

Es müsste sich ausgehen.
Jetzt kommt das Seitenstechen.
Unbarmherzig und Qualvoll.
Muss ich den Langen vor mir ziehen lassen?

Aus Erfahrung weiß ich, dass ich keinen Endspurt draufhabe.
Ich habe mein Pulver ja schon immer am Anfang verschossen!
Trotzdem ich versuche dran zu bleiben.

Das Ziel kommt näher.
Meine Frau und die Mädels reißen die Arme hoch.
Ich juble.
Ich bin im Ziel!
Neue Bestzeit: 45:55!

Vierzehnter bin ich in meiner Altersklasse geworden, von 26 Startern.
Bei den Männern in M 20 währe ich 10. von 17,
Bei den 35-jährigen 14. von 25.

Die Leistungsdichte bei den Opas ist schon phänomenal.

Aber gleich laufe ich zurück zum Zieleinlauf.
Diejenigen anfeuern, die nach mir kommen.

Ein Blinder indischer Junge läuft mit einer Begleiterin.
... Come on, the finnish is very close ahead.

In den Büschen liegt ein Läufer,
Endspurt; - Kreislaufkollaps.
Der Notarzt kommt.
Erstversorgung.
Getränke, Mineralien.
Hoffentlich kommt der Sportsfreund wieder auf die Beine!

Noch ein paar Nachzügler kommen!
Erschöpfte Gesichter, flackernde Augen, rote Köpfe; - sie lächeln schon sehr verkrampft; -
alle sind durchgeschwitzt.
Für mich aber sind es alle Helden.
Toll, was sie aus sich herausholen.

Leider hat der hochnäsige Offizielle recht behalten:
Von den 170 Starterinnen und Startern waren nur 4 über 60 Minuten.

Jetzt gehe ich erst einmal ein Bier trinken; - die neue Bestzeit feiern!


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