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Bericht

Name des Laufes:1. Berliner DB Regio-Run without Fun
mehr zum Lauf: VID3361
Datum des Laufes:2.3.2006 (Thu)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:
Strecken:800m
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:überwiegend flach mit 4 Anstiegen in Form von Treppen
Wetter:kühl -2°C bedeckt und dunkel
Teilnehmer:4 (2 DNF)
Name des Berichtenden:Britt Munzlinger-Grehl
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 3.3.2006 (Fri)
Nach über 4-monatiger absoluter Laufpause, einer Gewichtszunahme von 8kg und der Aussicht auf ein Leben 2. Klasse in drss ;-) entschloss ich mich gestern Abend spontan zu einem Wettkampf über die Distanz von 800m.

Da ich schon seit Oktober 2005 an keinem Wettkampf mehr teilgenommen hatte war ich zunächst etwas irritiert und unsicher ob der Vorbereitung.
Es blieben mir allerdings auch nur 17min:

Interessanterweise war die Startnummernausgabe im Berliner Bezirk Kreuzberg und der Start 10km entfernt in Berlin-Charlottenburg, wohin wir mit der U-Bahn gefahren wurden.
Es sollte wahrscheinlich etwas mehr "Event"-Charakter haben. :-/
In den 17min der Fahrt musste jeder Teilnehmer seine Taktik selber festlegen.
Es ging hier nicht um AK-Platzierungen, nicht um Sachpreise und nicht um den Ruhm.
Hier ging es um "Die Sache". es ging um den Sieg, um Fressen oder gefressen werden...es ging einfach um alles.

Ich sicherte mir einen Platz nahe der Tür, begann ein unverfängliches Gespräch mit der Deutschen Trinkerjugend neben mir und tat so, als sei ich zu unbedarft um mir den Ernst der Lage vor Augen führen zu können.
Das Schlimme war, ich kannte meine Gegner nicht.
Waren es Zuschauer, Teilnehmer oder gar Unbeteiligte welche mit mir den Waggon teilten?
Meine Nerven waren angespannt, nur mit Mühe verkniff ich mir ein Nägelknabbern.

Ich zweifelte daran genügend vorbereitet zu sein.
Hatte ich genug getrunken?
Genug und richtig gegessen?
Die 2 Currywürste (1x mit 1x ohne) mit Pommes rot/weiß und scharfen Zwiebeln und den 2 Bier im Kino mussten reichen...zum Süßwarenautomaten würde ich es sowieso nicht mehr schaffen.
Ich konnte nur noch wie ein Bobfahrer, die Strecke im Geiste ablaufen und die Ideallinie verinnerlichen.

Nur noch eine Station...ich nehme meine Tasche unauffällig an mich, beobachte aus den Augenwinkeln etwaige Gegner...DA! 2 Männer postieren sich an der anderen Tür.
Sollte dies die Tür nahe der Treppe sein?
Hatte ich mich schon kurz vor dem Start verkalkuliert? Egal....einfach auf das eigene Rennen konzentrieren.
Die Bahn fährt in den Bahnhof ein, der Zeiger der Stationsuhr ruckt auf 22:36. Scheiße...das Zeitlimit wurde auf 6min reduziert.
22:42 ist Zielschluss. Unerbittlich, knallhart!
Kein Brutto/Netto-Wischiwaschi-Zielschluss.
Die Bahn hält, das grüne Licht blinkt, die Türen werden geöffnet:

Start!
*Yeah* Ich bin wieder dabei!

Ich habe die beste Startposition erwischt! Ich laufe zur Treppe, niemand folgt mir...ich laufe weiter...erstarre...Scheiße!...Baustelle...Treppe gesperrt. Ich drehe um und muss mich durch den Wust der hinter uns gestarteten Walker durchwühlen, welche einen großzügigeren Zielschluß gebucht hatten.
Im Zick/\/\Zack/\/\-Kurs die erste Treppe hianuf...um ein paar Ecken gerannt und schon hatte ich die beiden Männer der AK 35 und 45 wieder in Reichweite. Eine Frau aus der wHK hatte den 3. Platz inne, aber ich hielt mich nicht lange mit platzierungstaktischen Spielchen auf. Ich versuchte einfach an dem 35er dranzubleiben.
Die 2 Treppe wurde erklommen, erstaunte Blicke trafen mich und ich konnte die Gedanken lesen:
"*phhh* ...wat will dieen hier? Die schafftet ja nich mal bis zur Straße..."
Oben angekommen sah ich die lange 600mGerade...es ging über den Gehweg, die Fahrbahn un es musste eine große Kreuzung diagonal gequert werden. Dann nur noch eine Treppe, ein kurzer 50m Antritt, noch eine Treppe und dann sollte dort das Ziel noch offen sein.
Ich überquerte im Gegensatz zu den 3 anderen hier noch nicht die Straße, sondern lief auf der beleuchteten Seite der Straße entlang. Ich rannte von Schaufenster zu Schaufenster....immer mit dem festen Willen nicht aufzugeben.
Ich verfluchte meine Blödheit, mich nicht für lang/kurz entschieden zu haben. Schon nach 200m war ich wütend über meine Kleidungswahl...ich war angezogen wie die Unaussprechlichen. Dicke Jacke, klobige Schuhe, lange dicke Hose.
Das konnte mir hier zum Verhängnis werden.
Egal...der Zielschluss nahte und ich wollte mein Startgeld nicht in eine Niederlage investiert haben.
Ich hatte das Gefühl zu rennen, und der 35er auf der anderen Straßenseite trabte vor sich hin und war nur unwesentlich langsamer.
Dazu hatte er noch den Vorteil der Innenbahn (ich musste die folgende Kreuzung diagonal, er nur einfach überqueren)
Nach 400m wollte ich aufgeben...einfach jämmerlich versagend stehenbleiben und mich in mein Schicksal ergeben.
Aber die Aussicht auf die verschlossenen Tore im Zielgebiet liessen mich kaum noch vermutete Kräfte mobilisieren.
Ich rannte...hangelte mich mit Psychotricks von Haustür zu Haustür...sah die Kreuzung...sah die Zwischenzeit auf der großen Zeitnahmeuhr am Beginn des Endspurtgebietes. *klick* Trotz der immensen Entfernung kaonnte ich das Einrasten des Zeiger hören und spüren. 22:40!
Die Ampel zeigte rot...mein Gegenüber zögerte, blieb stehen...schaute...ich zögerte nicht. Ich lief.
Er sah es, lief auch...holte mich ein, grinste und war im Zielgebiet verschwunden. Ich musste noch den Vorplatz überqueren...meine Lungen brannten, ich litte ungekannte Qualen, rettete mich in das überdachte Zielgebiet und sah die Treppe. Niemals kam sie mir so unüberwindlich vor.
Ich blieb stehen, war den Tränen nahe...zu keiner Bewegung schneller 4km/h mehr fähig.
Ich versuchte die Treppe zügig zu überwinden. kam oben an...sah die letzte Geade vor mir....Zuschauer hasteten an mir vorbei um das große Finale live mitzuerleben.
50, 45m, ....30m... ich konnt enicht mal mehr joggen...mir war alles egal...ich bekam keine Luft mehr, aber es war auch zu schmerzhaft zu versuchen zu atmen.
Ich litt.
22:41.
Keine Chance mehr...die letzte Treppe würde ich nicht mehr schaffen.
Niemals.
Keine Chance.
Niemals? Niemals??
*pah*
Ich weiß nicht woher diese Kräft immer kommen, aber ich nahm dann doch noch 2 Stufen auf einmal...kam oben an...sah nur erstaunte bis erschreckte Gesichter.
Eine alte Frau...am Ende ihrer Kräfte...der Ohnmacht nahe, aber mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht.
*klick* 22:42!
Der letzte Zug nach Hause fuhr ein und ich ließ mich in der Nähe meines Gegners entkräftet nieder.
Wir hatten es geschafft!
Das härteste Rennen was die Deutsche Bahn zu dieser Uhrzeit in dieser Gegend zu bieten hat.

Die besorgten Blicke ob meiner pfeifenden Atmung und meiner Blutleere im Gesicht entkräftete ich mit dem Hinweis, dass ich schon über 30 sei.

Um 23:43 saß ich auf meiner Couch, mir tat noch immer jeder Atemzug weh und ich schwor mir nie wieder in eine solche Situation zu geraten.
Entweder nehme ich jetzt doch eine U-Bahn früher, oder ich sehe zu dass ich irgendwann wieder mit dem Training beginnen kann.

Danke für's Lesen

Gruß,
Britt


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