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Bericht
Name des Laufes: | Rund um den lainzer Tiergarten mehr zum Lauf: VID121 |
Datum des Laufes: | 29.6.2003 (Sun) |
Ort: | Wien |
Plz: | A |
Homepage: | http://www.runnersworld.at |
Strecken: | 25km |
Beschaffenheit: | Asphalt, Wald, Schotter, Forstwege |
Profil: | 650 Höhenmeter |
Wetter: | Strahlender Sommertag bei 30° |
Teilnehmer: | 152 |
Name des Berichtenden: |
horst LID40 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 6.7.2003 (Sun) |
Kurze Vorgeschichte Seit Winfried so nett war mir die Strecke rund um den Lainzer Tiergarten zu zeigen, hat mich die Idee, beim Lauf zu starten nicht mehr losgelassen. Das Problem war der Termin, weil der Samstag davor zwei jährliche Highlights und Fixpunkte geboten hat plus ein Konzert des Vienna Art Orchestras im Rahmen des Jazzfests Wien: Regenbogenparade, und die Eröffnung des Rathausplatzes. Nachdem ein heißes Wochenende auch vorhergesagt war, hat die Erfahrung der letzten 3 Jahre eher drauf hingedeutet, dass die Biermenge, die dabei zu trinken ist, um nur ja genügend hydriert zu sein, den Start am So. früh eventuell vereiteln könnte. Ich habe mir die Teilnahme daher bis zum letzten Moment offengelassen. Aber die Versuchung war so groß, dass ich bis auf 1 Bier zum Abendessen und eines zum VAO Konzert trocken geblieben bin. BTW: Wieder ein *ganz* feines Konzert: virtuos und grandios und ich sag nur: "Ach Anna!" ;-) Nachdem die Tour im Oktober auch nach D führt; wer die Chance hat, unbedingt anhören; es werden die beiden Programme "Duke Ellington's Sound Of Love" (eher "leichtere" Kost - da muss man kein Jazzfanatiker sein) und Art&Fun (das Programm zu 25 Jahre VAO) gespielt. Bspw.: 12.10. Bochum, usw. Details dazu auf www.vao.at). So, nach dem Abschweifen geht's nun los: Der Lauf Wecker am So. auf 6:45 gestellt, mit der Option, mich einfach umzudrehen und weiterzuschlafen, wenn ich Lust habe. Dann war's soweit: einen ganz kurzen Augenblick habe ich wirklich damit spekuliert liegen zu bleiben (weiterschlafen wäre noch sooo fein), aber ein strahlend schöner Sommertag treibt mich aus dem Bett. Ein lachendes und ein weinendes Auge: strahlend blauer Himmel, aber dafür *heiß*: um diese Zeit schon um die 20°. Gemütliches Frühstück mit Weißbrot, Kaffee und Topfenbällchen und ungefähr 2 Liter Wasser - in Ruhe die Zeitung gelesen; danach habe ich mich drangemacht, mir Zwischenzeiten für die einzelnen Abschnitte auszurechnen. Basis dafür war der Trainingslauf mit Winfried vor 2 Wochen. Achja Winfried: der ist dran schuld, dass ich hier sitze: bei einem kurzen Gespräch nach dem Trainingslauf über das Rennen habe ich gemeint, beim Rennen könnte ich wohl 2:10-2:15 schaffen, worauf Winfried gemeint hat, dass ich das wohl in 2h kann. Und genau *das* hat mir keine Ruhe gelassen. Ich möchte heute ausprobieren, ob ich die Umrundung wirklich in 2 Stunden schaffen kann. Also alle Zwischenzeiten mit 0,73 multipliziert, den Zwischenzeitplan auf ein Sticky Note geschrieben: 43, 24, 19, 30, 6 und beim Hinfahren aufs Armaturenbrett geklebt, um sie auswendig zu lernen ;-) Dann Einpacken: großes Handtuch (es gibt einen Swimming Pool), trockenes Gewand und die Kühltasche mit einer Flasche Wasser bestückt. Um 8:30 Richtung Novotel die Westausfahrt rausgefahren, kurz vor 9:00 fix und fertig angemeldet und die Startnummer ausgefasst. Ute hat sich bereiterklärt, zum Anfeuern zu kommen und beim Zieleinlauf Fotos zu machen und sie wollte bis dahin selbst im Lainzer Tiergarten einen langen Lauf absolvieren. Ich starte mit ihr ganz langsam bis zum Pulverstampftor zum Aufwärmen. Kaum ist sie drinnen und ich drehe Richtung Start um, höre ich von hinten ein freundliches "Guten Morgen, Horst". Winfried ist also auch gekommen - allerdings mit dem Fahrrad (als ob die 25km bei der Hitze nicht genug wären ;-)). Wir plaudern kurz; er meint, nach einer Party letzte Nacht habe er nicht so viel geschlafen, außerdem sei seine Form komplett im Keller: der 100km Lauf hätte doch seinen Tribut gefordert (oder vielmehr die lauffreien Wochen danach); aber er will trotzdem starten. Dann ist er weg zur Anmeldung; ich trabe wieder zum Hotel zurück, ganz kurz Anfersen, Knieheben, seitwärts- und rückwärts laufen und danach im Schatten dehnen. Bis zum Start sind es noch ca. 15 min, die wie im Flug vergehen (dazwischen ungefähr 5 Teiletappen, um die 2 Liter Wasser vom Frühstück wieder loszuwerden...). Ich nehme mir ganz fest vor, das Rennen langsam und kontrolliert anzugehen und setze mir bis auf den Hufeisenberg (die erste Steigung, die's in sich hat) ein Pulslimit von 170. Dabei werde ich auch versuchen von Laufen auf Gehen zu wechseln, sobald es steiler wird. Das wäre mir selbst ja nie in den Sinn gekommen (ich dachte immer, *richtige* Läufer laufen, auch wenn's noch so steil wird). Winfried hat mir aber bei unserem Trainingslauf dazu geraten, er mache das auch so, das spare unheimlich Energie. Und erst recht an so einem heißen Tag wie heute wird das wohl das Mittel der Wahl sein. Kurz noch Winfried, der in der 2. oder 3. Reihe steht, alles Gute und viel Glück gewünscht und ungefähr im ersten Drittel des Feldes aufgestellt. Es folgt eine kurze Erklärung zur Strecke, von der ich aber kein Wort mitbekommen weil einige Veteranen neben mir "Schmähführen": Egal. Mit kurzer Verspätung der Startschuss. Stoppuhr gestellt. Ich finde schnell mein Tempo bei so ca. 160/165 Puls. Der erste Teil vergeht wie im Flug: durchs Gatter, Wald, über die Autobahn und schon kommt der erste Getränkestand. Ich nehme einen Becher, trinke die Hälfte und leere mir die Hälfte über den Kopf. Danach beginnt die Steigung zum Hufeisenberg. Mittlerweile ist das Feld um mich sehr dünn geworden, ich hefte mich an die Ferse eines vor mir Laufenden. Wir überholen einen Läufer, der jetzt schon gehen muss. Mein Weggefährte bedauert ihn und meint, dass das wohl für diesen wirklich schwer werden würde, wenn er jetzt schon gehen müsse. Ich lasse mich das erste Stück hinauf von ihm ziehen, merke aber, wie er immer mehr ins Schnaufen kommt. Er erklärt mir, dass sich hier am Hufeisenberg wohl bereits die Spreu vom Weizen trennen werde und ich beschließe dann vor ihm zu laufen, damit er sich nun ein bisschen ziehen lassen kann. Beim zweiten Stück bergauf beginne ich zu gehen; er läuft weiter und überholt mich. Ich merke allerdings, dass ich im Vergleich zu den anderen um mich relativ schnell bergauf gehe (naja, nachdem ich ja auch ab und zu bergsteigen und erst vor 4 Wochen über 5000Hm in 3 Tagen im Gesäuse zurückgelegt habe, ist das ja auch nicht so verwunderlich) und ich fühle mich wirklich stark. Kaum lässt die Steigung nach, beginne ich zu laufen und habe meinen Gefährten sofort wieder eingeholt; dieser hat das Durchlaufen allerdings bitter bezahlt: er schnauft mittlerweile so laut, dass ich befürchte, dass das nicht gut gehen kann. Ich setze mich wieder vor ihn, um ihm die Chance zu geben hinter mir ein bisschen auszuschnaufen. Bei der nächsten Steigung probiert er erst gar nicht mehr durchzulaufen, sondern beginnt mit mir zu gehen und bleibt mir auf den Fersen. Aber seine Schnauferei wird immer lauter: er schafft dann am Ende, als wir wieder zu laufen beginnen noch den Hinweis, dass wir wohl durchs Gehen nicht allzu viel verloren hätten. Ich antworte ihm, dass wir damit unheimlich viel Kraft einsparen konnten und die Zeit hinten raus 3x wieder einholen. Aber bei der nächsten Steigung kann er einfach nicht mehr mithalten und fällt dann schnell zurück. An dieser Stelle: herzlichen Dank Winfried, die Taktik mit dem Gehen war goldrichtig! Ich bin nachher beim Tratschen beim Bier gar nicht draufgekommen, mich für diese Tipps zu bedanken, ich war so angenehm müde und glücklich und geschafft. Aber das kräftesparende Gehen bei härteren Steigungen hat mir für das ganze Rennen einen enormen Vorteil gesichert und ich habe alle, die ein bisschen einen Vorsprung durchs Weiterlaufen geholt haben, sofort wenn es wieder flacher wurde, eingeholt. Eine wichtige Erfahrung für zukünftige Rennen. Der Hufeisenberg war plötzlich geschafft, ich bin nie über 175 Puls gekommen und fühlte mich *stark* ;-) Dann das erste lange Bergabstück: ein breiter Forstweg: ich habe vor ca. einem halben Jahr in einem Artikel (der Autor hat Boston mehrmals gewonnen) gelesen, dass speziell beim Bergablaufen sehr viel zeit gutzumachen sei: die Technik, die er vorschlug war: Oberkörper leicht nach vorne (instinktiv macht man ja das Gegenteil), drauf schauen, dass die Schritte nicht zu lange werden und bewusst auf kurzen Bodenkontakt achten, d.h. sich einfach bergab treiben zu lassen. Meine ersten Versuche beim Bisamberglauf heuer waren vielversprechend und nun versuche ich es wieder. Vor mir ein Läufer, der wohl den selben Artikel gelesen haben muss ;-) Wir überholen in diesem Bergabstück gemeinsam 4 oder 5 Läufer und ich habe das Gefühl zu fliegen. Nur mehr wirklich fliegen kann schöner sein. Und die Geschwindigkeitsdifferenz zu den Überholten ist enorm, am Ende beim links Einbiegen in das nächste schmale Stück sehe ich sie nicht mehr. Danach kommt dann bald das Dianator. Kurzer Blick auf meine Uhr: fein, unter meiner Planzeit für die 2h! Beim Tor die zweite Versorgungsstelle: ich beschließe 2 Becher Wasser zu nehmen: einen zum Trinken, den zweiten für den Kopf. Das ganze erledige ich im Gehen. Beim Wiederanlaufen fällt mir ein, dass ich vergessen habe, die Zwischenzeit zu stoppen, also jetzt: 44:24 nach dem Trinken. Passt. Dann geht es weiter zum Gütenbachtor. 15:43. WOW! Ich kann mich erinnern, dass mein Plan 25 Min. vorgegeben hat, da kann was nicht stimmen, so schnell kann ich unmöglich sein. Aber leider keine Verpflegungsstelle, mit der ich fix gerechnet hatte. Kurz ein langes Gesicht, aber was soll's ich bin gut drauf und ich werde deswegen schon nicht eingehen. Danach doch bald die nächste Verpflegungsstelle: ich vergesse drauf zu stoppen, weil ich mir überlege, nun noch mehr zu trinken und dabei komplett stehen zu bleiben. Ich habe das Gefühl, das bisschen, was ich dabei an Zeit liegen lasse, kann ich danach locker wieder aufholen; ich verschlucke mich nicht, bin durchs Trinken nicht so außer Atem und habe bis jetzt kein Problem damit, wieder anzulaufen. Gedacht, getan: 1 Becher isoton. Getränk, 1 Becher Wasser und einer übers Haupt. Danach bin ich die ganze Zeit wie in Trance: wieder dieses Gefühl, leichtes Fieber zu haben und zu fliegen. Mich stört die Hitze nicht, ich überhole laufend Konkurrenten und fühle mich *stark*. Ich kann die Eindrücke zu diesem Teil des Rennens überhaupt nicht in der richtigen Reihenfolge einordnen: das märchenhafte Aquädukt im Wald, das plötzlich auftaucht (es erinnert mich an den Moment beim Wracktauchen, wenn man nach 30m Abtauchen ins Dunkel plötzlich das Wrack erkennt), das sanfte Bergablaufen aus dem Wald heraus, der Blick nach Laab, der Maurer Wald; all das ist mir in Erinnerung, aber nicht mehr in welcher Reihenfolge. Irgendwann läuft man dann wieder der Mauer entlang, wo man sehr weit nach vorne sieht, weil es leicht bergab geht. Ich erkenne ca. 10 Läufer in einem respektablen Abstand und bin mir sicher, die noch einholen zu können. Ich schaue nun laufend auf den Pulsmesser und zwinge mich, nicht über 175 zu laufen, mich nicht so zu treiben. Ich habe das Gefühl, bei diesem Tempo ewig weiterlaufen zu können. Und dabei immer die Gewissheit: alle, die ich jetzt sehen kann, werde ich heute noch schaffen. Dann erreiche ich die Wittgensteinstrasse, ich überhole wieder 2 Läufer beim Bergablaufen und danach läuft man kurz durch eine Siedlung. Da wird's verdammt heiß, der Beton und der Asphalt strahlen die Wärme um die Wette ab, die Sonne brennt herunter. Ich sehen niemanden vor mir und muss nun doch kurz die Zähne zusammenbeißen. Danach geht's steil bergab zum Hydranten auf der Höhe des Lainzer Tors (?), wo die nächste Verpflegungsstelle ist. Und wieder schnupfe ich einen Läufer. Beim Trinken das selbe Ritual: ich bleibe kurz stehen: 1 Becher Iso, 1 Becher Wasser, einer über den Kopf. Und mit frischer Kraft weiter. Durch mein Stehenbleiben überholen mich die drei, die ich vorher überholt habe wieder, aber ich kann sie sofort mühelos wieder stehen lassen. Jetzt geht's - so weit ich mich erinnern kann - hauptsächlich bergab, mit einer Ausnahme, nämlich der heftigsten Steigung des ganzen Laufes beim Adolfstor. Ich bin nun wieder ein bisschen klarer im Kopf, dieser Trancezustand weicht der Ungewissheit, ob ich das Tempo halten kann. Mir fällt immer wieder die Geschichte von Constanze Wagner ein, die ich vor zwei Wochen gelesen habe: sie hat bei den 100km von Biel 2002 bis km 96,5 geführt und im Ziel über eine halbe Stunde (!) Rückstand gehabt, die letzten km mit ganz unglaublichen km-Zeiten. Was hilft es 97% ganz toll zu laufen, wenn man es nicht ins Ziel bringt? So zwinge ich mich konstant zwischen 170 und 175 Puls zu bleiben. Schließlich kommt die letzte Versorgungsstelle: selbes Ritual, ich plaudere kurz mit dem Betreuer dort: er meint, es seien nur noch 3km, ein Spaziergang. Ich sage noch, dass ich mir die Hitze noch viel schlimmer vorgestellt hätte, als ich sie tatsächlich empfinde und mir ginge es gut. Danach die letzte, wirklich heftige Steigung. Ich gehe ;-) Ganz cool 175 Puls. Der Läufer, den ich kurz vor der Verpflegung überholt habe und auch schnell einen ordentlichen Abstand zwischen uns gebracht habe, wittert seine Chance; er trinkt offensichtlich nur kurz und läuft die Steigung. Ich höre ihn immer lauter heranschnaufen, und als die Steigung nachlässt, kann er wohl nur mehr einen Schritt hinter mir gewesen sein, ich spüre seinen Atem im Nacken. Und genau, als er zum Überholen ansetzte, beginne ich wieder zu laufen: "ausgeruht" vom Gehen, er komplett ausgepumpt. Innerhalb von 10 Metern lasse ich ihn stehen. Ich habe ihn dann nicht mehr gesehen. Ich gebe ja zu, das *war* fies, umgekehrt hat's irrsinnig Spaß gemacht >:-> Weiter geht's und ich beginne mich auf das nächste Stück einzustellen: sehr steiles Bergab mit unendlich vielen Pflastersteinstufen hinunter nach Hütteldorf (Winfried erkundigt sich nach dem Rennen bei Mischa, der die schon einmal mitgezählt hat; dieser behauptet 400 Stufen - ich hoffe, das habe ich richtig in Erinnerung). Ich bin auf einen weiteren Läufer aufgelaufen, und versuche, mich am Geländer anhaltend, 2 Stufen auf einmal zu nehmen; nachdem ich bei der 3. gefährlich strauchle, komme ich davon ab. Mein neuer Gefährte gibt mir den Tipp, mich vom Geländer wegzudrehen und so schräg versetzt 2 Stufen auf einmal zu probieren. Damit ist es mit der Schrittlänge nicht so genau, weil man nach vorne Spielraum hat. Und siehe da, *das* schaffe ich auch ;-) Ich bedanke mich herzlich dafür. Unten angekommen bin ich dann schneller und er wünscht mir noch viel Glück. Danach habe das bald das Nikolaitor passiert und es beginnen die letzten beiden km. Ich beschließe nun leicht das Tempo zu steigern; Puls 180, 185. Kurz vor dem Umspannwerk dann 2 Läufer: einer kämpft und beißt, der andere treibt ihn an. Ich versichere beiden, dass es sich noch für Sub 2 ausgehen kann und versuche ihn aufzumuntern. Ich sage ihm, dass er die letzten Meter nun schafft, er soll zusammenbeißen, und daran denken wie geil es sein muss, noch unter 2h zu finishen; er soll sich anhängen. Und siehe da: trotz unmenschlicher Laute, die er von sich gibt, gelingt es ihm, er wird dann im Ziel nur 10 Sekunden hinter mir sein! Eine Leistung, vor der ich tiefen Respekt habe; ich glaube nicht, dass ich mich in diesem Zustand noch so quälen könnte. Ich ziehe weiter an: Puls 190 und ich komme in meinen 100% Bereich von 194. Das beginnt aber nun wirklich zu beißen: kurz vor dem Ziel ist eine leichte Steigung, die in der prallen Sonne liegt: hier überwinde ich mich noch einmal. Am Ende der Steigung plötzlich der Blick aufs Hotel: vielleicht noch 100m zur Ziellinie. Jetzt lasse ich auch nicht mehr nach! Durchs Ziel: kurzer Blick auf meine Uhr: eine niedere 1:59. Ich falle unter einem Baum in den Schatten und bleibe ein paar Minuten liegen, um zu Atem zu kommen. Ute erklärt mir, dass das mit dem Zieleinlauffoto nichts geworden ist, weil ich die Batterien in meiner Kamera leer waren und ich vergessen hatte, neue zu kaufen... Aber egal, nach ein paar Minuten gehe ich zur Verpflegung, trinke ein paar Becher; es gibt Bananen und Kuchen, die Stimmung ist fein. Ich sehe kurz Winfried, der mit seiner Zeit überhaupt nicht zufrieden ist, weil er um 6 Minuten langsamer war als im Vorjahr. Ich beschließe, mich dann wieder zum Zieleinlauf in den Schatten zu setzen und die nun Eintreffenden mit Applaus zu empfangen. Alle, die das heute bei diesem Temperaturen gelaufen sind, haben eine tolle Leistung erbracht. Irgendwann ziehe ich meine Laufsachen aus, dusche kurz und springe dann in den Hotelpool. Hmmmmm...... Kurzes Trockenen in der Sonne und dann kommt Winfried mit dem Vorschlag, ein Bier zu trinken. Wir sitzen dann im Schatten beisammen und plaudern bis die Siegerehrung beginnt. Der Sieger hat in 1:34 gewonnen. Eine Leistung, die ich mir einfach nicht vorstellen kann. Wahnsinn! Ich bin gesamt 19. geworden in 1:59:04 von 151 Finishern; in meiner Altersklasse M30 7. Winfried ist in 1:51:38 gesamt 9. und in seiner Altersklasse M20 4. geworden. Herzliche Gratulation! Ich bin glücklich, komplett auf Endorphin und angenehm müde, so kommt es mir nicht in den Sinn, mich bei Winfried entsprechen zu bedanken: erstens für den Trainingslauf vor 2 Wochen und zweitens für die vielen wertvollen Tipps, die er mir gegeben hat. Die haben mir mit Sicherheit einige bittere Erfahrungen erspart. Danke vielmals dafür! Ich habe bei diesem Rennen sehr viel gelernt und einige wichtige Erkenntnisse mitgenommen. Der Tag klingt dann nach einer angenehmen Dusche zu Hause in einem feinen Biergarten mit gegrilltem Schopf und natürlich ordentlich Carboloading aus. Ein Tichyeis darf natürlich zum Abschluss auch nicht fehlen. Ergebnisse gibt es unter: http://www.runnersworld.at/rw2003/ergebnisse/Erg.lainz03.pdf Fotos unter: http://www.lcwienerwaldsee.at/neuigkeiten/lainz03g/album.htm Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Anmerkungen zu diesem Bericht loswerden: ich habe ihn zum größten Teil noch am Montag geschrieben unter dem Eindruck des Laufes. Das Hochgefühl vom Lauf hat mich nahezu die ganze Woche nicht losgelassen. Allerdings hatte ich nach dem ersten Durchlesen einige Bedenken und so habe ich ihn 4 Tage liegengelassen, um ihn heute nochmals durchzulesen und zu schauen, wie er nun auf mich wirkt: ich habe ihn nicht geschrieben, um mich selbst zu beweihräuchern, oder herauszukehren, was ich für ein Kerl bin. Ich habe während des Laufens so empfunden und es war ein sehr starkes Gefühl, ein Erlebnis, das einen intensiven Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ich laufe nun seit 14 Monaten nach über 10-jährigem Nichtstun und erbringe für mich Leistungen, die ich vorher niemals für möglich gehalten hätte. In diesem vergangebnen Jahr hat mir das Laufen in einer schwierigen Zeit weiter geholfen; es hat mir Selbstwertgefühl und Selbstbestätigung gegeben. Ohne Laufen wäre es für mich mit Sicherheit sehr viel schwieriger geworden. Der Bericht dokumentiert meine Gedanken und Empfindungen dabei: vielleicht fühlt sich der eine oder andere Leser davon angesprochen und fasst das Laufen als Bereicherung ins Auge. Und nein, ich will damit nicht missionieren. Laufen ist einfach grandios ;-) Und zu meinen Zielen, meinen ersten Marathon im Herbst zu laufen und nächstes Jahr mit 40 einen sub3 Marathon zu laufen hat sich nun ein weiteres gesellt: ich möchte auf Winfried auch nur 8 Minuten verlieren, wenn er in Topform ist ;-) |