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Bericht

Name des Laufes:32. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID1004
Datum des Laufes:25.9.2005 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.real-berlin-marathon.com
Strecken:Marathon
Beschaffenheit:100% Asphalt
Profil:flach
Wetter:warm, 22-26°C
Teilnehmer:40000 (gemeldet)
Name des Berichtenden: PolarMan LID2147
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Bericht vom 28.9.2005 (Wed)
Lauftechnische Details in Kürze:

Meine Zielsetzung / Hoffnung:
sub4:20h, bei optimalem Verlauf vielleicht sogar sub4:15h,

Meine Strategie / Taktik:
Etwas verhalten mit ca. 6:15min/km starten, dann möglichst lange einen konstanten 6er Schnitt laufen, auf den letzten 10-12km dann nach Tagesform langsamer oder schneller werden.

Mein Ergebnis:
05km 0:32:56 @6:35min/km HFavg82% [1]
10km 1:03:46 @6:10min/km HFavg87% [2]
15km 1:33:44 @6:00min/km HFavg89% [3]
20km 2:04:28 @6:08min/km HFavg90% [4]
HM 2:11:57
25km 2:37:07 @6:32min/km HFavg90% [5]
30km 3:11:55 @6:57min/km HFavg89% [6]
35km 3:51:33 @7:55min/km HFavg81% [7]
40km 4:36:23 @8:58min/km HFavg71% [8]
M 4:53:04 @7:36min/km [9]

Nun denn zum eigentlichen ?Erlebnis?-Bericht:

VWKGJ:
Hmm, weiß nicht recht. Das übliche halt. Wieder zu wenig 30er in der Vorbereitung, keine optimale Ruhewoche wegen Arbeitsbelastung, deshalb auch kein echtes Carboloading. Nichts wirklich Aufregendes.

Vor dem Start treffen meine Frau und ich uns mit mehreren Bekannten (Tomas B., Harald J. mit Frau und Reinhard S. mit Frau) an der Reichstagstreppe. Die Männer wollen laufen, die Frauen uns an der Strecke bzw. im Ziel anfeuern. Ein vierter Läufer verspätet sich und wir machen uns ohne ihn auf zum Start. Von uns vier bin ich der einzige, der plant eine neue PB zu laufen, die anderen haben / hatten in der Vorbereitung leichte Blessuren oder sind unzureichend trainiert und wollen lediglich ankommen. Im Gedränge bei der Kleiderbeutelabgabe treffe ich noch kurz Jörg L., bei dem wir Samstagabend noch ein nettes DRSL-Treffen mit Gnocchi hatten.

[0] Ich starte ca. 9:20Uhr zusammen mit meinen Bekannten aus dem letzten Block ?H? und auch innerhalb des Blocks sehr weit hinten. Meine Idee dabei ist: So verhindert man (zwangsweise) ein zu schnelles Angehen und vielleicht ist es ja motivierend kontinuierlich Läufer zu überholen, die noch langsamer als ich sind. Beim Überqueren der Startlinie telefoniere ich kurz mit meiner Frau, damit sie die Startzeit mit meinem Marschplan abgleichen kann und es so einfacher hat mich in der Menge zu finden.

[1] Schon bei km1 müssen Reinhard und ich eine kurze Zwangspause am Rand der Straße des 17. Juni, einlegen. Harald wartet auf mich, aber die beiden anderen gehen dort schon verloren. Viel Zeit verlieren wir wegen des ohnehin extrem langsamen Tempos (ca. 7-7:30min/km) allerdings nicht. Leider ist es wirklich extrem voll und selbst ich als Langsam-Läufer empfinde die Enge nur als nervend. Die erste richtige Kurve am Ernst-Reuter-Platz nehmen wir fast im Gehschritt. Da sich hier auch die Laufbahn deutlich verengt ändert sich das auch auf den nächsten 300m-400m nicht. Überholen geht praktisch gar nicht, jedenfalls nicht ohne andere Läufer zu behindern. Um nicht zuviel Boden bzw. Zeit zu verlieren laufe ich daher auch mal zwischen bzw. hinter den Zuschauern auf dem Bürgersteig, hier kann man im Zickzack wenigstens einigermaßen laufen. Auf der eigentlichen Fahrbahn ist es noch langsamer. Die ersten 5km sind rum und im Vergleich zur Marschtabelle liege ich schon knapp 2 Minuten hinten. Die erste Wasserstelle nutzte ich dennoch schon gern und ausgiebig. Es ist erstaunlich warm.

[2] Um nicht noch weitere Zeit einzubüßen, versuche ich nun doch jede sich bietende Lücke zwischen den Läufern zu nutzen um endlich mein geplantes MRT von 6min/km aufzunehmen. Dadurch werde ich zwar im Schnitt etwas schneller, aber von einem runden Lauf bin ich weit entfernt. Dazu muss man viel zu konzentriert nach allen Seiten Ausschau halten um nicht ins straucheln zu geraten. Auch die Temperatur (ca. 22°C) ist mir doch etwas zu warm. Schon nach 2-3km hatte ich die ersten Schweißperlen von der Stirn, jetzt beginne ich zu tropfen. In Alt-Moabit laufen wir dicht gedrängt auf nur einer Fahrbahnseite. Warum die andere, also die rechte Seite nicht für die Läufer freigegeben ist, weiß wohl nur der Veranstalter. Harald und ich springen durch ein niedriges Gebüsch im Mittelstreifen um auf die andere, leerere Straßenseite zu gelangen. Endlich mal Platz. So komme ich in dort in den Genuss wenigstens für ein paar Hundert Meter mal eigenes Tempo laufen zu können. Ich habe auch das Gefühl die Temperatur ist angenehmer als in der großen Masse der Läufer. Leider ist das Vergnügen nur von kurzer Dauer. Vor einer Kurve (Nähe Kanzleramt) muss ich zurück in die Schlange. Das Tempo im Schnitt aber nun wenigstens so, dass ich für ein sub4:20-Ziel zumindest nicht weiter verliere, dafür aber der Puls für die Geschwindigkeit klar zu hoch. Bei km8 wartet meine Frau zum ersten Mal. Ein freundliches Lächeln, ein kurzes Abklatschen und weiter. Um dem üblichem Gedränge bei der nächsten Verpflegungsstation (bei km9) etwas auszuweichen versuche ich an den ersten wartenden Läufern noch vorbei zu laufen um im hinteren Bereich mein Wasser zu bekommen. Erstens kommt man laufend gar nicht durch und zweitens stehen dort leider nur Becher mit lauwarmem Tee, also nicht wirklich die Erfrischung, die ich mir erhofft hatte. Zurücklaufen ist natürlich unmöglich. Also den warmen Tee runterkippen und weiter. 10km sind rum, schon 3 Minuten verloren gegenüber der Marschtabelle. Noch ist nichts verloren, aber mir ist klar, das wird heute sehr schwer.

[3] Zwischen km10 und km15 kann ich endlich die ursprünglich gewünschte Geschwindigkeit laufen, 6min/km. Allerdings macht mir doch die Temperatur mehr zu schaffen als ich zunächst angenommen habe, deshalb versuche ich gar nicht erst die verlorene Zeit hier schon wieder gut zu machen. Nach dem warmen Tee bin ich froh, dass bei km12 bereits wieder eine Wasserstelle auf uns wartet. Ab dort nehme ich immer zwei Becher, einen über den Kopf oder in den Nacken, der andere wird getrunken. Die Herzfrequenz geht weiter Richtung 90% bzw. sogar darüber. Nicht gut. Mehr als 90% will ich in dieser Phase auf keinen Fall, das wäre dann in etwa vergleichbar mit meinem PB-Lauf in Bremerhaven (07/2005). Nur dort war ich viel schneller unterwegs.

[4] Etwa bei km18 schließe ich zum sub4:30 Pace-Maker auf, der jedoch wohl aus der Mitte des Blocks H gestartet ist und daher deutlich vor mir über die Startlinie ist. Leider ist es in seinem Umfeld etwas voll, so dass ich mich entschließe durch ein kurzen ?Zwischenspurt? vor seine Begleiter zu kommen. Keine Gute Idee, mein Puls ist kurzzeitig mal bei 93-95%. Nachdem der Puls auch noch nach zwei weiteren Minuten nur langsam wieder zurückgeht, ist mir das dann doch ein wenig zuviel und ich beschließe schweren Herzens den Kampf um die Bestzeit hier schon aufzugeben. Mein erstes Squeezy bringt auch auf den nächsten km keine Besserung. Etwas enttäuscht teile ich dem mich noch immer begleitenden DOWer-Läufer Harald mit, dass ich das geplante MRT wohl nicht durchhalten kann und wir laufen nun zunächst mit etwa 6:20-6:25min/km weiter. Bei km20 wartet wieder meine Frau, der ich dort schon mitteile, dass Berlin wohl nicht meine Strecke werden wird. Bei der HM-Distanz bin ich so schon mehr als 11min langsamer als bei meinem letzten Marathon in Bremerhaven. Es ist klar, dass eine neue persönliche Bestzeit heute unmöglich ist, selbst für eine Zeit sub4:30h müsste ich schon sehr kämpfen. Ich bin maßlos enttäuscht. Das Rennen ist wegen der nun fehlenden Motivation zu diesem Zeitpunkt schon für mich gelaufen.

[5] Auf den nächsten paar km bleibe ich nun im Umfeld des sub4:30-Pace-Makers, d.h. wir laufen so in etwa 6:20-6:30min/km. Da mein Puls jedoch einfach nicht unter die 90%-Marke will, lasse ich zwischen km24-25 etwas abreißen. Auch ein zweites Squeezy hilft nicht. Mein Tempo geht nun gen 7min/km und eigentlich geht es nur noch ums Ankommen, ein wenig Spaß haben und ?sightseeing?. So habe ich bei diesem Lauf sehr viel mehr Streckenabschnitte bewusst wahrgenommen habe, an die ich mich aus dem Vorjahr gar nicht erinnern konnte.

[6] Die nächsten km laufen wir recht gleichmäßig mit 7min/km weiter. Natürlich werden wir in dieser Phase schon von einigen Läufern überholt. Unter anderem auch von einem Mädel mit entblößtem Hinterteil. Der nackte Po ist zwar nicht echt, aber die entsprechenden Kommentare der männlichen Läufer bleiben natürlich trotzdem nicht aus. Im weiteren Verlauf entschuldige ich mich ein paar Mal bei Harald, der mich noch immer treu begleitet, dass ich ihm so den Marathon versaue, aber er meint, die Zeit sie ihm gar nicht wichtig. Ich werde langsam etwas wortkarger, da der Puls auch bei dieser Geschwindigkeit einfach nicht runter will. Meine Stimmung sinkt allmählich auf den Nullpunkt. Harald versucht mich immer wieder mal aufzumuntern. Also versuchen wir das Beste daraus zu machen. Bei km28 wartet der wilde Eber auf uns. Ein paar hundert Meter vorher wird man schon durch Lautsprecherboxen ?vorbereitet?. Eine Sambagruppe, Cheerleaders und wie immer eine Bombenstimmung bei den Zuschauern. Ein dankbares, wenn auch etwas gequältes Lächeln meinerseits. Ich wäre hier so gerne etwas schneller vorbei gelaufen.

[7] Da ich mittlerweile aufgehört hatte nach der Laufzeit zu schauen oder gar zu rechnen und der Puls nach 30km mit immer langsameren Tempo immer noch bei rund 90% verharrt, werden nun auch die Gehpausen während der Getränkepausen immer etwas länger. Leider ist der gewollte Erholungseffekt für den Puls teuer erkauft, durch sich immer mehr verhärtende Muskulatur beim Wiederantraben. Bei km32 wartet meine Frau zum dritten Mal und ich lasse mir noch einmal ein Reserve-Squeezy ?für alle Fälle? geben. Ich habe leichte Rückenbeschwerden und es macht keinen großen Spaß mehr zu laufen. Da ich aber körperlich unverletzt bin, wäre ein DNF völlig inakzeptabel. Nach der nächsten Verpflegungs-(und Geh-)Pause kann ich meinen Laufbegleiter Harald aber überzeugen, allein weiterzulaufen. Er hatte schon im Vorfeld des Marathons einige muskuläre Probleme und die Gehpausen schaden ihm sicher noch mehr als mir. Mir tut mittlerweile der linke Oberschenkel ziemlich weh. Nun allein, überlege ich kurz was ich machen soll, zunächst laufe ich noch einmal langsam bis etwa km33-34, dann habe ich endgültig keine Lust mehr zu laufen.

[8] Da ich weiß, dass Tomas, mit dem ich zusammen gestartet bin, eine Zielzeit von 4:45h anpeilt und daher noch klar hinter mir sein muss, entscheide ich mich einfach noch etwas weiter zu gehen und auf ihn zu ?warten? um dann gemeinsam weiter zu laufen. Bei km36 treffen wir uns so in der Tat wieder und nach einer kurzen Pause traben wir nun gemächlich an. Meine Frau wartet kurz vor km38 noch einmal auf mich. Ich hatte sie angerufen und ihr mitgeteilt, dass ich sie sich nicht beeilen müsse. Nachdem sie Rucksack etc. bei Alex Dummer & Co abgegeben hatte, die ebenfalls bei km38 stehen, will sie uns mit einer geliehenen Startnummer, in Jeans und normalen Straßenschuhen auf den letzten Kilometern bis ins Ziel begleiten. Ich verständige mich noch kurz mit Alex, dass ich sein Angebot mich auf den letzten km ins Ziel zu ziehen bei dem Trabtempo nun wirklich nicht mehr brauche. Völlig überraschend treffen wir bei der nächsten Verpflegungsstelle auch noch Reinhard, mit dem ich ebenfalls zusammen gestartet war. Da er eigentlich ein klar schnellerer Läufer als ich ist, hatte ich ihn schon längst im Ziel gewähnt, aber auch er meint, dass heute einfach nicht mehr drin gewesen wäre. Er sei einfach konstant langsam durchgelaufen und es ginge ihm recht gut. Während er nun auch noch die letzen Kilometer langsam ins Ziel trabt, wechseln bei Tomas und mir die Lauf- und Gehphasen ab.

[9] Die letzten km sind nun in Begleitung meiner Frau nun trotzdem nicht mehr so schwierig. Im Gegenteil wir haben sogar Spaß, unterhalten uns und malen uns aus, was wohl die vielen Zuschauer über ihre ungewöhnliche Laufkleidung denken. Die letzten 1.5km laufen / traben wir nun über den Boulevard Unter den Linden und durch das Brandenburger Tor. Die Stimmung am Streckenrand ist auch nach knapp 5h immer noch gut und Hand in Hand laufen Tomas, meine Frau und ich am Ende durchs Ziel. Im Zielbereich bekommen wir drei eine Finisher-Medaille umgehängt und ich beglückwünsche meine Frau zu ihrem ersten Marathon-Finish. :-) Eine Plastikfolie brauche ich nicht, stattdessen greife ich ein paar Kekse ab. Hunger habe ich schon, Durst erstaunlicherweise eher wenig. Nachher gönnen wir uns bei strahlender Sonne eine ausgiebige Ruhepause auf den Liegewiesen vor dem Reichstag. Meine Frau holt ihren Rucksack bei Alex ab und bringt Tomas und mir auf dem Rückweg ein schönes Bier mit. Na denn Prost!


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