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Bericht

Name des Laufes:Mittelrheinmarathon
mehr zum Lauf: VID1691
Datum des Laufes:19.6.2005 (Sun)
Ort:Koblenz
Plz:D5
Homepage:http://www.mittelrhein-marathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, kleine Strecken Pflaster
Profil:flach
Wetter:extrem warm (über 30 Grad im Schatten)
Teilnehmer:7918 auf allen Strecken
Name des Berichtenden:Michael Reiche
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 3.7.2005 (Sun)
Im Herbst ist der nächste Sommer noch weit weg. Und so scheint es auch ohne Risiko, sich für einen Marathon am 19. Juni in einer der sonnenverwöhntesten Ecken Deutschlands anzumelden. Aber da auch ein Inliner- Marathon angeboten wurde und damit ein gemeinsames Wettkampf- Wochenende mit GöGa möglich war, haben wir uns angemeldet. Insgesamt waren aus Chemnitz 20 Personen, darunter 13 Wettkämpfer auf den verschiedensten Strecken, die meisten Deutschlandstaffelläufer und Kilometerspieler, angereist. Quartier war auf der Burg Ehrenbreitstein, die vollständig durch die Truppen der Läufer besetzt war.
Im fünften Anlauf sollte nun endlich die 4-Stunden-Marke fallen. Die Strecke durch das Rheintal schien jedenfalls prädestiniert dafür. Aber so wie der Plan aufgestellt war, war er auch schon Makulatur. Im Moment erlaubt mir die Arbeit kein marathongerechtes Training. Also ging es wieder ohne Ambitionen an den Start. Die Leistenprobleme, die ich mir beim bisher einzigen Bahntraining im März zugezogen hatte, verschwinden erfahrungsgemäß ab Kilometer 10, waren also kein Grund, den Marathon abzusagen.
Die Anreise gestaltete sich problemlos. Nachdem alle Quartier bezogen hatten, ging es zur Startnummernausgabe. Diese war sehr gut organisiert und am frühen Samstagnachmittag auch noch nicht so stark überlaufen. Ich hatte meinen Chip zu Hause vergessen, die Ummeldung samt Ausleihe funktionierte völlig problemlos. Danach noch das Ziel am Deutschen Eck begutachtet und etwas Sightseeing in Koblenz, wohl wissend, dass einem dafür am nächsten Tag wohl die Kraft fehlen würde. Zurück auf der Burg wartete die "private" Pasta-Party, die von den Köchen dort mit verschiedenen Nudelsorten und Soßen perfekt vorbereitet wurde. Begleitet wurde das Ganze von einem Udo-Jürgens-Konzert auf der Burg, das daran schuld war, dass man viel zu spät zum Schlafen kam...
Der Morgen begann mit Weckerklingeln 4:40 Uhr. Die Halbmarathonis und Inliner mussten recht zeitig zu den Zügen, die vom Ziel in Koblenz zu den jeweiligen Startorten in Oberwesel und Boppard fuhren. Auch hier zeigte sich die Jugendherberge flexibel und bot ab 5 Uhr das Frühstück an. Wir hatten, um Kraft zu sparen, Taxis von der Burg zum Bahnhof bestellt. Im Bahnhof wurden von mindestens 10 Helfern die Fahrkarten kontrolliert, damit auch wirklich niemand, der kein Wettkämpfer war, in die Sonderzüge gelangen konnte. Als ob das am zeitigen Sonntagmorgen jemand gewollt hätte...
Der Transfer entlang der Laufstrecke vermittelte schon einmal einen Eindruck von dem, was in den nächsten Stunden zu leisten war. Man konnte die Verpflegungspunkt in ihrer Entstehung begutachten. Im Boppard fuhr der Zug am Feld der Halbmarathonis vorbei, die sich gerade auf ihren Start vorbereiteten.
In Oberwesel ergossen die Läufermassen in den genügend großen Startbereich. Die Kleiderfrage war einfach: so wenig wie möglich. Die bereits herrschenden hohen Temperaturen erlaubten eine zeitige Abgabe der Kleiderbeutel, so dass es dabei recht entspannt zuging. Dies traf auch für den gesamten Startbereich zu. Angesichts der zu erwartenden Hitzeschlacht, hatten sich wohl die Meisten von evtl. Bestzeitenzielen verabschiedet. Zuerst gingen die Rollis und die Inliner an den Start, die Läufer rückten nach. Auch hier gab es nicht das übliche Gedränge. Obwohl der Startbereich B schnell überfüllt war, drückte keiner nach. Nach dem Startschuß, ging es zügig zur Matte und man kam schnell ins Laufen. Die erste Verpflegungsstelle kam nach 5 Kilometern in St. Goar und sie war auch schon sehr notwendig. Leider musste man sich hier erst einmal nach einem Becher Wasser anstellen, da das Feld noch ziemlich dicht beisammen war. Später wurde das besser. Bis zum Halbmarathon in Boppard führte die Strecke mit schönen Aussichten am Rhein entlang. Zuschauer waren auf der Bundesstraße eher die Ausnahme. Boppard selbst schien vollständig auf den Beinen gewesen zu sein. Jedenfalls wurde man vom Beifall (viel zu schnell) durch die Stadt getragen. Sogar ein Nikolaus in voller Montur bemühte sich schwitzend möglichst jeden Läufer abzuklatschen. Eine kleine Steigung hinauf ging es zum Start des Halbmarathons, wo auch die einzige Zwischenzeit genommen wurde. Mit knapp unter zwei Stunden und ziemlich frischen Beinen war ich da (noch) im Plan. Die Euphorie der Menschenmassen in der Stadt schlug nach dem Ortsausgang plötzlich um. Man lief in die senkrecht stehende Sonne und sah vor sich die lange Landstraße und auf dieser die nächsten zwei Verpflegungsstellen. Zwischen diesen aber keinen einzigen Baum! Dies war (für mich) echt demotivierend, weil einem die Quälerei so richtig plastisch flimmernd vor Augen stand. An der nächsten Wasserstelle ereilte mich dann ein Malheur. Zu Trinken gab es Mineralwasser, das aus Flaschen direkt in die Becher abgefüllt wurde und ein "isotonisches Getränk" aus großen Plastikbehältern. Ich hatte mich bisher an das Wasser gehalten. Da dies nun aber die erste Verpflegungsstelle nach dem Halbmarathon war, stand das Wasser schon ein paar Stunden länger in der Sonne und war dementsprechend temperiert. Mein Magen hat sich einfach geweigert, die warme Flüssigkeit anzunehmen. Der Versuch, das süße isotonische Getränk zu schlucken, endete genauso. So bin ich mit zu wenig Flüssigkeitsnachschub wieder losgelaufen und nach ca. 2 Kilometern meldeten sich leichte Krämpfe an, so daß ich lieber in den Gehmodus umgeschaltet habe. Dort überholte mich auch das 4-Stunden-Fahrrad und dies zementierte die Erkenntnis, dass eine Zeit unter 4 Stunden nicht machbar war. Nun hieß es also nur noch, den Lauf mit einem erträglichen Maß an Qual zu Ende zu bringen. Die nächsten Verpfegungsstellen boten wieder nur warmes Wasser an. Die Rettung war dann Spay, wo es von der Bundesstraße weg und durch die Ortschaft ging. Deren Bewohner hatten die Zeichen der Zeit erkannt: Wohl an jedem Grundstück war eine Schlauchdusche oder eine Wanne mit kaltem Wasser aufgestellt, die auch reichlich und dankbar von den Läufern genutzt wurden. Ich hatte das Glück, dass mir jemand kühles Mineralwasser anbot, das meine Probleme weitgehend behob. An einer Stelle wurde auch Wein kredenzt, ich habe aber keinen Läufer gesehen, der das Angebot genutzt hätte. So ging es dann weiter durch Brey nach Rhens, wo das einzige Stück Kopfsteinpflaster zu laufen war, was aber nicht weiter störte. Dafür war die Stimmung dort wieder sehr gut. Am Ortsausgang wartete ein Anstieg hoch zur Bundesstraße. Er kündigte an, dass die Strecke nun etwas welliger wurde. Nun stand auch nur noch eine Seite der Bundesstrasse zur Verfügung. Unglücklicherweise die in der Sonne, während die Autos die Anflüge von Schatten auf der anderen Seite nutzen konnten. Natürlich wechselten die Läufer die Seite, wurden aber von den meisten Motorradpolizisten, die die Autos eskortierten, wieder auf die Läuferseite zurückverwiesen. Auf diesem Streckenabschnitt fuhren auch permanent Krankenwagen. Insgesamt wurden bei 300 Einsätzen über 40 Wettkämpfer im Krankenhaus behandelt. Zum Glück ist offensichtlich nichts Schlimmes passiert. Vorbei ging es an der lokalen Brauerei, die es versäumte, mit einem Verpflegungsstand Werbung für die eigenen Getränke zu machen. Die freiwilligen Feuerwehren hatten geschaltet und haben zwischen den offiziellen Verpflegungsstellen weitere Getränke gereicht. Da die Becher ausgegangen waren, wurden dort die Flaschen einfach weitergegeben. Um Sekunden kämpfte sowieso keiner mehr. Nach der 13. Burg noch 8 Kilometer, hatte ich mir gemerkt. Am Ortseingang von Koblenz sah man schon die Feste Ehrenbreitstein hoch über dem Rheinufer, aber es waren noch immer 6 Kilometer. Durch die Stadt war es auch nicht schattiger, aber die nun wieder vorhandenen Zuschauer machten das Laufen leichter. Bei der Rechts-Links-Kombination herunter zum Rheinufer voller Zuschauer kamen dann auch Emotionen hoch. Der letzte Kilometer war dann so, wie ein letzter Marathonkilometer sein soll, bevor es am Deutschen Eck durch den Zielbogen ging. Geschafft. So sah ich wohl auch aus, denn ich wurde gefragt, ob alles in Ordnung sei. Die Medaille umgehängt war der einzige Wunsch: Schatten. Den gab es aber nicht, am Deutschen Eck sind Bäume Mangelware. An Getränken gab es die gleichen wie unterwegs, leider kein isotonisches Hopfengetränk. Den Kleiderbeitel in den Massen auf dem Boden ausgelegten nicht gleich gefunden, dann aber doch mit dem Beutel in der Hand einen Schattenplatz ausfindig gemacht und per Handy GöGa, die per Inliner natürlich schon viel eher da gewesen war, dorthin gelotst. Danach sind wir gemeinsam zur Jugendherberge gelaufen, heldenhaft den Sessellift verschmähend und zu Fuß die Höhenmeter nehmend. Duschen, auf die anderen Wettkämpfer warten, Sekt trinken, regenerieren, den Lauf auswerten. Alle haben ihre jeweiligen Strecken gut bewältigt, die drei Marathondebütanten ihre "Feuertaufe" im wahrsten Sinne des Wortes überstanden. Abends noch "Nachauswertung" im "Weindorf" bei einheimischen Köstlichkeiten.
Fazit: Eine schöne, bestzeitentaugliche Strecke, die bis Kilometer 27 gefühlt nur bergab geht. Ein Punkt-zu-Punkt-Lauf ist logistisch schwer zu organisieren, vor allem, wenn verschiedene Strecken gelaufen werden. Hier habe die Organisatoren perfekt gearbeitet. Unterwegs gab es nur Wasser und süße isotonische Getränke, die später ungenießbar warm waren. Außerdem Bananen und Riegel die in der Sonne zerschmolzen. Im Ziel hätte ich mir mehr Abwechslung bei Speis und Trank gewünscht. Die Kleiderbeutelausgabe ist sicher verbesserungswürdig. Mehr gibt es aber wirklich nicht zu bemängeln. Ein empfehlenswerter Lauf, es werden ja nicht immer derartige Temperaturen herrschen. Wer nicht aus der Gegend kommt, sollte sich in der Jugendherberge auf der Feste Ehrenbreitstein einquartieren. Das Personal dort hatte sich sehr gut auf die Bedürfnisse der Läufer eingestellt.
Nach ausreichendem Hydrieren gab es keine weiteren Probleme, bei 4:36 im Ziel waren solche auch nicht zu erwarten. Ich weiß nun, dass ich als Hitzemuffel Marathon nur noch im Frühjahr und Herbst laufe

Danke fürs Lesen.

Michael


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