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Bericht

Name des Laufes:Solinger Klingenlauf
mehr zum Lauf: VID1967
Datum des Laufes:26.5.2005 (Thu)
Ort:Solingen
Plz:D4
Homepage:http://www.bergische-leichtathletik.de/2005/klingen/
Strecken:10 km
Beschaffenheit:10 Runden Asphalt
Profil:10x leichter 400m-Anstieg
Wetter:32°C Hitze
Teilnehmer:~150
Name des Berichtenden: Olzo LID1
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Bericht vom 27.5.2005 (Fri)
Kennt ihr die Geschichte von dem Boxer, der sich baerenstark fuehlt, unbesiegbar? Und dann siegessicher den Weltmeister herausfordert, nur um dann im Ring total Pruegel zu beziehen? Der praktisch keinen eigenen Treffer landet und nur verhauen wird?

Was fuer eine tragische, traurige Geschichte...

Ich fuehlte mich baerenstark. Die 5600m am Sonntag, die ich in umgerechnet 18:38 auf 5000 gelaufen bin (sollte die Strecke denn stimmen...), und die 100km-Woche gaben mir ein unbaendiges Selbstvertrauen.
Am Montag schmerzte zwar mein Bein, und ich dachte erst, ich haette mir eine Verletzung eingefangen und koennte gar nicht mehr laufen. Huefte, Oberschenkel, Knoechel, Fussgewoelbe - alles aua, tag und nacht. Die ersten Schritte Dienstag abend: ich befuerchtete schon, abbrechen und umkehren zu muessen, aber dann - oh Wunder - beim Laufen keine Probleme!
Lief auch alles super. Am Mittwoch dann also der endgueltige Test (eifrige Olzo-Leser erinnern sich an den Test mit meinem Mechaniker, dem ich meine Machine vor 2-3 Wochen unterzogen habe)! Jetzt sollte sich entscheiden, ob ich *bereit* war. Auf einer 10km Runde gab es also:
1. Test (Kraft) - die *Wand*. ~350m steil hoch.
Letztens: 1:36.
Jetzt: 1:35. Yes! Der Sekundenpapst (hallo Keili!) laesst gruessen...
2. Test (Schnelligkeit) - 1000m auf wunderbar federndem Waldtannennadelboden.
Letztens: 3:11.
Jetzt: 3:08. Wow! Die ganze Zeit hatte ich Kraft und Luft, nur die Koordination fehlte ein wenig, um /noch/ schneller zu laufen. Muss demnaechste mal wieder 200er machen...
3. Test (Kraft-Ausdauer) - gut 2km bergauf. Das *zieht* sich...
Letztens: wunderbare 10:10.
Jetzt: mit gemuetlichem Anfang noch eine 9:55! Super! Schallmauer durchbrochen!

Ich fuehlte mich also bereit fuer eine 38er Zeit auf 10. Bescheiden, wie ich bin, behauptete ich, auch eine sub39:30 wuerde mir reichen. OK.

Ich stieg also in den Ring.
Da das Wetter von Dienstag 12°C auf Donnerstah 32°C angezogen hatte, konnte ich mir das Einlaufen fast schenken. Ich entschluss mich also um 16Uhr, den Solingerklingenlauf um 16:45 mitzumachen, schwang mich ins Auto, der Rest war Routine. Ich packte noch 3l Wasser ein, kuehlte den Kopf und stand ploetzlich in der Solinger Innenstadt an der Startlinie. Vor mir lagen 10 Runden auf Asphalt, durch Haeuserschluchten, in denen die Luft stand, mehrere scharfe Ecken und Kehren und ein langer Anstieg in jeder Runde.
"Das ist heute was fuer Masochisten", sagte jemand im Vorfeld.
Ich nickte. Vielleicht also doch keine 38er Zeit. Alle Umstaende sprachen gegen mich. Aber ich fuehlte mich doch sooo stark - eine sub40 sollte locker drin sein.

Peng, erste Runde - ich musste mich wirklich zurueckhalten. Die Spitze war so aufreizend nah vor mir, dass ich ernsthaft ueberlegte, einfach mal 1-2 Runden vorne mitzulaufen, nur so zum Spass. Ich fuehlte mich ja *stark*!
Aber ich bremste mich, wollte hinten einen raushauen, und legte die erste Runde in gemuetlichen 3:47 zurueck.
Die zweite Runde war auch etwas verbummelt: 3:52. Aber ok. Mir reichten ja Runden zwischen 3:50 und 3:54. Jetzt also etwas aufdrehen und das Tempo halten.
Und dann ... dann passierte es. Schleichend, aber unweigerlich schlug mir die Hitze auf den Kopf, machte alles schwer, sickerte in die Waden und nahmen mir ploetzlich alle Kraft.
Ich stand im Ring, ich ich bezog Pruegel. Jetzt schon!
Die dritte Runde in 4:01, und ich war schon am Boden.
Und zu der Niederlage kamen die Unannehmlichkeiten: die Ueberrundungen fingen an, einige Ueberrundeten bildeten 2er- oder 3er-Reihen in 1Meter50-Gaesschen. Slalom.
Und hinten in der Ecke eine Bande Prossols, die sich in Ecken stellten, Laeufer anrempelten und Helfer anpoebelten. Die Streifenpolizei versuchte zu beruhigen, aber die Stimmung war spaetestens jetzt dahin.
Ich hatte auch einfach keine Lust mehr. Ich hab s versucht, hat nicht geklappt - warum nicht aussteigen? Macht ja keinen Sinn mehr. "Ein schlechter Wettkampf ist immer noch gutes Training", sage ich ja selber immer - aber das hier war auch kein gutes Training mehr, das war Saugrillen fuer Masochisten.
Nach 5 Runden dann 20:06, weia. Die km-Zeiten wurden kontinuirlich schlechter. Ich gab auch laengst nicht mehr alles, lief halt einfach nur noch.
Warum bin ich hier nicht ausgestiegen?
Ich hatte immer 3-4 Laeufer in meiner Naehe, denen es offenbar ganzh genauso ging wie mir. Von Georg wusste ich, dass er dies Jahr schon ne 38 und n HM in 1:26 gelaufen ist. Also traben wir alle weiter.
Ich griff inzwischen in jeder Runde zu Wasser, ohne waer s gar nicht mehr gegangen. Eine Helferin befand aber wohl, dass ich schon zu oft getrunken hatte, und zog mir gerade, als ich danach greifen wollte, den Becher weg. Verflucht! Zum Nachgreifen war s zu spaet. Meine Laune war im Keller. Wie kann man nur so bloed sein, sich das bei der Hitze anzutun? Bloeder Uebermut, bloeder Olzo...

Ich trabe also reumuetig und gequaelt zu Ende, liess Georg im Schlussspurt hinter mir (hehe) und versuche seitdem, dieses Waterloo als Trainingslauf abzuhaken.

km1 km2 km3 km4 km5 km6 km7 km8 km9 km10
3:47 3:52 4:01 4:09 4:14 4:16 4:21 4:26 4:22 4:07
3:47 7:39 11:41 15:51 20:06 24:23 28:45 33:11 37:34 41:41

Ein bisschen geht s mir wie nach dem miesen 5er letztens: ich werde versuchen, so bald wie moeglich einen besseren 10er zu laufen, damit mich die Zeit nicht zu sehr frustet. Ne sub40 wuerde mir ja erstmal wieder reichen... *seufz*

Langsam geht s mir wirklich auf den Wecker, dass ich von meinen Trainingsleistungen total begeistert und hingerissen bin und von meinen Wettkaempfen enttaeuscht.
Aber ich versuche, es positiv zu sehen: ich werde halt mehr trainieren und fitter werden muessen, das ist mir ein Ansporn. Jetzt erst recht!

*blutige-Nase-geholt*
Olzo



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